OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter ansehen mögen, ob sie wohl die an Beeden Ecken gestandene zierliche pyramides, oder dero zu pferd aufgerichte grosse und kostbahre Bildnuß, alß auch die ansehn¬ lichste und wohl disponirte Ehren Porthen /: unter welcher zu Beeden saiten auch 2 adeliche verklayde knaben schöne Lateinische Vers recitiret: mehrers Betrachten: oder der trefflichen Music und immerwahrenden wohl klingenden Trompetten Schall gehör geben sollen“. In gleicher Weise hatte sich die Musik auch in den Dienst der kirchlichen Feier gestellt. Ein Te Deum wurde in der „Pfarr-kürchen ... zierlichst ge¬ sungen“ (fol. 9), das Hochamt „durch den Herrn Abbten zu Crembsmünster nach Vorher Musicirten Veni Sancte Spiritu:[s)“ zelebriert (fol. 14). Ein Te Deum, in der Hofkapelle des kaiserlichen Schlosses „mit stattlicher Music gesungen“ be¬ endete den Erbhuldigungsakt (fol. 17’). Besondere Erwähnung verdient abschließend der Umstand, daß die Stände „zu diser Solemnität ausser der Landschafft Trompetter Beynebst auch auß allen Clöstern und Stätten die erfahrnste Musicos zwsamen Beschriben“ hatten (fol. 5’). Zum erstenmal also hatte diese Feierlichkeit, sieht man von den zum Gefolge ge¬ börenden Hoftrompetern ab, unter Mitwirkung ausschließlich oberösterreichischer Dr. Othmar Wessely (Wien) Kräfte stattgefunden. Zur Frage des Meisters von St. Leonhard bei Pucking Die zahlreichen Besucher, die seit der Entdeckung und Restaurierung der gotischen Kirchenausmalung nach St. Leonhard kommen, stellen immer wieder die Frage nach dem Meister dieser Malerei. Ganz schlicht und einfach steht an der Kirchenwand in halber Höhe der Name Grueg, mit dem sich der Künstler verewigt hat. Seine Gesichtszüge schauen uns aus der Mondsichel an, auf die er seine beste Figur, die Muttergottes mit Kind, Krone und Zepter, gestellt hat, Sein Malerzeichen ist rechts oben vom Namen. Nun können auch einige Hinweise zur Klärung seiner Herkunft gegeben werden. In der letzten Zeit beschäftigte ich mich mit der Geschichte der großen und weitberühmten Kirche St. Leonhard bei Tamsweg im salzburgischen Lungau. 1433 wurde, wie eine Inschrift an der Wand berichtet, diese Kirche feierlich ein¬ geweiht, also kaum dreißig Jahre später als unsere Kirche St. Leonhard. Daß St. Leonhard bei Tamsweg weithin berühmt war, bezeugt das Testament eines Bürgers der Stadt Linz, der im Jahre 1472 verordnete, es seien zu seinem Seelenheil innerhalb Jahresfrist nach seinem Tode je zwei Wallfahrten nach Rom, Aachen, Maria Zell, St. Wolfgang am Abersee und St. Leonhard bei Tamsweg zu machen. Pilger kamen dorthin aus Wien, Innsbruck, Augsburg und fast aus allen größeren Städten Deutschlands. Auf den Tafeln des gotischen Flügelaltares von St. Leonhard bei Tamsweg findet sich nun neben anderen Wappen auch das des Salzburger Erzbischofs Sigmund von Volkerstorf, ein Hermelin, und sein Legatenkreuz, ein Zeichen, daß er als Erzbischof und Landesfürst maßgeblich an der Stiftung des 360

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