OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Kastner: Krippenschnitzer aus dem Salzkammergut wickeln. Denn bis sie „der da hinten“ entwickelt hat, derweil ist sie schon zehn¬ mal nicht mehr modern. Es ist ihnen vielleicht nicht gleichgültig, was sie arbeiten, ober sie wollen leben. So liegen die Probleme. In den Alten klingt die verlorene Welt noch nach, die Jungen kennen sie nicht mehr und missen sie so nicht. Da ist der zweiundachtzigjährige Josef Spieß berger, er arbeitet noch heute, schnitzt schöne Buttermodeln, bessert Krippen¬ manderln aus, oder auch ein Kruzifix. Vor etwa einem Dutzend Jahre hat er eine „laufate“ Krippe gebaut und dazu alle nötigen Figuren geschnitzt. In den Zwan¬ ziger Jahren hat er nach Altmünster (Oberndorfer) eine, sowohl was die Aufstel lung, als auch das Schnitzwerk und die Bemalung der Figuren betrifft, vorbild liche Krippe geschaffen, von der man nur wünschen möchte, daß sie in ihrer C heitlichkeit und schönen, völlig kitschfreien Geschlossenheit recht oft als Vorbild genommen werde. Er trifft feine, ausdrucksvolle Gesichter, besonders die jungen Hirten gelingen ihm gut. Er ist auch der Meister der großfigurigen Waizenkirchner Kirchenkrippe, die 1912 entstand. Ein anderer Schnitzer der Viechtau, Joses Schatzl, ein „Tischler“, ist nach Mondsee verzogen und dort wohl schon gestorben. Hans Höller am Grasberg hat nach seiner Verwundung 1945 sein Messer niederlegen müssen. Umso fleißiger arbeitet Alois Hufnagl auf der „sauren Wies“ an Kruzifixen, aber auch an Krippenfiguren. Das Vorbild der Linzer Maria-Empfängnis-Domkrippe hat leider zum Verlassen der reinen Bildhauer¬ tradition geführt und Materialvermischung gebracht (sodaß Hufnagls Kamele Sättel mit Stoffzelten usw. tragen). Eine gute Hand und reiche Einfälle zeichnet den jüngsten unter den Viechtauer Schnitzern, den erst fünfundzwanzigjährigen Hallstattschüler Josef Moser aus. Er hat unter vielen anderen Plastiken auch eine große, sechzig Figuren umfassende Krippe geschaffen. Ich habe keine Angst, daß er nicht bei weiterer Ausreifung seiner Persönlichkeit den aus der Schule mit¬ gebrachten, stark kunstgewerblichen Einschlag zu Gunsten eines persönlichen Stiles ablegen werde. Seine Masken und sein „Eheteufelchen“ lassen unsere Hoffnung berechtigt erscheinen, daß Neukirchen in ihm einen wertvollen Beitrag stellen wird. In der Steinbruck(mühle am Grasberg 3) wohnte der als „Steinbrucker und „Bildhauer z Münster“ bezeichnete, 1751 in Bachmanning geborene Johann Georg Wirt, der am 19. 8. 1800 die Witwe eines Linzer Porzellanfabrikanten, Johanna Laun in Altmünster, heiratete 5), und wenn nicht alles täuscht, einer der besten Gesellen bei Meister Schwanthaler war. Ich möchte ihm etwa die „Vada¬ la-mi-a-mitgehn“-Gruppe der Altmünsterer Kirchenkrippe zuschreiben. Zu ihm haben sich — seinem Rufe folgend — drei Ebenseer, Heiß, Loidl und Schrempf aufgemacht; kaum angekomenen, mußten sie — so wird erzählt zu einem Hirtenschlaf Modell stehen. Die Schrempf - Krippe in Langwies muß jedem Kenner der Altmünsterer-Krippe durch ihren Zusammenhang mit ihr auffallen. Loidl, ein Ahne des schon erwähnten Pippendrechslers in Ebensee, ließ sich manche Figur drei- und viermal schnitzen und gab sie billiger an seine Angestellten ab, 5) Pfarre Altmünster, Tom D, pag. 327/14. 341

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