Oberösterreichische Heimatblätter Das Schloß war von den aufständischen Bauern zum Waffen- und Beute¬ platz bestimmt worden und entging vielleicht nur dadurch der Einäscherung, die Innersee und Gaspoltshofen erlitten, daß der Bauernhauptmann Achaz Willinger zu den Hohenfeldern gute Beziehungen unterhielt. Hatte ihm ja doch Otto Hohen¬ felder am 13. April 1616 den ansehnlichen Katterhof bei Weibern verkauft (Dienste: 8 fl, 12 Käse, 10 Hennen, 160 Eier). Allerdings zog Wiellinger die Herrschaft Aistersheim zu einer ausgiebigen Sachleistung heran, indem er aus den Stallungen ein Paar herrschaftliche Pferde entnahm. Das war noch zu ver¬ schmerzen, aber wie ein Donnerschlag mußte der Bericht des Pflegers Leo Huett wirken, daß „am 21. November 1626 nach gestilltem Aufstande, als die letzte Schlacht vor Wolfeseck gewesen, 40 Pappenheimische Reiter unter Führung des Kapitäns Latour in das Schloß Aistersheim eindrangen und dort nicht allein das letzte Bargeld, sondern auch eine ganze Truhe voll Schmuck- und Silber¬ sachen, das kostbare Erbe der hohenfelderischen Kinder entwendeten.“ Der Vor¬ mund Ludwig Hohenfelder ließ kein Mittel unversucht, die kostbare Habe zurück¬ zugewinnen, doch welcher Erfolg war zu hoffen, wenn zwar der Haupttäter Latour auf Befehl Pappenheims in den Schloßarrest von Parz gesteckt wurde, aber daraus entweichen konnte! Bei dieser Sachlage war es begreiflich, daß das Ansuchen des Hofmeisters Raid um Gehaltserhöhung nicht bewilligt wurde. Daher sagte er am 26. Oktober 1627 den Dienst auf, da er anderwärts ein besseres Fortkommen finden würde. Bald darauf wurde die protestantische Erziehung überhaupt eingestellt, denn 1630 nahm auf höhere Weisung der Landeshauptmann von Oberösterreich, Johann Ludwig Graf von Kufstein, die Vormundschaft in die Hand, um Otto Achaz den Einflüssen der lutherischen Verwandten zu entziehen 12). Als bewährtes Mittel der Sinnesänderung zog man eine Reise ins katholische Ausland in Erwägung und so sehen wir denn Otto Achaz 1630 nach Löwen ziehen 13). Des Reisenden Ausrüstung bestand in einem Felleisen, einem Paar Pistolen (gekauft bei Georg Khollewald in Linz), einem weißen Hute, Pallasch und Reisemantel, in Regens¬ burg kaufte der Reisende noch von Heinrich Wilhelm Starhemberg zwei Reitklepper um 166 fl. Über die weiteren Erlebnisse des angehenden Konvertiten erfahren wir leider nichts, doch traf der erhoffte Erfolg tatsächlich ein, wie aus dem Vogteibrief Kaiser Ferdinand II. vom 25. Juni 1636 erhellt: „Otto Achaz Hohen¬ 12) Ludwig Hohenfelder war am 19.5. 1626 nach Eßlingen in Württemberg ausgewandert und hätte nur zu gerne auch den Neffen dahingebracht. Der gleiche Fall ereignete sich einige Jahre später in der Familie des Helmhart Jörger, dessen minderjährige Tochter Anna Magdalena die lutherischen Verwandten mit allen Mitteln nach Regensburg zu bringen trachteten. Der Entzug der Vormundschaft machte alle Pläne zunichte und am 17. Juni 1633 konnte Wilhelm von Star¬ hemberg dem Mitgerhaben Franz Christoph Khevenhüller berichten: unsere Pupillin hat andächtig gebeichtet und kommuniziert (Khevenhüllers Protokoll 1633, O. Ö. Landesarchiv). 13) Der berühmte Konvertit Prokop von Templin gesteht: „So ich nicht wäre von Hauß und in die Frembde gekommen, wäre ich nie Catholisch geworden (Gadient, Prokop von Templin, S. 14). 24
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