OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Jandaurek: Die Nömerstraße zwischen Wels und Vöcklabruck haben wir das gleiche Bild vor Augen, wie es uns die Grabenanlagen zwischen Wels und Pichlwang zeigen. Hier weise ich auch auf Voltaires Schrift „Essal sur les moeurs et l’ esprit des nations“ hin, welche in einer den Zerfall des römischen Reiches bedauernden Klage bemerkt: „Die wunderbar festen Straßen¬ züge aber, die vom Kapitol selbst bis zum fernen Taurus geführt hatten, sind bedeckt mit stagnierenden Wässern.“ Wasserbedeckt könnten naturgemäß nur Ver tiefungen sein, die bei Straßen die Form von Gräben annehmen müssen. kann sich sonach Voltaires Bemerkung nur auf solche Römerstraßen beziehen, die ähnlich unseren Anlagen das Gelände durchzogen und, dem Verfall preisgegeben, durch einbrechende Gewässer überflutet wurden. Vielleicht liegt die Ursache, daß wir bisher so wenige Reste römischer Straßen anlagen gefunden haben, darin, daß wir vielfach an falschen Stellen gesucht haben und insbesondere im ebenen Gelände nach Dämmen suchten, wo wir nach Gräben forschen sollten. Ich fand auch bei meinem Suchen nach römischen Straßenzügen mehrfach solche, die auf einer Seite oder beiderseits von Damm¬ schüttungen begleitet waren. So fand ich am Rücken des Franzberges im Zuge der am Ostabhange des Aichberges bei Enns gegen Hargelsberg streichenden Straße ein rund 6 Meter breites Straßenprofil, das beiderseits von Dämmen begleitet ist. Hier am Rücken des Franzberges kommt eine Wasserführung über haupt nicht in Frage. Anderseits fand ich einen einseitigen Straßenwall an einem von den Einheimischen als „Römerstraße“ bezeichneten Fahrweg in der Nähe von Sattledt. Auch die Weilhartstraße zwischen Hörndl und „Weißes Kreuz", wo un zweifelhaft eine Römerstraße lief, ist von einem einseitigen Wall begleitet. Welche Gründe sprechen für die Anlagen der Gräben als Römerstraßen und welche Gründe konnten den Bauherrn bewogen haben, diese Straßen in ver¬ tieften Gräben zu führen? Wir sehen jedenfalls, daß sich die Gräben dem Zuge der Nömerstraße Ovilava — Juvavum ohne weiters einpassen. Wir finden auch die Anlagen von den Einheimischen teilweise ausdrücklich als Römerstraßen be¬ zeichnet. Die Gräben dienen auch heute noch streckenweise als Verkehrswege, teil¬ weise läuft ein solcher neben dem Graben dahin. Die an Flüsse anstoßenden Gräben erreichen diese an Stellen, die durch die Ortsnamen Ufer und Arnbruck (sowie Förgen in Bayern) als Flußübergangsstellen ausdrücklich gekennzeichnet sind. Die Breite der Gräben weist an der Sohle jenes Ausmaß auf, das wir hei unseren über Land ziehenden Römerstraßen voraussetzen können. Die bei Arnbruck am rechten Agerufer endende Grabentrasse setzt sich am anderen Ufer nach beiden Richtungen flußauf- und -abwärts, sowie westwärts fort. Wollen wir am linken Ufer nicht eine eigene Wehr- oder Bewässerungsanlage annehmen, so bleibt nur die Möglichkeit übrig, daß sich eben hier die den Fluß übersetzende Straße nach beiden Richtungen, nach Seewalchen und Pichlwang, sowie gegen Westen fortgesetzt hat. Schließlich konnte ich bei dem unterhalb Lixlau führenden Grabenrest ohne Zweifel ein größeres Teilstück einer betonierten Grabensohle bloßlegen. Ebenso fand ich Betonstücke an einer Bruchstelle des Welser Grabens, 19

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