Oberösterreichische Heimatblätter Herausgegeben vom Institut für Landeskunde am o.-ö. Landesmuseum in Linz durch Dr. Franz Pfeffer Jahrgang 3 Jänner-März 1949 Hest 1 Inhalt Sete Herbert Jandaurek: Die Römerstraße zwischen Wels und Vöcklabruck Heinrich Wurm: Otto Achaz von Hohenfeld (1614— 1685). Ein Landedelmann der Barockzeit Dr. Felizitas Frischmuth: Das Landschaftserlebnis der Salzkammergutseen bei Joseph August Schultes (1773 — 1831) .. Bausteine zur Heimatkunde Dr. F. Pfeffer: Heimatgeschichte in alten Straßennamen N. Antauer: Der Linzer Bartholomämarkt und der Brucker Platzbrunnen. Georg Grüll: Ein Mühlviertler Garten vor 250 Jahren Dr. Othmar Wessely: Die ersten Linzer Opernaufführungen Dr. Alfred Webinger: Von Affn und Strauben Dr. J. Oberhumer: Geburts- und Hochzeitsbräuche aus Natternbach Dr. — ch —: Von den Zimmerleuten und ihren Bräuchen.. Lebensbilder Dr. Eduard Kriechbaum: Dr. Franz Schöberl. .. * . . .. . Berichte Dr. F. Pfeffer: Das Museum als Volksbildungsstätte. Aufgaben zeitgemäßer Museumsarbeit in Oberösterreich Dr. F. Pfeffer: Die Tätigkeit unserer Heimathäuser im Jahre 1948 ...... 89 Schrifttum Heckl: Die erste österreichische Bausibel. . .... Buchbesprechungen .. . . . . ... Verzeichnis der oberösterreichischen Neuerscheinungen.... Jährlich 4 Hefte Zuschriften für die Schriftleitung (Beiträge, Besprechungsstücke) an Dr. Franz Pfeffer, Linz a. D., Museumstraße 14 Zuschriften für die Verwaltung (Bezug) an die Buchdruckerei des Amtes der o.-ö. Landes¬ regierung, Linz a. D., Klosterstraße 7 Verleger und Eigentümer: Verlag des Amtes der o.-ö. Landesregierung, Linz a. D., Klosterstr. 7 Herausgeber und Schriftleiter: Dr. Franz Pfeffer, Linz a. D., Museumstraße 14 Druckstöcke: Klischeeanstalt Franz Krammer, Linz a. D., Klammstraße 3 Druck: Buchdruckerei des Amtes der o.-ö. Landesregierung, Linz a. D., Klosterstraße 7
berösterrtichische Jeiniawlanter Jahrgang 3 - Heft 1 Dänner-März 1949 Die Römerstraße zwischen Wels und Vöcklabruck Von Herbert Jandaurek (Linz) Unter verschiedenen auffälligen Hausnamen unserer Heimat haben auch der Name „Hochhaus“ und ähnliche Namensformen meine Aufmerksamkeit erweckt. Während Schiffmann in seinem „Historischen Ortsnamenlexikon des Landes Ober¬ österreich“ sieben solche Haus- und Ortsnamen anführt, konnte ich aus der mir zur Verfügung stehenden Namensammlung, die ich aus dem franzisceischen Kataster ausgezogen habe, in Oberösterreich 59 solcher Namen feststellen. Ich habe im Laufe der Zeit alle diese „Hochhäuser“ besichtigt. Die Vermutung, daß sich dieser Name auf die örtliche Lage des Hauses oder auf seine äußere Form bezieht, erwies sich nicht als richtig. In der Mehrzahl waren es weder der örtlichen Lage nach hochstehende Häuser, noch waren es hochgebaute Häuser. Außer dem Schloß Hochhaus in Vorchdorf, dem bereits verschwundenen und vor Jahren ab¬ gebrochenen Schloß Hochhaus bei Altenhof im Mühlviertel, sowie der Ruine Hochhaus in Stammering, ebenfalls im Mühlviertel gelegen, sind die übrigen „Hochhäuser“ zum Teil Bauernhöfe, zum Großteil unscheinbare Anwesen, Häusel, deren Baustellen nicht so liegen, daß durch sie der Name „Hochhaus“ gerechtfertigt wáre. Ich kam zur Überzeugung, daß der stolze Name „Hochhaus“ sich auf ein früheres, mächtigeres, bedeutenderes Bauwerk beziehen müsse, das, längst ver¬ fallen, seinen Namen am ehemaligen Standort haften ließ, oder seinen Namen auf ein späteres Bauwerk, das auf dem gleichen Platz oder in dessen Nähe auf¬ geführt wurde, übertrug. Bei der Besichtigung dieser „Hochhäuser“ fiel mir weiter auf, daß sie zumeist an oder in der Nähe von Straßen stehen, die als Nömer¬ straßen angesprochen werden. Durch diese auffallende Tatsache wurde ich ge¬ nötigt, mich auch mit den Römerstraßen selbst näher zu beschäftigen und ich wurde von Herrn Landeshauptmann-Stellvertreter Felix Kern damit betraut, für die Schriftenreihe der Landesbaudirektion eine Arbeit über die oberösterreichischen Römerstraßen beizusteuern. Das Ergebnis meiner Arbeit auf diesem Gebiete bleibt der genannten Schriftenreihe vorbehalten. Aus den bisher erzielten
Oberösterreichische Heimatblätter Forschungsergebnissen sei hier lediglich ein Teilstück herausgegriffen, das ich wegen seiner Bedeutung zur allgemeinen Kenntnis und Stellungnahme vorlege. Im Verzeichnis der von mir festgestellten „Hochhäuser“ fand ich auch das Haus No. 13 in Au in der Katastralgemeinde Straß, Ortsgemeinde Guns¬ kirchen. Au liegt unterhalb der Schotterterrasse, auf deren oberem Rand die Bundesstraße von Wels gegen Lambach läuft, in der Niederung der Traun. Hier führte einst die Pferdebahn von Wels nach Gmunden. Den Verlauf der Römer¬ straße Wels — Lambach hier zu finden, erschien mir anfangs unwahrscheinlich, umsomehr als dieser Verlauf vielfach über Straß bei Gunskirchen angenommen wurde, da in Gunskirchen selbst Funde römischer Altertümer nachgewiesen sind. Das Hochhaus selbst zeigte sich als kleine unscheinbare Sölde, deren erster Stock¬ aufbau einer späteren Zeit entstammt. Das Haus selbst liegt in der Traun¬ niederung knapp am Fuße der Höhenterrasse. Örtliche Nachfrage ergab, daß unter den Einheimischen teilweise die Ansicht vertreten ist, daß die Römerstraße hier verlaufen ist. Es galt nun diese Straße zu suchen. Bereits früher war mir in der Nähe des „Wirt am Berg“, ein südlich der Bundesstraße laufendes Stück einer alten Straße aufgefallen, das ich noch nicht näher untersuchte, hielt ich es doch anfangs für ein Teilstück der alten Bundes¬ straße, die hier vielleicht erst durch einen neuzeitlichen Ausbau verlegt wurde. Eine Begehung dieser Trasse führte zu überraschenden Ergebnissen. Ein Bauwerk, das einer Straße ähnelte, lag in einem zusammenhängenden Stück von rund zehn Kilometern Länge, wohl teilweise durch Naturereignisse oder menschliche Ein¬ wirkung zerstört, in ihrem Verlaufe aber noch leicht erkennbar, vor meinen Augen. In gespannter Erwartung folgte ich der Straße und nach zehn Kilometern Weges stand ich unweit von Lambach am Ufer der Traun. Ich war natürlich nicht der Erste, der diese Trasse beging. Das Bauwerk ist den Einheimischen unter dem Namen Traun- oder Mittergraben, Flötzer- oder Stadlingerweg bekannt. Der Graben soll den Flössern und den Stadlingern, den Schiffleuten aus Stadl-Paura als Gangsteig gedient haben. Der Name „Traungraben“ findet durch eine Sage seine Erklärung: Ein Vermessener habe den Lauf der Traun ändern wollen und einen Graben angelegt, um das Wasser des Flusses in diesen zu leiten. Das Werk wurde aber, da es sich gegen den Willen Gottes richtete, nach drei Tagen durch göttliche Einwirkung wieder zerstört. Die Bezeichnung „Mittergraben“ findet aus der örtlichen Bezie¬ hung heraus ohne weiters keine Erklärung, da höchstens im Verhältnis zu unserem Bauwerk ein tiefer gelegener Graben, ein Traunarm vorhanden sein konnte. Sollte auch ein höher gelegener Graben vorhanden sein, so mußte dieser am Plateau der Schotterterrasse zu suchen sein. Tatsächlich fand ich ein Teilstück dieses oberen Grabens. Es dürfte jenes Stück der Römerstraße Wels — Lambach sein, das nach Huber „im Gehölz zwischen Gunskirchen und Lambach noch ein paar hundert Schritte lang sehr erkennbar ist“. Wir sehen heute noch bei Bundesstraßenkilometer 215.05 einen in fast nördlicher Richtung laufenden Damm, den wir als Teilstück
Oberösterreichische Heimatblätter einer von Wällen eingesäumten Grabenanlage erkennen. Der Großteil des Bau¬ werkes ist durch Schotterentnahmen zerstört und die Anlage mündet nach kurze Strecke in den nach Gunskirchen ziehenden Fahrweg. Suchen wir die Fortsetzung der Anlage südlich der Bundesstraße, so können wir diese in einzelnen Teilstücken noch gut erhalten bis zu Kilometer 215.73 verfolgen. In einer angrenzenden Wiese ist sie nicht mehr erhalten. Im anschließenden Wald ist das Gelände durch Schotter¬ grabungen weitgehend verändert, doch dürfte der Graben stets knapp neben der heutigen Bundesstraße bis zur sogenannten roten Kapelle gezogen sein, von wo er anscheinend im Zuge der Bundesstraße gegen Lambach lief. Dieser und andere Grabenteile, die sich im Raume von Wels befinden, sind jedoch aus der vorliegen¬ den Betrachtung ausgeschlossen. Sie sollen nach eingehenden Untersuchungen Gegenstand einer gesonderten Bearbeitung sein. Wiesinger und Andere haben diese Bauwerke gekannt und sie als Bewässerungsanlagen für die Welser Heide an gesprochen. Ehe ich mich mit dem Versuch einer Erklärung der zehn Kilometer langen, von Wels nach Lambach im Hange der Schotterterrasse ziehenden Trasse (Abb. 1) befasse, will ich ihren Verlauf und ihr Aussehen schildern. Gehen wir von Wels auf der Bundesstraße in der Richtung nach Lambach, so stoßen wir rund 1200 Meter westlich der ehemaligen Dragonerkaserne bei Bundesstraßenkilometer 209.2 auf einen rund sechs Meter breiten Graben, der in schiefer Richtung nach links abzweigt. Rechts begleitet ein Fahrweg den Graben, die Trauseneckerstraße. Links des Grabens sind Spuren einer leichten Dammschüt¬ tung zu sehen. Nach einer Länge von rund 130 Metern endet der Graben, um in den Fahrweg überzugehen. Dieser führt am Rande einer Höhenterrasse als natür¬ liche Fortsetzung des Grabens weiter und wird durch die Sängerstraße geschnitten. Wir folgen der Trauseneckerstraße und sehen rechts wieder Teilstücke des Grabens. Nach einem Stück Weges sehen wir wieder den Graben linker Hand und auch hier sind Teilstücke der Dammschüttung vorhanden. Wir nähern uns Trauseneck, wo das Haus Bauparzelle No. 213 in der Trasse des Grabens steht. Das an der Trasse liegende Haus Trauseneck No. 7, Bauparzelle No. 202 der Katastralge meinde Lichtenegg, führt den Hausnamen „Astenhaus“. Schiffmann leitet den Namen Asten aus dem römischen „ad Augustum“ ab und meint, „die Asten in Oberösterreich und in den angrenzenden Gebieten von Salzburg und Bayern liegen olle in der Nähe von Römerorten“. Durch die Ortschaft Trauseneck ist der Graben nicht mehr erkennbar. Folgen wir der Linie gleichen Gefälles, so stoßen wir knapp hinter dem „Wirt am Berg", der auch die Bezeichnung „Tafern am Hagen“ führt, wieder auf den gut ausgebildeten Graben. Das Gasthaus steht mit der Hauptfront zum Graben und nicht zu der an der anderen Seite vorbeilaufenden Bundesstraße. In den alten Mappen wurde die Hauptfront, die Vorderseite der Wohnhäuser, durch den soge¬ nannten Frontstrich, eine stärkere Linie gekennzeichnet. Das Haus trägt diesen Strich an der heute der Bundesstraße abgekehrten Seite. Bei Erbauung des
Jandaurek: Die Nömerstraße zwischen Wels und Vöcklabruck Hauses ist jedenfalls die durchgehende Poststraße an der heutigen Rückseite des Hauses vorbeigelaufen, da nicht anzunehmen ist, daß eine Taferne der Straße die Rückseite zugekehrt habe. Hier ist auch noch in der alten Mappe an der Rückseite des Hauses ein öffentlicher Weg eingetragen, der neben der Trasse des Grabens am Rande der „Hochleiten“ bis zur Sängerstraße geführt hat. Wirt am Berg“ zieht ein anscheinend alter Straßenkörper als Fort¬ Vom setzung des Grabens gegen Südwesten. Hier knapp neben der Bundesstraße, bei Kilometer 211.5 steht auf einer dreieckigen Plateaufläche, die künstlich geschüttet er¬ scheint, das Haus Eben No. 3. Der Graben, der das Aussehen einer alten Straße hat, zieht zwischen dem Plateau und einer linksseitigen Dammschüttung gegen das „Hochholz“. Es ist jener Straßenkörper, der, wie schon erwähnt, bereits früher meine Aufmerksamkeit erweckte und den ich für ein Teilstück der alten Bundesstraße hielt. Hier führt der Graben gegen Südwesten, die gleiche Richtung mehr oder weniger beibehaltend. Bei einer durchschnittlichen Sohlenbreite von fünf Metern führt er nun wieder am Plateaurand durch Wiesengründe in gerader Verlängerung der Bundesstraße weiter. Nach einer kurzen Strecke Wegs erreichen wir die Kata¬ stralgemeinde Straß und einen Fahrweg, der zu Tal führt (Abb. 2). Vom Hause Eben No. 3 bis hieher fehlt die Dammschüttung. Es kann sein, daß sie als kultur¬ hemmendes Hindernis beseitigt wurde. Von hier läuft nun der Graben nicht mehr am Rande, sondern im Hang der Schotterterrasse durch das Hochholz, fast stets talseits von einer Dammschüt¬ tung begleitet, die der Anlage den Charakter eines Grabens verleiht. An der Kreuzungsstelle des Grabens mit dem erwähnten Fahrweg ist der Damm frisch angeschnitten, wohl um den Fahrweg zu verbessern. Das obere Material der Dammschüttung besteht aus lichtem Schotter, während das tiefere eine durch Erd¬ mischung bräunliche Färbung zeigt. Das Dammaterial ist der Aushub für die Grabenplanie. Naturgemäß liegt hier das zuerst abgehobene Material, das mit Humuserde vermischt ist, unten, während das tiefer ausgegrabene Material, der blanke Schotter, oben zu liegen kommt. Der Graben läuft unter unmerklicher Stei gung weiter, Gefällsbrüche sind ohne instrumentale Behelfe nicht festzustellen. Von mir vorgenommene Nivellements in Teilstrecken zeigen teilweise Neigungen, teil¬ weise Steigungen, die sehr gering sind und ohne Feststellung der ursprünglichen Grabensohle keine bindenden Schlüsse zulassen. An einzelnen Stellen ist der Graben unterbrochen, doch ist jenseits der Abrisse die Trasse immer wieder leicht zu finden, die stets in korrespondierender Höhe weiterläuft. Die Abrisse und Unter¬ brechungen des Grabens sind teilweise durch natürliche Einwirkungen erfolgt, teil weise durch Menschenhand verursacht. So sehen wir bald nach dem Eintritt des Grabens in den Wald eine Unter¬ brechung. Rund 500 Meter, ehe der Graben die Höhe des Hochhauses in Au er reicht, wird die Trasse neuerlich, hier durch einige schluchtartige Einbrüche, gestört. Die beigegebene Abbildung 4 zeigt die ursprüngliche Trasse des Grabens in den Teilstücken A-B-C, die in gleicher Richtung und Höhe liegen. Ein in nordwest¬
Oberösterreichische Heimatblätter licher Richtung von D nach G laufender Hohlweg führt gegen die Bundesstraße und setzt sich jenseits dieser in einer nach Gunskirchen laufenden Straße fort. Ge wässer, die infolge langanhaltender Regengüsse nach dem Hohlweg bachartig zu Tal stürzten, haben wohl vor langer Zeit den Graben in der Richtung des Pfeiles zerstört und unterbrochen. Die Abbruchstelle wurde durch eine bogenförmige Ver¬ legung umgangen und die neue Grabentrasse von A über D nach C geführt. Ebene Streifen, die mit den Grabenteilstücken A und C in gleicher Höhe liegen, lassen ohne Zweifel diese Verbindung erkennen. Bei den Punkten E und F zu Tal führende Hohlwege wurden anscheinend durch spätere Wassereinbrüche verursacht, bei diesen Punkten zeigen die Schichtenlinien breite Schwemmkegel. Diese durch Naturgewalten erfolgten Änderungen, sowie solche, die vielleicht durch Schotter grabungen verursacht wurden, erschweren das Erkennen des ursprünglichen Bildes. Die nach Gunskirchen vom Graben abzweigende, durch den Hohlweg D — G führende Straße, scheint sonach eine alte Anlage zu sein. Im Weiterverlauf zieht der Graben oberhalb des genannten Hochhauses vorbei und ist meist mit weniger Baum- und Strauchwuchs bedeckt als der übrige Wald. Vor der Ortschaft Saag tritt die Straße aus dem Wald aus, um im Geländehang durch Wiesen gegen die genannte Ortschaft zu führen. Hier fehlt wieder der talseitige Wall, der wohl als Kulturhindernis beseitigt wurde. Saag selbst steht ein altes und ein neueres Wohnhaus auf der Trasse Grabens. Vorher stießen wir auf ein aus Holz gebautes Jugendheim, das auch auf der Trasse steht. Auch hier wurde der Wall auf eine weitere Strecke ein¬ geebnet. Der Graben tritt nach Saag in den Wald ein und deckt sich im späteren Verlauf in einem Stück mit der Anlage der Pferdebahn. Ein altes Wächterhaus dieser Bahn steht ebenfalls auf der Grabensohle. In gleichmäßiger Steigung weiterziehend, nähert sich der Graben dem Waldende. Er tritt in das Wiesen¬ gelände, an beiden Seiten von Wällen flankiert, die noch ein Stück mit Baum¬ wuchs bedeckt sind (Abb. 3). In den Wiesen sind die Dämme und der Graben besonders gut sichtbar; zwischen Grabensohle und Dammkronen ist ein Höhen¬ unterschied bis fast zwei Meter. Teilweise sind in den Wiesen die Dämme ein¬ geebnet, doch läßt sich die Anlage unschwer bis zur Ortschaft Graben ver folgen, die wohl von diesem Bauwerk den Namen erhalten hat. Hier in den Wiesen erreicht die Anlage samt den Wällen eine Breite von 22 Metern. Das Gasthaus der Ortschaft Graben steht wieder auf der Sohle des Grabens, der hier von der Fischelhamerstraße gekreuzt wird. Im Weiter¬ verlauf läßt sich der Graben nur mehr in einzelnen Teilstücken erkennen. Die Kulturarbeit der Menschen, sowie Hochwässer der Traun haben die Anlage zer¬ stört und verwischt. Ein letztes Stück des Grabens ist wieder westlich des Weilers Kropfing gut erhalten. Es liegt zwischen Wiesen und Äckern und die beiderseitigen Dämme sind mit Baum- und Strauchwuchs bedeckt. Ein Bauer teilte mir mit, daß beim Roden von Bäumen, die im Graben standen, ein Pflaster von Roll¬ steinen zum Vorschein gekommen ist. Hier endet der Graben in der nächsten
Jandaurek: Die Nömerstraße zwischen Wels und Vöcklabruck Nähe der Traun. Am gegenüberliegenden Ufer liegt der Weiler Ufer (1414 Urfar, 1625 Urfahr). Hier ist also ein alter Flußübergang zu suchen. Grundstücke, die zur Ortschaft Ufer gehören, liegen heute auch am linken Traunufer und der Weiler selbst soll sich vor 700 Jahren auch am linken Ufer befunden haben. Einbrechende Hochwässer haben hier, wie auch andernorts weitgehende Veränderungen im Gelände hervorgerufen. Das alte Traunbett ist in den Kartenwerken noch als Wassergraben eingetragen und auch noch in der Natur sichtbar. Von Urfahr führt eine Straße über Altlambach, das südlich von Lambach am rechten Traun¬ ufer liegt, nach Stadl-Paura. Die in der Nähe des Grabens liegenden Ortschaften Trauseneck, Sperr und Fluchtwang fallen uns durch ihre Namen auf, deren Erklärung Schwierigkeiten bietet. Trauseneck wird urkundlich 1787 in gleicher Schreibweise genannt. In Oberösterreich verzeichnet Schiffmann neun Orts- und Hausnamen gleichen Stammes, von welchen sieben die ältere Schreibweise Trausnit, Trausenit auf¬ weisen. Der Name erinnert an die mittelalterliche Benennung von Wehrtürmen. Der Ortsname Sperr kann wohl von einer Straßensperre seinen Namen erhalten haben. Der Annahme, in Fluchtwang die Örtlichkeit einer Fluchtburg zu suchen (Wang bedeutet ein weites, eingeschlossenes Feld oder Grasgefilde), steht die ungünstige Lage in der Traunniederung entgegen, die keine besonderen Ver¬ teidigungsmöglichkeiten bot und überdies den Überschwemmungen der Traun bis zu ihrer Regulierung weitgehend ausgesetzt war. Eine ähnliche Anlage, wie die eben geschilderte, finden wir auch zwischen Vöcklabruck und Pichlwang (Abb. 5). Folgen wir von Schwanenstadt der heutigen Bundesstraße gegen Westen, so treffen wir rund einen Kilometer von Schwanenstadt entfernt bei Kilometer 231.2 auf einen gegen Südwesten abzweigenden Fahrweg. Dieser durchschreitet nach rund einem halben Kilometer eine Talschluchtung und das hier befindliche Bett des Leebaches auf einer Brücke. Bachabwärts sehen wir frische Uferbrüche dieses Baches, der nur bei starken Regengüssen Wasser führt. Die Straße steigt nun in einen Hohlweg, die Talsteigung überwindend, gegen Fisching an. Hier nimmt sie eine gerade Richtung gegen Attnang und führt im weiteren Verlaufe im Ortsgebiete von Attnang den Straßennamen „Römerstraße“. Hier verlief angeblich die alte Römerstraße an Fisching vorbei, Redlham links liegen lassend. Südlich von Redlham begegnet uns ein Burgstall und der Flurname „Stadtfelder", wo an¬ geblich verschiedene Bodenfunde gemacht wurden. Der Fahrweg, der die Richtung der vermutlichen Römerstraße darstellt, führt nun über Niederstraß nach Attnang, durchwegs die gerade Richtung beibehaltend. Die Straße zieht heute als minderer Fahrweg dahin, als größeres Bauwerk nicht mehr erkennbar. Der römische Grundbau liegt jedenfalls in größerer Tiefe, beim Bau der Wasserleitung in Attnang wurde um das Jahr 1930 der Steinbelag der Römerstraße in rund zwei Meter Tiefe aufgefunden. Eine weitgehende Verschlämmung des Geländes bis zu einer Höhe von zwei Metern kann hier nicht angenommen werden. Da der untere
Oberösterreichische Heimatblätter Teil der Otschaft Attnang eine junge, durch den Bahnbau errichtete Siedlung ist, kommt auch eine Überdeckung mit Schutt älterer Bauanlagen nicht in Frage. Es bleibt nur die Annahme übrig, daß hier die Nömerstraße tiefer als das anliegende Gelände führte, vielleicht von Dämmen begleitet, die eingeebnet wurden. Heute führen außer der Römerstraße, der nur mehr der Charakter eines Feldweges zukommt, noch drei weitere Verkehrsadern nach Attnang. Es sind dies: Die alte Bundesstraße, die als nördlichste Trasse in gewundenem Laufe die Ortschaften Einwarting, Tuffeltsham und Alt-Attnang durchzieht, weiter südlich in gerader Richtung die Bundesbahn und wieder weiter südlich, paragel zur Bahn, die 1934 neu gebaute Bundesstraße mit betonierter Fahrbahn. Es erhebt sich unwillkürlich die Frage, warum die alte Römerstraße verlassen wurde, die in ihrer Linienführung vollkommen modernen Verkehrserfordernissen entsprochen hätte und hiefür die über Einwarting und Tuffeltsham in gewundenem Laufe ziehende Straße gewählt wurde. Bei einer Begehung der Römerstraße sinden wir Antwort auf diese Frage. Von Lambach kommend, sehen wir vor Fisching einen tiefen, fast 200 Meter breiten Einbruch in die Schotterplatte. Der von Attnang über Tuffeltsham und Einwarting der Ager zufließende Leebach hat diesen Einbruch in das Gelände eingerissen und hier wohl auch die Römer¬ straße in einer größeren Teilstrecke zerstört. Der Leebach, ein sonst trockenes Bachgerinne, nimmt bei stärkeren Regengüssen das Überwasser des Redlbaches auf, das er über Tuffeltsham, Einwarting, Piesing und Jebing der Ager zuführt Nicht nur der Leebach hat im Laufe der Jahrhunderte weitgehende Ver änderungen des Geländes bewirkt, sondern auch die anderen, vom nördlichen Hügelgelände der Ager zufließenden Gewässer. Katastrophale Überschwemmungen werden uns aus den Jahren 1624, 1655 und 1667 berichtet, wo der nach der Oberndorferstraße fließende Hinterbach 22 Häuser samt der Brücke beim oberen Tor von Schwanenstadt wegriß. Die weitgehenden geologischen Veränderungen, die der Leebach sowie die anderen aus den Ausläufern des Hausrucks der Ager zufließenden Bäche in historischer Zeit bewirkten, sowie die Veränderungen, die die Ager selbst durch wechselnden Lauf und erodierende Tätigkeit an der Schotter¬ terrasse verursachte, können wir heute nicht mehr beurteilen. Der Verlauf de Römerstraße hat früher wohl von Staig in gerader Richtung gegen Fisching geführt, Schwanenstadt also nördlich liegen lassend. Es weist auch die Ver längerung des von Attnang in der Richtung Fisching führenden und als Römer¬ straße angesprochenen Fahrweges in gerader Verlängerung über Hainprechting, welcher Ort heute zum Großteil unter der Schotterterrasse liegt, direkt nach Staig Die lokale Überlieferung führt die Römerstraße auch über Hainprechting. Dieser Verlauf zwischen Fisching und Staig ist wohl nur eine Annahme, der Nachweis einer römischen Straßenanlage kann hier, mit Rücksicht auf die erwähnten Ge¬ ländeveränderungen, heute kaum mehr erfolgen. Es könnten höchstens in Staig selbst Reste eines Straßenkörpers gefunden werden, da hier vermutlich das Gelände wenig oder nicht verändert wurde. In Staig führt das Haus Nr. 17,
Jandaurek: Die Römerstraße zwischen Wels und Vöcklabruck Bauparzelle 177, der gleichen Katastralgemeinde den Hausnamen „Hochhaus Das Haus ist auch nur ein unscheinbares Bauwerk und liegt an der Straße nach Kaufing. In Staig wurden Funde römischer Altertümer gemacht. Die Verfolgen wir den Lauf der Römerstraße weiter gegen Vöcklabruck! eine Trassenführung der heutigen Bundesstraße über Oberstraß ist jedenfalls jüngere Anlage, zeigt doch noch die Karte von Schütz aus dem Jahre 1781 den Verlauf der Poststraße von Attnang über Puchheim, Neudörfl, Unterregau und Schalchham nach Vöcklabruck. Die Katastralmappe um 1824 zeigt im großen und ganzen den heutigen Verlauf der Straße über Oberstraß. Eine teilweise Verlegung dieser Trasse erfolgte aus Anlaß des Bahnbaues in einer Länge von 1.2 Kilometern von der Bahnübersetzung der Pilsbacherstraße gegen Osten. Die Straße wurde hier nach Süden verrückt, um ein zweimaliges Durchschneiden der Bahn zu ver¬ meiden. Berlinger und andere, die sich in diesem Raume mit dem Verlauf der Römerstraße beschäftigt haben, verlegen deren Trasse an den Südabhang des Sonnleitnerwaldes, wo sie über Aichat und Sonnleiten, am Bauernhaus Stein¬ säuler vorbei, beim Vöcklbauerngute die Vöckla überschritten haben soll, um über Obertalheim nach Timelkam zu führen. Bei der Haltestelle Obertalheim vermutet Berlinger den ehemaligen Standort des Vöcklabrucker Meilensteines. In Aichat selbst, am Berghang befindet sich ein Hochhaus, ein unbedeutendes Haus, das gegen die von Schwanenstadt kommende Römerstraße, sowie gegen Puchheim eine gute Fernsicht gibt. Das Haus steht in der nächsten Nähe der von Berlinger an¬ genommenen Trasse, doch ist es auch nicht weit von der nach Puchheim ziehenden Straße entfernt. Mag auch die Trassenführung von Verlinger als Anlage eines römischen Fahrweges nicht bestritten sein, so ist die durchgehende Poststraße zu¬ mindest in ihrer ursprünglichen Linienführung kaum über Sonnleiten gegangen. Die Straße führte vielmehr vermutlich in fast gerader Verlängerung der vorher beschriebenen Trasse, dem heutigen „Mitterweg“ folgend, nach Puchheim Hier teilte sich die Straße. Der eine Ast führte zu Tal, um an einer unbe¬ kannten Stelle (vermutlich bei Dornet) die Ager zu übersetzen und zog sodann nach der örtlichen Überlieferung über Preising, Bauer im Feld und Kaltenbrunner gegen das heute bestehende Schotterwerk nördlich von Himmelreich. Von hier zog wohl wie heute ein Straßenast über Rutzenmoos gegen Gmunden und ein an¬ derer gegen Schörfling. Hier im Himmelreich ist der alte Aurachübergang neber der heutigen Brücke noch gut zu sehen; er dürfte lediglich eine Furt gewesen sein. Der Verlauf der Straße von Preising gegen das Schotterwerk muß ein ziemlich geradliniger gewesen sein. Heute stehen in Preising einige Bauernhäuser auf der vermutlichen Trasse der Römerstraße, die so ihren geraden Verlauf unterbrechen. Die beiden kleinen Häuser Preising No. 2 und 3 stehen wieder auf einem drei¬ eckigen Plateau, wie wir ein solches außerhalb Wels und auch anderwärts ge¬ troffen haben. Dieses Plateau ist teilweise von einem natürlichen Steilhang be¬ grenzt, der zur Dürren Aurach abfällt, während der Plateaurand, der gegen Prei¬ sing gerichtet ist, unzweifelhaft künstlich geschaffen wurde.
Oberösterreichische Heimatblätter Vom Schotterwerk führt nun ein Feldweg, der in der Spezialkarte und an¬ deren Kartenwerken als Karrenweg eingezeichnet ist, in fast gerader Richtung gegen Westen. Er führt unter den Einheimischen die Bezeichnung „Samerweg' und soll einst die Römerstraße gewesen sein. In der Mappe teilweise in einer Breite von über 10 Metern ausgeschieden, ist dieser Weg heute manchmal kaum noch zu erkennen, dient er ja nur mehr lokalen Bedürfnissen als Feldfahrt. Vom Schotterwerk zieht die Straße am Bauernhof Schachinger vorbei durch die Kata¬ stralgemeinde Unterregau und Wagrain, um bei Parzelle 1243 der Katastralge¬ meinde Wagrain als Graben sichtbar zu werden. Im Verlaufe bis hieher zeigt die alte Spezialkarte noch in einer Ausdehnung von rund 2 Kilometern an diesem durch Wiesen und Feldern führenden Weg die Grabenböschung als Schraffen ein¬ gezeichnet. In der neueren Karte 1: 50.000 fehlen diese Schraffen. Der Graben, der hier wohl von Wällen begleitet noch in jüngerer Zeit erhalten war, wurde durch Einebnung der Wälle zugeschüttet und ist nur mehr in seinem letzten Stück, vor Eintritt in den Wald sichtbar. Hier zieht der Graben immer in westlicher Rich¬ tung weiter, doch bricht er nach kurzer Strecke am Rande der zur Ager abfallen¬ den Schotterterrasse ab. Die erodierende Tätigkeit der Ager hat hier den Graben unterbrochen, der bald wieder im Wald erscheint, um dann von hier ohne Unter¬ brechung bis gegen Arnbruck weiter zu laufen. Schuldirektor Robert Bernhart aus Vöcklabruck hat mich auf diesen und andere Gräben im Raume von Vöcklabruck aufmerksam gemacht. Die Gräben kannte ich aus Berlingers Arbeit, doch maß ich ihnen keine besondere Bedeutung bei, da Berlinger keine Angaben über die Breite macht und ich daher nicht wußte, daß es sich um so ein bedeutendes Bauwerk handelt. Bei Parzelle 1243, wo südlich des Grabens, in der Katastralgemeinde Wagrain, auf einem aufragenden Waldhang der Weiler Burgstall liegt, zweigt ein kurzes, schmäleres Grabenstück im Bogen gegen Nordosten, um an der Schotter¬ terrasse abzubrechen. Östlich hievon, in dem gegen Norden ausweitenden Bogen der Ager stoßen wir wieder auf ein längeres Stück dieses Grabens, der mit ge¬ ringer Neigung von Westen nach Osten zieht, um wieder durch Naturgewalten zerstört unterhalb Oberlixlau abzubrechen. Die Sohlenbreite dieses Grabens dürfte früher rund 3 Meter betragen haben und ist heute durch abrollendes Material ver¬ engt. Wo der von Unterlixlau zur Gmundnerstraße führende Weg zu dieser abfällt, sehen wir wieder ein Stück des Grabens. Dieser zieht sich ohne Dammschüttung knapp unterhalb des oberen Terrassenrandes, halbwegs parallel zur Gmundner¬ straße gegen Schalchham. Schalchham ist wohl von Parschalk = zinspflichtiger Romane abzuleiten. Die Straße läuft gegen Schalchham knapp unterhalb des so¬ genannten „Predigstuhl“ vorbei. Dieser liegt am oberen Terrassenrand und ist ein halbmondförmiger geschütteter Wall, der eine Mulde umgrenzt. In Schalchham selbst wurde im Jahre 1930 bei der Umlegung des Schalchhamerberges im Zuge der Bauarbeiten ein gemauerter Schacht mit menschlichen Gerippen bloßgelegt. Der Polier ließ, um befürchteten Bauhemmungen zu entgehen, die Bausteine des 10
Jandaurek: Die Nömerstraße zwischen Wels und Vöcklabruck Schachtes und die Gerippe in die Dammschüttung leeren. Ein wichtiger Bodenfund, ein Grab, wurde so der Beurteilung durch Fachleute entzogen. Nach Überschnei¬ dung der Straße nach Gmunden setzt sich die Grabentrasse im sogenannten „Mitterweg“ fort. Ein Stück läuft die Trasse, heute ist es nur mehr ein Fußweg, am oberen Terrassenrand, dann nimmt sie quer durch die Felder die Richtung nach Unterregau. Dieser Weg war nach Aussagen der Dorfbewohner früher eine Fahr¬ straße und mit einem Hag eingesäumt. Von Unterregau, wo die Trasse wieder ein Stück am Terrassenrand zieht, führt eine Fahrstraße als natürliche Fortsetzung des Mitterweges nach Preising. Ehe diese Straße jene, die von Attnang kommt, kreuzt, läuft sie wieder ein Stück unterhalb des oberen Terrassenrandes und bietet das gleiche Bild, wie die nach Schalchham führende Grabenanlage. Nach Überquerung der Attnangerstraße sehen wir beim Hause Preising No. 26 eine kleine Schotter¬ grube. Am oberen Rand dieser, unter einer mit Schotter vermischten Humus¬ schichte, erblicken wir eine Schichte von rund 20 cm Kies und unterhalb eine stärkere Lage von Schotter. Es sind dies keine natürlichen Ablagerungen, sondern anscheinend Teile eines Straßengrundbaues. Die hier beschriebene Trasse dient zum Großteil auch heute noch als Verkehrs¬ weg und auch die vor Schalchham gelegenen Teile lassen die frühere Benützung als Fahrweg erkennen. Eine Wallschüttung ist nirgends vorhanden und es läßt nicht mehr feststellen, ob eine solche früher bestanden hat. Diese Trasse, zu der auch das im ausweitenden Agerbogen gelegene Teilstück gehört, ist vermutlich ein Teil einer älteren Anlage, die nach teilweiser Zerstörung durch die Ager über das Bauernhaus Schachinger verlegt wurde. Beide Äste streben dem gleichen Ziele Preising, beziehungsweise dem vermutlich bei Dornet gelegenen Agerübergang zu. Kehren wir wieder zum Hauptgraben bei Parzelle 1243 nordöstlich des Weilers Burgstall zurück, so finden wir diesen mit einer beiläufigen Sohlenbreite von fünf Metern beiderseits von Wällen eingesäumt. Streckenweise besteht der Wall nur talseits, wenn an der anderen Seite der Berghang ansteigt. Der Graben durchmißt den Wald in fast gerader Richtung und dient in Teilstrecken als Fahrweg. In der nahegelegenen Ortschaft Obereck sind römische Funde nachgewiesen. In der anschließenden Katastralgemeinde Pichlwang beachten wir zwischen der Ortschaft Obereck und dem Graben den Flurnamen „Kalkgrabenfeld“. Sollte hier Kalk gebrannt worden sein, oder wurde der Graben wegen der Betonunterlage, einer kalkgebundenen Unterlage, Kalkgraben genannt? Nach dem Verlassen des Waldes führt der Graben, der wieder zu beiden Seiten mit Wällen eingesäumt ist, in einem S-förmigen Bogen gegen die Ortschaft Mairhof. Dann sich in südliche Richtung wendend, führt er ageraufwärts durch einen Wald, um sich in den folgenden Wiesengründen unmerklich zu verlieren. Hier haben wohl fließende Wasser die Spuren des Grabens getilgt. Der breite Schlämmkegel ist noch gut sichtbar und der Graben muß rund 500 Meter vor der Agerbrücke von Lenzing den Fluß erreicht haben. Keinerlei in das Land eingreifender Arm oder Trichter läßt vermuten, daß hier einmal ein Kanal oder ein Flußarm gezogen. Es hat 11
Oberösterreichische Heimatblätter eher den Anschein, daß der Graben zu einer an der Ager gelegenen Furt oder Brücke führte. Suchen wir am gegenüberliegenden Ufer der Ager die entsprechende Stelle auf, so können wir zwar in den am Flußufer liegenden Wiesen nichts bemerken. Sehen wir jedoch nach der weiter westlich gelegenen Anhöhe, so erblicken wir wieder den Graben, der in einer drei Meter tiefen Furche in westlicher Richtung die Höhe durchschneidet. Linker Hand befindet sich das große Klärbecken der Lenzinger Zellwolle-Fabrik, das hart an den Grabenrand heranreicht. Hier liegen die Häuser der Ortschaft Arnbruck in der Nähe. Hier war also früher einmal ein Flußübergang, eine Brücke. Das beschriebene Grabenstück, das bloß eine Länge von 100 Metern aufweist, zeigt in seiner Richtung gegen Pettighofen. Es könnte der Beginn jener Römerstraße sein, die Huber von hier über Steindorf, Kemating und Ainwalchen gegen den Ostabhang des Buchberges zieht und die von hier einerseits über Haining an den Attersee und anderseits gegen Sankt Georgen i. A. geführt haben soll. Von Arnbruck setzte sich der Graben jedenfalls einerseits in der Richtung gegen Westen fort und anderseits nach der Ager flußauf- und -abwärts. Der aufwärts ziehende Ast läßt sich bis gegen das Fabriksgelände von Lenzing ver¬ folgen, wo er im verbauten Gelände verschwindet, um bei der Ortschaft Waitzing wieder sichtbar zu werden. Unterhalb der ehemaligen Industriebahn nach Pettig¬ hofen zieht er sich in der Berglehne hin, wird von der Trasse der Bahn durch¬ schnitten und führt uns in das Wäldchen des Direktionsgebäudes der ehemaligen Papierfabrik, wo noch seine letzten Spuren zu sehen sind. Der agerabwärts ziehende Ast wird in der Nähe des Hauses Arnbruck Nr. 3 sichtbar. Hier führt er nach einem bogenförmigen Stück, das aus der Richtung Pettighofen kommt, in gerader Richtung, als flache Mulde am Terrassenhang gegen die „Schimmel¬ kirche“ von Pichlwang, wo er endet. Das bezeichnete bogenförmige Grabenstück, sowie die drei Meter tiefe Grabenfurche haben sich wohl an einer heute nicht mehr erhaltenen und durch ein Bächlein zerstörten Stelle vereinigt. Neben dem Hause Arnbruck Nr. 3 Bauparzelle 80 wurden im Jahre 1926 Reste eines Bau¬ werkes bloßgelegt, die Wiesinger auf Grund der vorgefundenen Ziegel als römische Anlage feststellte. Der verstorbene Schulleiter von Timelkam Josef Berlinger hat sich in der Arbeit „Über Bodendenkmale“ („Heimatgaue“, 7. Jahrgang, 3. u. Heft) mit diesen Anlagen beschäftigt. Die Universitätsprofessoren Dr. Reinecke, München, und Dr. Menghin, Wien, haben die Gräben als mittelalterliche Berieselungsanlagen erklärt. Berlinger schloß sich dieser Ansicht an, verwies aber die Anlage mit verschiedenen Begründungen in die antike Zeit, als Schöpfung der Römer. Dipl. Ing. Rendl hat die Gräben nivelliert und Gefälle von 2 bzw. 0.65 Promille auf Längen von 4, bzw. 2 Kilometern festgestellt. Mit diesen Gefällsangaben ist nichts besonderes bewiesen, da die beiden Gräben Flüssen entlang ziehen und not¬ gedrungen in größeren Strecken in der Richtung flußabwärts Gefälle aufweisen
Oberösterreichische Heimatblätter müssen. Überraschend ist jedenfalls die durchlaufende gleichmäßige Gefällsneigung, die diese Anlagen aufweisen. Suchen wir nun den zweiten, von Puchheim abzweigenden Straßenast! Folgen wir von Attnang, am Mitterweg kommend, der Linie gleicher Richtung und gleichen Gefälles, so führt uns diese in die Dr. Riedlingerstraße. Ging die Straße hier weiter und war sie nach den gleichen Grundsätzen gebaut, wie die Anlagen zwischen Wels und Lambach, Vöcklabruck und Pichlwang, so müßte sie gegen das Bauernhaus Schlemmerdinger zu einem Steilabfall des Buchenwaldes geführt haben. Die Ager, die knapp am Fuße dieses Absturzes dahin fließt, verursacht auch heute noch Unterwaschungen und nachfolgende Abstürze. Der Weg ist hier nach dem Flußufer weiter nicht begehbar und wir müssen über die Höhe des Buchenwaldes ausweichen. Daß hier die Ager früher weiter südlich floß, zeigen Grundstücke des genannten Bauernhauses, die heute am jenseitigen Flu߬ ufer liegen und früher sicher mit dem Gehöft und Grundstücken am linken Ager¬ ufer im Zusammenhang standen. Hier finden wir keine Spur einer Straßen¬ oder Grabenanlage. Erst nach Umgehung des Steilhanges stoßen wir rund 750 Meter südöstlich des Schlosses Wagrain auf einen Graben, der nach dem Grundstück 685 (Katastralgemeinde Wagrain) gegen das Haus Bauparzelle 105 läuft. Nun bricht er am Rande der Niederterrasse ab. Hochwässer der Ager haben das Gelände abgerissen. Diese Grabenanlage hat Berlinger teilweise beschrieben. Sie verläuft am Schlosse Wagrain vorbei, gegen den Pfarrhof von Vöcklabruck. In dieser Strecke sind nur einzelne Teilstücke der Anlage erkennbar, doch läßt sie sich ohne Schwierigkeiten verfolgen. Oberhalb des Pfarrhofes wird die Trasse durch die alte Bundesstraße unterbrochen. (Die neue noch nicht fertig gestellte Trasse verläuft von Wagrain gegen Schöndorf und den Postberg und umgeht Vöcklabruck.) Die alte Straße, die zur Vöcklabrücke vor Vöcklabruck führt, ist sonach ohne Zweifel eine spätere Anlage und hat in der Zeit, als der Graben in Benützung war, nicht bestanden. Der Graben zieht nun gegen die Bahn, die er oberhalb der Kreuzung Bahn — Diesenbachstraße übersetzt. Während die Straße zur Höhe der Schotterterrasse ansteigt, führt der Graben am Fuße der Terrasse noch gut erkennbar weiter. Unterhalb der Bauflächen Nr. 20 und 21 endet der Graben am Ufer des Diesenbaches, den er hier übersetzt haben muß. Am jenseitigen Ufer können wir von der Anlage nichts mehr mit Sicherheit finden. Hochwässer der Vöckla, sowie die Anlage eines Barackenlagers mögen die letzten Spuren verwischt haben. Für den einstigen Weiterverlauf der Anlage bestehen, durch das Gelände bedingt, keine Zweifel. Der Graben muß unterhalb des Vöckl¬ bauerngutes die Vöckla übersetzt haben. Hier vermutet auch Berlinger den Über gang der Römerstraße über den Fluß, ohne für seine Vermutung eine Begründung anzugeben. Berlinger mochte wohl geahnt haben, daß es sich bei den Graben¬ anlagen um römische Straßenbauwerke und nicht um Kanäle handelt, doch wurde er durch das Urteil der beiden genannten Professoren beeinflußt. Die Anlage kann nun weiter nur gegen Obertalheim geführt haben. Hier wurde durch Hochwässer
Jandaurek: Die Römerstraße zwischen Wels und Vöcklabruck der Vöckla und wohl auch durch menschliche Kulturarbeit das Gelände im Laufe der Jahrhunderte stark verändert, so daß wir sichere Spuren des Bauwerkes nicht auffinden können. Folgen wir der vermutlichen Trasse nach Obertalheim, so sehen wir rund 600 Meter östlich der Kirche, beim Bahnwächterhaus Nr. 307, im Terrassenhang wieder eine muldenförmige Anlage in der Richtung gegen das Mutterhaus der Schulschwestern ziehen. Diese Anlage hat eine Länge von rund 650 Metern und endet, wo die beiden Wegparzellen 295 und 296 der Katastral¬ gemeinde Vöcklabruck zusammentreffen. Hier hat die Feldarbeit in den Äckern weitere Spuren vernichtet. Die Richtung des Grabens weist gegen das Mutter¬ haus und jenen Punkt der alten Bundesstraße, wo diese, von Timelkam kommend, einen scharfen Bogen gegen den Stadtturm von Vöcklabruck einschlägt. Dieser Teil der alten Bundesstraße scheint sonach ein Teilstück der alten Grabenanlage zu sein. Ist schon der scharfe Bruch durch das Gelände nicht bedingt, so zeigt auch die Einmündung zum Stadttor, wo die Straße wieder im rechten Winkel bricht, daß seinerzeit bei Anlage der Straße andere Gesichtspunkte maßgebend waren, als die Lage der heutigen Stadt. Die Straße zog wohl, ehe die Stadt Vöcklabruck bestand, in zügiger Richtung vom Bahnwächterhaus kommend, ein Stück durch die alte Bundesstraße überdeckt, gegen Schöndorf. Hier wurden ja römische Altertümer aus dem Boden geborgen. Wir folgten hier wohl nur einem Nebenast, der vom Bahnwächterhaus nach Schöndorf zog. Der Hauptast verlie von Obertalheim, wohl der heutigen gerade laufenden Straße folgend, gegen Pichlwang, wo wir ja einen Teil einer Grabenanlage gefunden haben. Über einen Weiterverlauf von Obertalheim gegen Timelkam, in welcher Richtung Berlinger die Römerstraße annimmt, kann ich noch kein Urteil abgeben. Es erhebt sich nun die Frage, wie und wann diese Anlagen gebaut wurden und welchem Zweck sie dienten. Ehe wir in die Beantwortung dieser Fragen näher eingehen, weise ich auf ähnliche Bauwerke hin, die sich in Bayern befinden. In der Schriftenreihe „Deutsche Gaue“, Band 1904 —05, Seite 158, wird unter dem Titel „Neuentdeckte Bewässerungsanlagen aus alter Zeit" auf ähnliche Bauwerke am Lechfelde bei Augsburg, sowie bei Marktl und Kastl hin¬ gewiesen. Die beiden letztgenannten Orte befinden sich westlich der Salzach, in der Nähe der Alz und von Altötting. Die Anlage am Lechfelde erstreckt sich auf eine Länge von rund 5 Kilometern und weist angeblich zahlreiche, vom Haupt¬ graben ausästende Rinnsale auf, die die Anlage als Bewässerungsanlage erkennen lassen. Die Anlage bei Marktl besteht aus zwei mehr oder weniger parallel laufenden Gräben, die von Marktl, alzaufwärts gegen Hohenwart an der Straße Altötting — Burghausen in einer Länge von 3.7 bzw. 9.4 Kilometern führen. In dieser Linie lief auch eine römische Konsularstraße, die in Hohenwart eine solche, die von Neuötting nach Burghausen zog, kreuzte (Huber). Die beiden Gräben werden Laber-Gräben genannt. Es sei hier darauf hingewiesen, daß sich südlich der Ortschaften Ober-, Mittel- und Niederlab (nördlich von Wels) auch eine Grabenanlage befindet. Die Bezeichnung Lab scheint sonach mit den
Oberösterreichische Heimatblätter Gräben im Zusammenhang zu stehen; die Ableitung ist vielleicht in dem mittelhochdeutschen Wort le, lewer = Erdaufwurf, Hügel zu suchen. Bei der Anlage von Marktl fehlen abzweigende Gräben. In der Nähe der Abzweigung des einen Grabens von der Alz liegt das Bauerngehöft „Förgen“. Hier war also eine Überfuhrstelle. Auch der Namen Hohenwart fällt auf, hier war ohne Zweifel eine Hochwarte, ein Wachturm. Die Anlage von Kastl zieht von Pirach zwischen zwei Wällen in fast nördlicher Richtung nahezu 4 Kilometer lang bis knapp an den „Fürstenweg“ im Öttinger Forst, wo sie anscheinend endet. Der Öttinger Forst liegt auf einer reinen Schotterplatte und zählt der unfruchtbaren Unterlage wegen zu den kümmerlichsten Waldbeständen. Die Annahme, eine Be wässerungsanlage hier zu suchen, wäre mit Rücksicht auf den Schotterboden ver fehlt. Da die Ausführungen in der genannten Schriftenreihe nur oberflächlicher Natur sind, lassen sie kein abschließendes Urteil über diese Anlagen zu. Betrachten wir das Gefälle unserer oberösterreichischen Gräben, so bemerken wir die Absicht des Projektierenden, eine Linie mit durchgehender, gleich¬ mäßiger Neigung dem Gelände anzupassen. Eine solche Linie ist für die Anlage eines Kanals unbedingt notwendig, für die Anlage einer Straße hin¬ gegen erstrebenswert. Aus den Steigungsverhältnissen allein können wir sonach keine bindenden Schlüsse ziehen. Das Alter der Anlagen ist ohne ausreichende Bodenfunde nicht einwand¬ frei festzustellen; wohl können wir aber annehmen, daß diese Anlagen, die sich auf einen Raum von Augsburg bis Wels verteilen, einem einheitlichen Bauwillen entsprungen sind. Als Bauherr kommt sonach wohl nur der Machthaber eines stark gefügten Staates in Frage. Hier können wir mit Berechtigung an die Römer denken. Die Führung dieser in gleichmäßigem Gefälle angelegten Gräben erscheint in alter Zeit um so bemerkenswerter, als doch instrumentale Behelfe im Sinne unserer heutigen Meßinstrumente fehlten. Die Festlegung der Gefällslinien mag in der Art erfolgt sein, daß von dem in der Nähe befindlichen Flußspiegel oder von der Kante der Höhenterrasse durch Staffeln einzelne Punkte mit einem be¬ stimmten Höhenabstand festgelegt wurden. Die Zwischenpunkte konnten sodann durch das Visierkreuz bestimmt werden. Als technische Behelfe genügten hiezu die Schrott- oder Bergwaage und das Visierkreuz, primitive Behelfe, über die die Römer vermutlich bereits verfügten. Bisher wurden die Gråben ohne eingehende Untersuchungen kurzweg als Kanäle, zu Berieselungszwecken angelegt, angesprochen. Außer den gleich¬ mäßigen Neigungsverhältnissen und dem grabenartigen Profil sprechen keine Beweisgründe für eine Wasserbauanlage. Gegen die Annahme, daß es sich um Wassergräben handelt, spricht, wie bereits erwähnt, in erster Linie die geologische Grundlage (Schotker), die zur Wasserführung ohne eine entsprechende mulden¬ förmige Grabenabdichtung ungeeignet ist. Eine solche Grabenabdichtung ist nicht vorhanden, auch sind keinerlei Ablagerungen von Bachschlamm festzustellen. Es erhebt sich auch die Frage, was in so ausreichender Art durch 5 Meter breite 16
Jandaurek: Die Römerstraße zwischen Wels und Vöcklabruck Kanäle bewässert werden sollte. Da Getreide als Steppenpflanze für Bewässerung ausscheidet, umfangreiche Gemüsekulturen in alter Zeit nicht bestanden, bleibt nur die Bewässerung von Wiesen übrig. Es ist aber kaum anzunehmen, daß in alter Zeit, wo ausreichend Gründe einer zahlenmäßig geringen Bevölkerung zur Verfü¬ gung standen, die Bewässerung von Wiesen auf ertragsarmem Boden notwendig er¬ schien. Am wenigstens kann an eine lohnende Bewässerung des Welser Heidebodens geglaubt werden, der zur Römerzeit jedenfalls noch kümmerlicher war als heute Da es sich bei den hier besprochenen Bauwerken nicht um Bewässerungs gräben handeln kann, sondern um Bauwerke anderer Art, so kommen hiefür ent weder Befestigungswerke oder Straßenanlagen in Frage. Befestigungsanlagen, Landwehren oder Landgräben genannt, sind uns größeren Umfanges aus verschiedenen Teilen Deutschlands bekannt, Grenz wehren, die sich oft meilenweit hinziehen. Bereits Cäsar, Strabo und Tacitus beschreiben solche Anlagen. Hieher gehörten schließlich auch der Limeswall zwischen Rhein und Donau, der eine Länge von rund 600 Kilometern aufweist, und die sogenannte schlesische Landwehr in einer Ausdehnung von 153 Kilometern. In Oberösterreich ist die sogenannte bayerische Landwehr zu erwähnen, ein Land¬ graben, der von Frankenburg gegen Nußdorf am Attersee zieht. Die Anlage solcher Landwehren, auch Gebück genannt, reicht noch bis in das 15. Jahrhundert herauf. Die Anlage bestand aus Wall und Graben, manchmal mehreren nebeneinander. Der Hag, das Gebück, stand auf dem Wall, oder in den Gräben rechts und links und dann diente der Wall als Reitweg, auf dem der Hegreiter den Zustand des Gebückes überprüfen konnte. Auf diesem Wege konnte man auch ungesehen von einem gefährdeten Punkt zum anderen kommen Ein außerhalb des Gebücks laufendes Bankett diente zur Begehung der Anlage. Das Gebück bestand aus einer grünen Hecke, oft 50 und mehr Schritte breit. Die Aste von Sträuchern und Bäumen wurden herunter gebrochen und dadurch an der Stelle, wo die Rinde aufriß, zum reichen Austreiben veranlaßt. Die Aste wurden sodann ineinander verflochten. Als Haggebüsch wurde die Hag- oder Weißbuche, der Hage- oder Weißdorn und der Hagebuttdorn benutzt; diese Ge¬ wächse tragen ja noch ihren Namen nach solchen Hagen. Zu den früher erwähnten Grabenanlagen in Bayern zwischen Marktl und Hohenwart erklärt der Amtstechniker Schneller aus München in Band 7 der „Deutschen Gaue", daß es sich hier um einen Landgraben handelt, der im Jahre 1197 als „lantgraben, der alle verwachsen ist“ genannt wird. Es würde sich sonach um ein der Alz vorgelagertes Hindernis, welches gegen Osten wirksan sein sollte, handeln. Sollte es sich bei den oberösterreichischen Gräben um ähnliche Wehranlagen handeln? Dagegen spricht jedenfalls die durchwegs bemerkte gleichmäßige Neigung der Anlagen, die für Wehrzwecke ja nicht notwendig war, da ja hier ganz andere Gesichtspunkte für die Trassenführung maßgebend waren. In welcher Richtung erscheinen die oberösterreichischen Anlagen angelegt? Sollte es sich um dem Fluß
Oberösterreichische Heimatblätter vorgelagerte Hindernisse handeln, so erscheint die Welser Anlage gegen Norden gerichtet, umsomehr als ja Wels bei der Annahme der Wirksamkeit nach Norden in dieses Wehrsystem einbezogen erscheint. (Teilstücke von Gräben wurden auch bei Perwend und Marchtrenk gefunden.) Richtet sich die Anlage zwischen Lambach und Wels gegen Norden, so erscheint die Anlage von Vöcklabruck gegen Süden und die Teilstücke zwischen Pichlwang und Lenzing beiderseits der Ager sowohl gegen Westen und Osten gerichtet. Ein bestimmtes System läßt sich daher aus diesen Anlagen, wollen wir sie als Wehranlagen ansehen, nicht gewinnen. Eine Befestigung der Grabensohle durch Anlage eines Betonpflasters, wie ich ein solches an zwei Stellen gefunden habe, ist für einen Wehrgraben wohl auch überflüssig. Ich bin geneigt, die Bauwerke als Straßen anzusehen und es würden die beiden Teilstücke Wels — Lambach und Puchheim — Pichlwang sonach Teil¬ stücke der Römerstraße von Ovilava — Tergalope — Juvavum vorstellen, deren Verlauf ja bis heute unklar und unsicher ist. Mit Wällen eingesäumt, gewährten solche Straßen, die wohl ähnlich den Landgråben mit dichten Dornenhecken eingesäumt waren, der marschierenden Truppe und verkehrenden Fuhrwerken einen gewissen Schutz gegen plötzliche Über¬ fälle der gefürchteten Barbaren und Schutz gegen Raubtiere. Reste solcher Hage fand ich auch noch an drei Stellen, einer von ihnen besteht nur aus Hainbuchen. Auch der Wirt am Berg, die Tafern am Hagen, zeigt uns nach ihrem Namen ja noch deutlich, daß hier ein solcher Hag vorhanden war. In Dornet hat ver mutlich die Straße von Preising nach Puchheim die Ager überschritten. Die Dornetmühle bei Lambach, die 1718 von der Traun weggerissen wurde (Schiff mann), dürfte vermutlich bei Ufer gestanden sein, wo sich vor 20 Jahren noch Mauerreste vorfanden. Beide Namen leiten sich wohl von Dorngehegen ab, mit welchen die Straßen eingesäumt waren, die hier liefen. Zu erwähnen ist hier auch der Hausname Dornetmann (1599 Tornach) in Hainprechting. Daß solche Anlagen auch von den Römern geschaffen wurden, zeigen die Über¬ reste eines Flechtwerkzeuges bei Gunzenhausen und Pfünz in Bayern, die hier noch auf längerer Strecke zu sehen sind (Dr. Friedrich Wagner, „Die Römer in Bayern"). Die in Oberösterreich bisher zutage getretenen Reste römischer Straßen sind so gering, daß Vergleichsstrecken so gut wie fehlen. Römische Straßenstrecken wurden in ähnlichem Baugelände bei Lorch und Attnang aufgedeckt. Die Lorcher Strecke, die sich im Zuge der Stadlgasse gegen den ehemaligen Ennsübergang hinzieht, liegt in einer Tiefe von 1.20 bis 2 Metern unter dem heutigen Boden. Auch die von Enns gegen Osten ziehende „Alte Landstraße“, unter der man die alte Römerstraße vermutet, liegt bei zwei Meter unter dem natürlichen Boden¬ niveau und ist heute knapp vor Enns südlich neben der heutigen Bundesstraße als breiter tiefer Graben zu sehen. Reste einer flachen Dammschüttung sind auch hier am südlichen Rand der alten Straße noch zu sehen. Auf ähnliche Verhält¬ nisse bei Attnang wurde schon hingewiesen. Denken wir uns den Graben bei Enns beiderseits mit dem aus dem Aushubmaterial geschütteten Gräben begleitet, so
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