OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Wutzel: Eferding außerhalb des Burgfriedensbezirkes bestand eine fremde Macht, den Bischöfen nicht immer gut gesinnt, ihnen in den häufigen Wechselfällen mittelalterlicher Politik verbunden und gleich wieder entgegengestellt, die Schaunberger Grafen, die Inhaber des die Stadt umgebenden und ihr übergeordneten Land¬ gerichtes. Zwischen diesen Polen bestand eine ständige Spannung, die den Bürgern nicht gedeihlich sein konnte. Die beiden passauischen Stadtrechte für Eferding aus dem 13. Jahrhundert sind beredte Zeugen dafür. Sie unterscheiden sich von allen schriftlichen Rechtsfestlegungen für Städte im bairisch-österreichischen Rechtskreis dieser Zeit. Sie sind nicht bloße „Gerichtsordnungen“, wie sie damals üblich waren, sondern Gelegenheitswerke, die der Stadtpolitik und der Bischofspolitik entsprangen. Es sollte durch sie vor allem ungerechten Ansprüchen der Schaun¬ berger, die immer wieder zwischen den Zeilen des Privilegientertes durchklingen, die Stirne geboten werden. Doch bestehen auch unmittelbare Nachrichten über Kämpfe, besonders aus 1359 *), als „... stozz, auffleuff vnd handlung .. zwischen den Grafen und dem Bischof um Häuser, Grundstücke und Waldungen noch einmal mit einem Schiedsspruch verglichen werden konnten. Die Bischöfe verloren in dieser Auseinandersetzung bald den Boden. Die Unruhen in Passau selbst, die seit Bischof Ulrich II. (1215 — 1222) einsetzten und seitdem ständig fort¬ glimmten, 1298 und 1368 zu offenen Revolten ausbrachen, erschütterten Macht und Wirtschaftskraft des Bischofshofes. So mögen viele schwerwiegende Gründe zusammengewirkt haben, daß am 4. November 1367 die Stadt um 4000 Pfund Wiener Pfennige an die Schaunberger verkauft wurde 10). Diese Rechtshandlung befreite Eferding von dem Druck feindseliger Nachbar¬ schaft und verband es mit einem Geschlecht, das zu den kraftvollsten und inter essantesten der österreichischen mittelalterlichen Geschichte zählt. Zu Wilhering und Eferding, in den Gotteshäusern, die ihr Dienst am Glauben so reich gefördert hat, ruhen die Gebeine dieser Mächtigen. künden von ihnen der Nachwelt. Am Sockel der Sakristei der Eferdinger Pfarr¬ kirche hält ein Wappenlöwe ihren viergeteilten Wappenschild. Er stammt mit anderen Wappentieren, die hier eingemauert wurden, von einem einstigen Hoch¬ grab. Seine steinerne Wucht und sein grauer Ernst öffnen unser inneres Auge und lassen wie in einer Vision die Zeit der Ritterschaft und des Fehdekampfes erahnen. Sagenhaft in ihrer Herkunft tauchten die Schaunberger im 12. Jahr¬ hundert an der Donau auf. Schon hundert Jahre später waren sie hier übermächtig. In drei Herrschaftsbereichen geboten sie, in Kammer, Julbach und dem eigentlichen Schaunberger Gebiet, Landrichter nannten sie sich im sogenannten Schwere rote Marmorplatten Landgericht Donautal, das damals fast den ganzen nördlichen Traungau umfaßte. Ulrich I. diente als treuer Berater drei Landesherren. Der entscheidendste Zug ihrer Politik wurde aber das Streben nach Reichsunmittelbarkeit und hier lag der Keim zum Konflikt mit den Habsburgern, der unter Rudolf, den die Nachwelt den Stifter *) O. 5. Urkundenbuch, Bd 3 nr. 1 und Bd 7 nr. 637. 10) O. ö. Urkundenbuch, Bd 8 nr. 353 und 354. 295

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