OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter bis er restlos zufrieden gestellt war. Die Krippe bei den Schwestern in Ort ist wiederum eine Nachschnitzung 1897 —1907 der Schrempf-Krippe und wurde von einem Mitglied dieser Familie in der Notzeit nach dem ersten Weltkrieg veräußert. So hat der Entschluß der drei Ebenseer, über den See zu rudern und Wirt zu be¬ suchen, weite Kreise gezogen, die von dem Licht Schwanthalerscher Künstlerschaft überstrahlt sind. Denn gerade hier muß uns klar werden, daß es viele Schnitzer gibt, aber wenige schöpferische Künstler. Übrigens läßt sich in Ebensee bei Alois Lahnsteiner in Rindbach und Winkl (Enichlmayr) eine sehr verwandte Gruppe von rokokoverpflichteten Krippenmanderlbeständen feststellen, zu denen noch die Figuren bei Ferdinand Kienesberger („Stadl Derdl“) in Roith mit dem Großteil der „Gigl-Krippe“ und Schwaiger in Langwies Nr. 1 kommen. In unseren Tagen hat die Familie Rauch, die aus Tirol kam, den Ruf Alt¬ münsters weit verbreitet, nach dem Tode Rauchs hat er keineswegs etwas ein gebüßt. Wenn ich nur auf die Krippen eingehe, so ist in Altmünster selbst die Heißl-Krippe zu erwähnen, Ergänzungen erhielt die Traunkirchner Kirchenkrippe, ferner wurden Königswiesen, Desselbrunn und Ungenach mit Kirchenkrippen be¬ schenkt, die in vorzüglicher Weise die heimische Überlieferung in einer dem Barocken verpflichteten Formgebung fortzusetzen wissen. In der letzten Zeit hat Hermann Kirchmeyr, ein Heißl-Schüler in Rindbach, seiner Kunst einen Freundeskreis erwerben können. Rudolf Tinsobin muß leider sein Schnitztalent derzeit wieder brach liegen lassen. Der Wildbachverbauer Hufnagl, in Ebenzweier wohnhaft, ist — ein recht erfreuliches Zeichen sicheren Wert- und Kunstgefühls — ein ge borener Plastiker, der so wie Tinsobin ganz aus sich heraus sein plastisches Ver mögen zum Ausdruck zu bringen vermag. Es wäre schön, wenn wenigstens letz terer das Schnitzen nicht ganz aufgäbe und seine Krippe mit weiteren Figuren seiner Hand bereicherte. So sind wir bei unserer Wanderung an das Nordufer des Traunsees ge¬ kommen, in den Bereich einer Stadt mit ihrer Beeinflussung des Lebens durch die Fremden und dem Wollen einer Kurstadt, freilich auch der Stadt, die drei Schwan¬ thalern Aufenthalt bot, ja Heimat wurde. Der letzte, Franz Xaver, ist in Gmunden geboren und stirbt hier auch 1828. Er saß, wie sein Vater, im Bildhauerhäusl, das er um 240 fl erworben hatte (Bahnhofstraße 13). Auch die Gmundner Bildschnitzer Bartholomäus Perdiller und Franz Josef Berthiller (anläßlich der Geburt eines Kindes 1727 als „Bilthauer“ in Gmunden erwähnt) überbrücken die Zeit zwischer Thomas Schwanthaler und Michael Zürn d. J. Sie haben wohl ihre Nachfolger gefunden, aber nicht in Kreisen von Bildhauern, sondern schlichten Schnitzern länd¬ licher Tradition. Der Gmundner Franz Xaver ist neben Johann Peter in Ried der letzte österreichische Schwanthaler. Seine Leistung ist am besten im Gmundner Museum (nach der Neugruppierung) zu studieren. In Beständen der herzoglichen Krippensammlung sind eine ganze Reihe von Wechselgruppen von seiner Hand. Es ist eine frische, etwas härtere Hand als die seines Vaters, der die Straffung durch den Klassizismus nicht abzustreiten ist. Sie zeigt sich vor allem in der Falten 342

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