Kastner: Krippenschnitzer aus dem Salzkammergut bildung, während Komposition und Bewegung der Figuren noch viel barocken Nachklang aufweisen. Franz Xaver, der fünfundfünfzigjährig in Gmunden stirbt, scheinen auch Wechselgruppen der weitbekannten Zellinger-Krippe anzugehören Besonders die Maria der „Jesus im Tempel“-Szene ist von überragender Quali¬ tät und verrät eine erstrangige Künstlerhand. Auch die große Kastenkrippe, die ins Linzer Museum gekommen ist, mit ihren vielen hervorragenden Gruppen, denen Zellingers sehr verwandt, gehört in diesen Kreis; die Altmünsterer Kirchenkrippe stellt zweifellos die Voraussetzung dar. Auch die Tonfiguren der Gmundner „Loammanderl“ zeigen seine Ausstrahlung, wie im Gmundner Museum deutlich zu sehen ist. Gleichfalls im Bestande der Zellinger-Krippe finden sich Figuren, die wohl schon der Mitte des 19. Jahrhunderts angehören, wie ein kniender Hirte mit der Signatur F (S?) W auf seinem Standbrettl, die eine bessere Qualität aufweisen, als manche als „Schwanthalerkrippen“ verbürgte. Werkstattarbeiten sind eben großen Schwankungen in der Qualität unterworfen. Die jetzige Krippe in der Schloßkapelle in Ort war früher in Pinsdorf, wurde aber, weil sie zum Teil Arbeiten eines Ortners enthält, für Ort erworben. Es ist Max Grünberger, ein alter Sechsundsechziger-Verteran, der um 1940 neunundneunzigjährig starb. Er hatte noch die Freude, seine Krippe in der Kirche einrichten zu können, wozu er noch selbst die Baumrinde vom Gmundnerberg herabholte. Als die Abendsonne seine Krippe bestrahlte, äußerte er überglücklich: „Segn's nur, wia schen di Sun s' Gebirig vergoldt“. Ich erwähne diesen Aus¬ spruch, weil er das romantische Wesen unserer Alpler, von dem V. v. Geramb in seiner „Österreichischen Volkskultur“ spricht, eindrucksvoll belegt. Auch Stein¬ maurer in Ort ist schon über achtzig, schnitzt aber mit unermüdlichem Fleiß im Jahre sieben, ja zehn Krippen. Man mag daraus ersehen, wie stark und unverwüstlich der Krippengedanke im Salzkammergut und darüber hinaus noch lebt, den viele der Arbeiten des Greises gehen weiter ins Land. In Gmunden war seinerzeit ein Uhrmacher Narbeshuber, dessen Werk noch in zahlreichen Figuren in der Krippe seines Enkels zu sehen, ja ob seiner winzigen Männchen zu bewundern ist. Einer seiner Enkel, Zahntechniker Schwarzäugl, über¬ trifft ihn heute mit vorbildlichem Landschaftskrippenberg und Figuren, deren kleinste gleichfalls — wie bei seinem Ahnen — nur 2 Zentimeter groß sind. Sein Krippentyp ist als vorzüglich und nachahmenswert zu bezeichnen und kann als moderne Lösung bestens empfohlen werden. Aber sein Schnitzen, wobei ihm die ruhige Hand seines Berufes zugute kommt, bleibt leider nur Liebhaberei, obwohl es für manch größerer Aufgabe reichen würde. In Traunleithen hat sich Zimmermann, der sehr gute Keramikkripperln und Figuren gearbeitet hat, auch in einem Krippenaltärchen in Reliefschnitzerei versucht. So verschieden nun alle die Salzkammergutschnitzer sind, die in stattlicher Zahl an uns vorübergezogen sind, gegenüber den Tirolern oder rheinländischen Krippenschnitzern setzen sie sich doch unverkennbar durch ihre realistisch-barockver¬ bundene Eigenart ab. Ihre Schnitzfreudigkeit hat unsere Heimat und in besonderer 343
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