OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Schließlich zieht die Schrift in dem Kapitel „Landbaukunst“ die Summe aus dem Lebenswerk Heckls und seiner neuen Grundlegung der oberösterreichischen- Landes- und Landschaftskunde. Besser jedoch als Worte es vermögen, erläutern acht Kartentafeln den Bauplan von Oberösterreich. Insbesondere die Auffassung Oberösterreichs als „Österreichisches Gelenk“, in dem die Kultur¬ räume sich begegnen, sind Heckl'sche Gedankengänge, ohne die die moderne Landeskunde nicht mehr auskommen kann. Manches in diesem Abschnitt ist der zur Zeit im Druck befindlichen o. ö. Bau¬ fibel vorweggenommen, wie „Baustoff und Farbe, die Dächer“ usw. Ein Ausblick über die „Ent¬ wicklung des landwirtschaftlichen Bauwesens“ umreißt die gegenwärtige Lage und kommende Mög¬ lichkeiten. (Wir erfahren darin etwa, daß in Oberösterreich Heimstätten für 10.000 Landarbeiter¬ familien fehlen!) Die Frage Peter Roseggers „Warum sollte es nicht möglich sein, die besten Dinge unserer Zeit mit dem ländlichen Leben zu vereinen?“, ist in der Schrift Rudolf Heckls, an Beispielen erhártet, positiv beantwortet. Dr. Franz Berger: Ried im Innkreis. Geschichte des Marktes und der Stadt. 523 S. und 96 Abbildungen. Ried im Innkreis [1948] (Oberösterreichischer Landesverlag). Halbleinen S 66.—. Ganzleinen S 73.— Kaum eine andere oberösterreichische Stadt wird den Vorzug haben, zwei umfängliche ge¬ schichtliche Darstellungen zu besitzen wie nunmehr Ried i. J.: die ältere von Konrad Meindl und das neue Werk von Dr. Franz Berger. Bergers Arbeit ist aus dem schon von Meindl gehegten Plan hervorgegangen, seine 1899 erschienene „Geschichte der Stadt Ried I. Teil“ durch einer zweiten Teil zu ergänzen, der die Entwicklung der einzelnen kirchlichen, gemeindlichen und an¬ deren öffentlichen Einrichtungen enthalten sollte. Als solche „Geschichte der Stadt Nied II., III. und IV. Teil“ gaben sich schon die von Berger verfaßten Bändchen Nr. 7, 12 und 13 der „Rieden Heimatkunde“ (Sonderabdruck aus der „Rieder Volkszeitung“ 1922 —26), aus denen viele Ab¬ schnitte in das neue Werk herübergenommen sind. Da das Buch Meindls längst vergriffen ist — die wenigen in Rieder Familienbesitz vorhandenen Exemplare werden wie ein Hausschatz ge¬ hütet —, ergab sich aber die Notwendigkeit einer Neufassung des alten Meindl. Ein Kompromiß zwischen Fortsetzung und Neufassung Meindls ist das neue Werk Bergers, das den modernen, wissenschaftlichen Typus der Ortsgeschichten vertritt. Viele unserer älteren Ortsgeschichten sind ia damit belastet, daß sie sozusagen mit Adam und Eva beginnen und viel Raum verbrauchen auf vor- und frühgeschichtliche Zeiträume, in denen der Ort noch gar nicht existierte, Dinge also, die besser in eine Bezirks- oder Landschaftsgeschichte gehören. Auch Konrad Meindl hat, allerdings schon in zumeist glücklicher Weise, bei jedem Zeitabschnitt die Anknüpfung, wenn schon nicht an die Weltgeschichte, so doch an die österreichische und bayrische Geschichte gesucht und seine Ge¬ schichte der Stadt Ried, des Vorortes des Innviertels, ist nicht ganz mit Unrecht fast eine Ge¬ schichte des Innviertels geworden. Diese geht nun in Bergers Neubearbeitung freilich verloren und wir dürfen ihre Neufassung, die nach den Forschungsergebnissen des halben Jahrhunderts seit Meindl reichlich notwendig geworden ist, vielleicht noch von einem besonderen Wert Dr. Bergers erwarten. Hier aber geht Berger nach einigen einleitenden Kapiteln über die Land¬ schaft, die vordeutsche Zeit und die Besiedlung des Innviertels in deutscher Zeit rasch in seine engere Aufgabe ein. Er zerschneidet dabei die chronologische Anordnung Meindls in Längsstreifen, die in den Hauptabschnitten „Kirche und Karitas", „Schule und Erziehung", „Kunst und Kunst gewerbe“, „Handel und Gewerbe“, die Entwicklung der einzelnen Einrichtungen von den nach¬ weisbaren Anfängen bis zur jüngsten Vergangenheit vorüberziehen lassen. Die in klar abgegrenzte Kapitel untergeteilten Abschnitte bergen eine ungeheure Fülle von Details und bieten ein er¬ schöpfendes kulturgeschichtliches Material, besonders für den Heimatkundeunterricht in der Schule. Stark bedacht ist die kirchliche Entwicklung, die Geschichte der Zünfte und natürlich auch die der Schwanthaler, wobei Berger schon seine neuesten Funde verarbeiten konnte, die den genealogischer Zusammenhang der Rieder mit den Gmundner Schwanthalern herstellen. Dr. Bergers Leistung ist noch erstaunlicher für den, der weiß, daß nicht nur die gesamte übrige Schwanthaler-Genealogie, sondern alle die vielen, urkundlich restlos belegten Einzelangaben erst von ihm aus weitverstreuten

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