OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter und ruhende Löwen. Töpferstempel verraten einige Namen der Handwerkskünstler Geminus, Taurus, Stabilis, Cintusmus, Muxtullus, Cinannus. Nitzinschriften nennen Vita, Tutus, Justa, Avita, die also Besitzer der Gefäße und Bewohner dieses Römerortes waren. Fundstelle all dieser kleinen, künstlerisch und historisch wertvollen Kostbarkeiten ist das Stadtgebiet des oberen Grabens. Damit ist aber auch der sichere Boden zu Ende. Unsicherer Grund tritt an seine Stelle, wenn wir nach dem Namen des castellum fragen. War Marinianio oder gar das berühmte Joviacum, das die meisten Forscher in Schlögen an der Donau suchen, von dem die Notitia dignitatum berichtet, daß es eine der drei römischen Kommandostellen im Bereich des heutigen Oberöster¬ reich war, dessen tragischen Untergang durch völlige Zerstörung die Vita Severini schildert 3). Vergebens suchen wir die Antwort. Sagenstimmung der Vorzeit umwittert die ersten Schicksale der Stadt. Während alle Orte der Umgebung, Aschach, Hartkirchen, Pupping, Alkoven und Wilhering, schon vom 8. bis zum 10. Jahrhundert n. Chr. in der deutschen Urkundenüberlieferung aufscheinen *) kündet das erste Pergament von Eferding erst aus dem Jahre 1067, als Bischof Altmann von Passau St. Nikola als neues Kloster in unmittelbarer Nähe seiner Bischofstadt begründete und den Mönchen vier Pfund für ihre Bekleidung von irgendeiner Geldabgabe aus Eferding (evirdingen) stiftete. Was sind die Gründe dieses langen Geschichtsdunkels? War tatsächlich das Leben ausgebrannt worden oder sind nur zufällig frühere Urkunden verloren gegangen? Der Ortsname bringt etwas Licht. Frühere Auslegungen nahmen einen kelto-romanischen Namens¬ ursprung, Eburodunum, an. Sie versetzten uns in ein grenzgefährdetes Kelten¬ dorf, das von einem Zaun von Eiben umschlossen war (eburos = Eibe, Eberesche, dun = Befestigung). Schiffmann, der diese Lehre zuerst vertrat, änderte dann selbst seine Meinung und heute wird Eferding zu den „Sippenortsnamen“ mit bairischer -ing- Bildung gezählt 5). Ein Efrit war der germanische Siedler, mit dem das Leben wieder angefangen haben dürfte, der erstmals die römischen Mauertrümmer beschaut und nur scheu das ungewohnte steinerne Baumaterial für die Häuser seiner Familie verwendet haben wird. Neue Verwirrung tritt ein, wenn wir eines weiteren Namens gedenken, der völlig versunken ist, aber einst wahrscheinlich im Raum von Eferding eine Siedlung bezeichnet hat. Es handelt sich um Rosdorf. Ignaz Zibermayr wies jüngst auf diesen Ort hin, auf seine Nennung in der Raffelstettener Zollordnung 3) Literatur über diese Frage: J. Gaisberger, Archäologische Nachlese (Linz 1864); W. Kubitschek a. a. O., sp. 27—49; E. Nowotny, a. a. O., S. 93 ff; J. Zibermayr, Noricum Baiern und Österreich (München und Berlin 1944), S. 7. *) Aschach: O. ö. Urkundenbuch, Bd 2 nr. 2. Hartkirchen: Ebenda, nr. 32 Pupping: Vita s. Wolfgangi, in Acta Sanctorum, Novembris. II, pag. 563 und 581. Schönering und Wilhering: M. Heuwieser, Die Traditionen des Hochstiftes Passau (München 1930), nr. 93. 5) Vgl. K. Schiffmann, Das Land ob der Enns. Eine altbairische Landschaft in den Namen ihrer Siedlungen, Berge, Flüsse und Seen (München und Berlin 1922), S. 22 und 67. 292

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