OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Lebensbilder europäischen Gletscher auf die der peruanischen Anden: diese und manche andere Fragen boten reichen Stoff zu wissenschaftlicher Arbeit. Dazu aber war Hans Kinzl einer der Hauptbearbeiter der großen Karte des Nordteils der Weißen Kordillere, einer der besten Karten über südamerikanische Gebirge. Mit reichem Forschungsmaterial kam er nach Europa zurück und wurde, wie er früh ernste wissenschaftliche Arbeit in einem fernen Kontinent pflegen konnte, in jungen Jahren im Frühjahr 1935 als a. o. Professor auf den Lehrstuhl des Geographischen Instituts der Universität Innsbruck berufen. Kräftig führte er hier die Ausgestaltung des Instituts weiter und sammelte alsbald einen Kreis von Schülern um sich, deren wissenschaftliche Arbeiten hohes Niveau zeigten. Aber schon ein Jahr nach seiner Berufung, und noch ein drittes Mal 1939/41, reiste er wiederum in die peruanischen Anden, um Studien und Kartenaufnahme fortzusetzen. Damit in Verbindung standen Besuche Nord¬ amerikas, Japans und Chinas. Die Früchte dieser Reisen sind zahlreiche, vor allem gletscherkundliche und kulturgeographische Abhandlungen, zwei weitere photogrammetrisch aufgenommene, großmaßstäbige Karten aus den peruanischen Anden und eine Bildersammlung, die an vielen Orten, zu den Vorträgen über die Anden gezeigt, großer Aufmerksamkeit begegnete. Viel Forschungsmaterial kann erst allmählich aufgearbeitet werden. Durch diese Reisen änderte sich auch das spezielle Arbeitsgebiet Professor Kinzls nicht unwesentlich. Morphologische Arbeiten traten nun mehr zurück, nur Eiszeitalter, Gletscherkunde und Frostwirkungen wurden nach wie vor bevorzugt behandelt. Aber viele andere Fragen traten in den Arbeiten, Vorträgen und Vorlesungen schärfer hervor: Fragen der Akklimatisation, an Tirolern studiert, die vor Jahrzehnten in die Urwälder des östlichen Peru ausgewandert waren, Fragen der Beeinflussung der Erdoberfläche durch den Menschen, der Anpassung an die natürlichen Verhältnisse eines Hochgebirges, eine Frage, die zu einem Ver¬ gleich der Anden mit den Alpen lockt. Dazu treten bisher kaum bearbeitete bevölkerungsbiologische Themen. Mehr Zeit als für seine eigenen wissenschaftlichen Arbeiten verwandte aber Hans Kinzl schon immer auf die Heranbildung seiner zahlreichen Schüler. Das Studium wird ihnen nicht leicht gemacht, insbesondere verlangen wissenschaftliche Prüfungsarbeiten eine ausgiebige Beschäftigung mit dem Stoff. Aber immer wieder findet der Student Hilfe und Anregung. So hat sich eine richtige Schule Kinzl gebildet, ehemalige Schüler bewähren sich bereits an vielen Lehranstalten Österreichs. Seine besondere Sorge gilt auch den stellungsuchenden jungen Leuten. Als Lehrer und Wissenschafter in gleicher Weise hervorragend, wurde er schon vor Jahren zum ordentlichen Professor der Geographie ernannt. Bei dieser reichen Tätigkeit ist es zu verstehen, daß Hans Kinzl von früh bis spät seinen Arbeiten obliegt. Erholung bieten fast nur Exkursionen, vor allem solche in die Gletschergebiete Tirols, und die wenigen Stunden, die er seinem gemütlichen Heim widmet. 365

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