OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter Ebensees, aber auch in Gmunden aufgetaucht. Noch einige andere fallen nicht ungünstig auf. Nicht mit Unrecht aber ist das Dreigestirn der Ebenseer Schnitzer im ganzen Lande bekannt geworden. Schon 1873 hat Ernst Heißl, der erst Holzknecht, dann Jäger war, aus einem unbezähmbaren Schnitzdrang heraus sich an einen lebensgroßen Sechzehnender gewagt, mit dem er die Weltausstellung in Wien be¬ schickte. Ein mit Kalk überstrichener Hirsch mußte ihm sechs Wochen lang das Modell abgeben „und z'letzt war er no genießbar“. Sein Sohn Rudolf hat sich als Wildbrat- und Maskenschnitzer, aber auch als Krippenschnitzer einen Namen zu machen gewußt, sodaß er bald für eine ganze Reihe von Kirchen Krippen liefern mußte. Ich nenne unter anderen Zell an der Pram und Altheim. Seine Eigenheit, die Figuren nur leicht zu tönen, sodaß das Holz noch seine Maserung zeigt, hat er mit den Grödnertalern gemeinsam, man kann seine Arbeiten schon an dieser Eigenheit erkennen. Sein technisches Können befähigt ihn auch zum Herr¬ gottschnitzer. Sein Können blieb nicht verborgen, sodaß sich auch die Presse schon (zum Leidwesen der Familie) mit seinen Arbeiten wiederholt lobend beschäftigt hat. Die Brüder Paul und Rudl Schwaiger haben mehrere Krippen nach Linz und Vöcklabruck (die Winterkrippe Hatscheks steht jetzt im Vöcklabrucker Heimathaus, sie zeigt uns unter anderem eine Wildfütterung) geliefert und sind im ganzen Trauntal äußerst beliebt. Wir finden die klobigen, sehr gut bemalten Männchen auch Vogelfängergruppen! — bei Bruckschlägl (Ischl), Feichtinger (Mitter weißenbach), bei Bendl in der Plankau, bei Weinmeister im Voglkreith, bei Stein¬ maurer in Ort, bei den Kreuzschwestern in Linz, bei Schenk in Ebensee, bei ihnen selbst und anderswo. Sie haben mit Recht ihren Namen und Ruf. Ursprünglich war Rudl die Bemalung vorbehalten und Paul, mit dem Spitznamen Klom, war der Schnitzkünstler. Dann schnitzte Rudl gleich als erste Arbeit eine „Roßhalde für Bendl in der Plankau, die verblüfft! Diesem sicheren Formgefühl entspricht ein sehr glücklich ausgeprägtes, barockfarbiges Gefühl für die Bemalung. Paul, eine echte Künstlernatur, ein wuchtiger Vollblutmensch, so wie seine Krippen mannderln, hat lange nur Wildbrat- und Vogelfängergruppen und -Beste geschnitzt. Rudls Sohn gleichen Namens besucht die Akademie in Wien. In ihm wächst eine nicht unbegründete Hoffnung des Landes hoffentlich unter einem guten Sterne auf, denn jede Umpflanzung birgt ihre Gefahr. Mit ihnen wollen wir von den Ebenseern Abschied nehmen und unsere Wan¬ derung die Traun abwärts fortsetzen. Das Gebiet, das wir jetzt betreten, ist westwärts des Traunsees gelegen, gemeinhin mit dem Namen Viechtau be¬ zeichnet. Eine größere Siedlung in diesem weiten Gebiet bis in die Wälder der Wasserscheide zum Attersee hin ist Neukirchen in der Viechtau, eine späte Grün dung, die, pfarrgeschichtlich gesehen, eine Filiale von Altmünster ist. Die nun ge¬ nannten Siedlungen liegen allesamt in diesem weiten Raum im Gebiet der lieb¬ lichen Flyschzone, die eine Unzahl von Kleinsiedlungen erlaubt. Sie sind die Hei¬ mat eines Heeres von Löffelschnitzern, aber auch jener Familien, die dutzendweise 338

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