OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Bausteine zur Heimatkunde Altares beteiligt war. Sigmund von Volkerstorf hatte seine Heimat in Ober¬ österreich. Er war der Sohn Georg I. auf Weißenberg, Pfarre Pucking (1351 1396) und dessen Gattin Agnes Polheim und ist vor 1396 geboren. Sein 1469 verstorbener Bruder Wigalois ist der Ähnherr aller späteren Volkerstorfer. Beide Brüder waren 1405 noch unmündig und ihr Vormund war ein Vetter ihres Vaters, Seibot von Volkerstorf, der die St. Leonhardskirche bei Pucking errichtete und sie als Filiale der Pfarre Pucking übergab. Sigmund wandte sich der kirchlichen Laufbahn zu und fand Aufnahme in das Domkapitel von Salzburg. Der Chronist nennt ihn einen Mann von großer Demut, reinem Lebenswandel, einen besonderen Beschützer und Wohltäter der Armen. Ein zweiter Wohltäter der Leonhardkirche zu Tamsweg war der dortige Bürger und Zechpropst Grueg. Er spendete ein Gemäldefenster und ließ es mit seinem Wappen, einem Krug, zieren. Weiters scheint sein Name auf einer geschnitzten Bandrolle eines Sakristeischrankes auf, dort wird er „Chrueg Burger zu Tamßweg“ genannt. Die Grueg scheinen im Tamsweg als reiche Bürger und Schmiedmeister auf und sind dort von 1420 —1650 nachweisbar. Nun ist sehr auffällig: hier und dort Volkerstorfer und Grueg. Die gleiche Schreibweise Grueg mit unserem Maler läßt auf Verwandschaft schließen. Immer sind beide Namen in einer Beziehung zu einem Leonhardiheiligtum genannt. Es ist wohl leicht denkbar, daß aus der reichen Bürgerfamilie Grueg einer im nahen Kärnten zum Maler ausgebildet wurde. Oder hatte er Gelegenheit, in der Nachbarschaft, in Maria Pfarr, an den dortigen Fresken mitzuarbeiten bei Meister Friedrich und Johannes? Ähnlichkeiten des dortigen Reiters Georg mit den Reitern auf der Kreuzigungsgruppe in St. Leonhard bei Pucking bestehen wohl. Der Erzbischof Sigmund von Volkerstorf, auf das Talent des Künstlers in seinem Lande aufmerksam gemacht, konnte ihn wohl dann seinem Bruder Wigalois, der auf der Stammburg Weißenberg, Pfarre Pucking, saß, zur Aus¬ schmückung seiner Heimatkirche St. Leonhard empfohlen haben. Möglich wäre auch, daß die Tochter des Wigalois von Volkerstorf, Benigna, die einen Herren von Weißpriach heiratete, den Künstler Grueg in ihre Heimat schickte. Die Herren von Weißpriach hatten ihre Güter im salzburgischen Lungau, bei Tamsweg und auch in Kärnten. Weiters war auch Burchhart von Weißpriach salzburgischer Domprobst unter Erzbischof Sigmund von Volkerstorf. Er scheint auch wiederholt als Wohltäter von St. Leonhard bei Tamsweg, seiner Heimat, auf Die angenommene Entstehungszeit für die gotische Kirchenausmalung in St. Leonhard bei Pucking, 1440—1450, würde mit den obigen Ausführungen über¬ einstimmen. Für Salzburg und Oberösterreich ist in dieser Zeit keine bedeutende Pfarrer Karl Braunschmid (Pucking) Freskantenschule nachweisbar. Benütztes Schrifttum: 500 Jahre Wallfahrtskirche St. Leonhard ob Tamsweg, Festschrift 1433 —1933. — F. Wirmsberger, Beiträge zur Genealogie der Dynasten von Volkensdorf (Wels 1863). — G. A. Pichler, Salzburg's Landes-Geschichte (Salzburg 1865). — M. Witternigg, Neu aufgedeckte Fresken in Maria Pfarr im Lungau, Österreichische Zeitschrift für Denkmalpflege Ig 1 (1947) H. 1—3. 361

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