OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Schrifttum seinen eigenen Worten, eine richtige Brauchtumsaufnahme nicht denken kann. Aus solchem Erlebnis erklärt sich die große Unmittelbarkeit der Sprache und die fühlbare Glaubwürdigkeit der Darstellung Dr. Burgstaller verzichtet mit seiner Arbeit auf den Anspruch eines rein wissenschaftlichen Werkes; nach seinem Wunsche soll es vielmehr ein Volksbuch sein, das in Schule und Haus, Stadt und Land Eingang finden möge. Man kann diesem Wunsche des Verfassers nur bei¬ pflichten. Burgstallers „Brauchtum“ gehört ebenso in die Hand jedes Lehrers und Volksbildners wie in das Bauern- und Landhaus selbst; darüber hinaus wird es sich kein Freund der ober¬ österreichischen Heimat und des Brauchtums in Österreich versagen dürfen, dieses Buch, das nun zu den Standardwerken der volkskundlichen Literatur in Österreich zählt, zu erwerben. Für die Wissenschaft bedeutet es aber die Schließung einer längst als schmerzlich empfundenen Lücke. 64 hervorragende Aufnahmen des Verfassers bezeugen die Tatsächlichkeit eines lebenden Volksbrauches, um den Oberösterreich manche Länder beneiden werden. Der Verlag Otto Müller, der sich um die Volkskunde schon vielfach verdient gemacht hat, wählte ein handliches Dr. Franz Lipp Format; Ausstattung und Papier sind friedensmäßig. Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. 93. Band (1948). 293 S. 2 Bild¬ tafeln. Linz 1948, Verlag Oberösterreichischer Musealverein, Linz. Wie im Vorjahr hat auch in diesem Jahre der Oberösterreichische Musealverein seinen Mitgliedern einen stattlichen Band als Jahresgabe überreicht. Die ersten 88 Seiten füllen die Berichte aller jener Stellen im Lande Oberösterreich, die mit wissenschaftlicher Tätigkeit und Heimatpflege befaßt sind. Auch aus den diesjährigen Berichten sieht man, wie zwar noch immer die Ereignisse der letzten Jahre nachwirken, wie noch mit Schwierigkeiten gekämpft werden mußte, so vor allem mit dem unvorstellbaren Mangel an Räumlichkeiten, der vielfach die ordentliche Arbeit zu ersticken droht; daneben aber zeigen sich doch allenthalben erfreuliche kraftvolle Ansätze zur Normalisierung der Tätigkeit der einzelnen Institute. Nicht weniger als dreizehn Stellen haben hier ihre Berichte vorgelegt: Landesmuseum mit dem Institut für Landes¬ kunde, Landesarchiv, Studienbibliothek, Wissenschaftliche Einrichtungen der Stadt Linz, Volks¬ hochschule Linz, Bibliothek, Archiv und Sammlungen des Stiftes St. Florian, Landwirtschaftliche Versuchsanstalt, Hydrographische Landesabteilung, Wirtschaftswissenschaftliche Gesellschaft, Bundes¬ staatliches Volksbildungsreferat mit Heimatwerk, Volksliedwerk und Stelzhamerbund, Natur- und Landschaftsschutz und der Musealverein. Durch die Erstattung und Veröffentlichung solcher Berichte die Öffentlichkeit über den Umfang und die Intensität der Arbeit der heimischen wissenschaftlichen Institute aufzuklären, ist eine besondere Aufgabe dieses Jahrbuches. Unter den neun verdienten Männern, deren Verlust der Musealverein im letzten Jahr zu beklagen hatte, ist Hermann Übell besonders zu erwähnen, der als erster beamteter Leiter des Museums für den Ausbau vor allem der kunsthistorischen Sammlungen sehr viel getan und durch die von ihm eifrig veranstalteten Ausstellungen das Interesse weiterer Kreise für das Museum zu gewinnen verstanden hat. Der Landesgeschichte sind zwei Arbeiten gewidmet. Alfred Hoffmann hat unter dem Titel „Der Oberösterreichische Städtebund im Mittelalter“ eine Anzahl Fragen behandelt, die mit der Erscheinung des Städtewesens im allgemeinen und mit unseren sieben landesfürstlichen Städten im besonderen verbunden sind. Es handelt sich hier um einen Zusammenschluß der Städte von 1439, der hauptsächlich handels- und verkehrspolitische Ziele hatte. — Die zweite Arbeit „Zwischen Barock und Romantik“ von Hans Sturmberger bringt als „Skizzen zur Geschichte der Aufklärung in Oberösterreich“ Lebensbilder des Kremsmünsterer Astronomen Plazidus Fixlmillner († 1791), des Landrates und Klosterstürmers Joseph Valentin Eybel (+ 1805) und des Professors für Geschichte am Linzer Lyceum Mark Anton Gotsch (+ 1802). Eduard Straßmayr hat „Die wissenschaftlichen Leistungen des Oberösterreichischen Museal vereines“ zum Gegenstand einer sehr eingehenden Darstellung gemacht. In den 115 Jahren 371

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2