OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Kastner: Krippenschnitzer aus dem Salzkammergut Sein Ruf drang, wie wir schon sahen, auch über Ebensee hinaus (Ischl). Er ist jener „Lahnbacher“, dem das Hochwasser 1899 sein Haus mitsamt der reichen Danner-Krippe wegriß, ein Ereignis, das heute noch im Gedächtnis der Menschen lebendig geblieben ist. Auch Franz Loidl, genannt „Klieber“, der 82-jährig 1945 in der Kohlstatt starb, hat sich mit Recht eines großen Freundeskreises rühmen können. Wir begegnen seinen Arbeiten in zwei Krippen bei Steinmaurer (Ort), wovon die kleine Oberlichtkrippe in den Dreißigerjahren mit großer Hingabe in fast biedermeierlicher Art entstand. Auch in der Hufnagl-Krippe in Altmünster sehen wir seine qualitätvollen Figuren. Die überragenden Figuren, die jetzt die Neukirchner Kirchenkrippe bevölkern, sind aus dem langjährigen Besitz des nun 92-jährig verschiedenen Mesners Karobath aus Ebensee, der sie der Kirche übergab. Ihr Schnitzer ist seiner Erinnerung nach ein längst verstorbener Ebenseer mit dem dort so überaus häufigen Namen Loidl, nicht — wie in der Linzer Krippenaus¬ stellung 1922 behauptet wurde — der Neukirchner Bruckwies Naz. Als Lampelschnitzer war auch der Kohlstätter Johann Nagel, der 192 starb, beliebt. Er hat sich unter andern in der schon erwähnten, sehr schönen Krippe des Pippendrechslers Loidl verewigt. Auch ein Wastl Stummer wurde mir ge¬ nannt, Arbeiten von ihm bekam ich leider nicht zu Gesicht. Eine Beziehung zu der einst so bekannten „Stummer-Krippe“ im Jagerweh in Traunkirchen, die nun seit Jahren nicht mehr aufgestellt wird, dürfte aber nicht bestehen, da der Familien¬ name des Schnitzers Feichtinger war. Ein vielseitiger Schnitzer ist auch der Forst¬ pensionist Anton Neuhuber, genannt Schiffauer Toni, in der Offenseestraße. In der Ischlerstraße arbeitet Josef Wiesauer, am Solweg Franz Klettner. Ihnen gesellt sich auch der gebürtige Wolfganger Benedikt Weickinger zu, der in den Mußestunden, die ihm seine Sodafabriksarbeit läßt, in der Kohlstatt am Seilbahnplatz „schnegert“. Der Altmeister der lebenden Ebenseer Schnitzer dürfte wohl Josef Reisenbichler sein, dessen Figuren auch eine sehr weite Verbrei¬ tung gefunden haben, sodaß man ihnen auch — wie in seinem „Kaiser Franz Joses und sein zweitausendster Hirsch“, einer winzigen Kleinfigur — in der schon ge¬ nannten Zeppezauer-Krippe in Ischl begegnen kann. Für die neue Kern-Krippe hat er eine Menge Genrefiguren auch aus dem Bereiche des Brauchtums wie Nacht wächter, Hochzeitskünder, Sternsinger und eine Glöcklerpaß geschnitzt. Der fröhliche unverwüstliche Greis hat aber nicht nur in unzähligen Krippen seine Abgesandten, er hat eine an Figuren wie Wechselgruppen überaus reiche eigene Krippe mit einem der kühnsten „Wild-Waldgruppen“ entwickelt, in dem die Phantasie des Dinariers wahre Triumphe feiert. Johann Falmseder, von vielseitiger Schaffenskraft, wenn auch nicht mehr der jüngste, ist nicht nur ein gelernter Schnitzer, der seine überdurchschnittliche Krippe im Antenwinkel mit eigenen Figuren bereichert, son¬ dern auch einer jener Krippler, der in der Landschaftsgestaltung dem romantischen Gehalte der donauschulnahen Krippenlandschaften nur selten so schön erreichten Stimmungszauber zu geben weiß. In den letzten Jahren ist unter dem Schnitzer¬ nachwuchs Johann Bromberger, genannt Lixten Hans, in mehreren Krippen 387

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