OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter die 1909 entstandene Josef Neuhuber-Krippe. Die drei Hirten stehen dort in einer Reihe, zeigen also keine glückliche Komposition, man darf aber nicht unterschätzen, daß sehr oft die Krippenbesteller auf ihre besonderen Wünsche versteift sind. Hirten und König beten das Kind der „sehr schönen“ Madonna an. Wir sehen, wie unter dem Einfluß des Cäzilianismus damals das Heimisch-Bäuerliche sehr niederen Anwert hatte. Heute empfindet unser Altmeister der orientalischen Krippenauf¬ fassung Putz selbst den Pendelschlag und den Wandel der Auffassung in das Gegenteil. Treml war zweifellos ein geschickter Kerl. Die Haltung der ersten Jägerfigur, die ich von ihm sah, verriet eine auffallende plastische Kraft; dieses Denkmal im Kleinen ließ mich nach ihm fragen. So lernte ich in ihm den Schnitzer kennen, der die Drei-Könige der Loidl-Krippe (Pippendrechsler) wiederholt kopiert hat, so daß man schon hätte meinen können, ein Barockmeister habe hier seine Werkstatt aufgeschlagen. Auch der Kriegsinvalide Leopold Frey, eine stille, fein¬ empfindsame Künstlererscheinung mit vielseitigen Talenten, der nicht nur schnitzt, sondern auch Krippen-Halden 3) malt, hat seine eigene ganz hervorragende Krippe, die durch ihre Gloriaengel, die Könige und Gloriolen, aber auch durch den Bestand an ausgezeichneten Tieren und Hirten zu den besten Hauskrippen unserer Heimat gehört, wie schon erwähnt siebenmal nachgeschnitzt. Leider ließ sich zu dem Signum auf dem Standbrettel des Mohren M. S. P. noch nicht der Name des Barock¬ meisters finden. Einige der ältesten Figuren der Zellinger-Krippe in Gmunden zeigen ähnliche Qualität. Die naheliegende Verbindung mit einem Künstler der Familie Schwanthaler, die in Gmunden gearbeitet hat, scheint mir nicht gegeben, nicht etwa aus Qualitäts-, sondern aus stilistischen Gründen. Wir sehen daran, wie sich immer wieder Gegenwart und wertvolles, altes Vorbild in einer Krippe vereinen. Weniger prachtvoll und vom kleinsten Typ sind die mit schöner Bewegung erfüllten Krippenmanderln bei Rudolf Jocher in Roith; auch der Figurenbestand bei Mittendorfer in Ebensee ist recht gut. Die Namen der Meister aber kennen wir nicht, dafür haben wir aus den Matriken der Pfarre Gmunden und Altmünster Bildschnitzer-Namen wie die Berthiller, mit denen wir aber keine Arbeiten in Ver¬ bindung setzen können. Wir betreten hier ein völliges Neuland, worüber - dieser Richtung hin — noch keinerlei Arbeit versucht wurde. Kehren wir wieder in jüngere Vergangenheit zurück. Da ist Kaspar Heristler, genannt Kaltenmeister Schwaiger. Einen Simeon und andere Tempelfiguren von seiner Hand sehen wir bei Schendl; er starb 1910 in Rindbach. Dem Seppl Gaigg, genannt „Gräh“, einst in der Offenseerstraße zuhause, nahm der Tod schon 1910 das Schnitzmesser aus der Hand. Der Kohlstätter Salinenarbeiter Heribst folgte um 1920. Dann haben wir noch die Familie Danner, Franz, den Vater, und die Söhne Josef und Johann. Letzter ist wegen nach seiner bärtigen Charakterköpfe unter mächtigen Hüten ebenso beliebt, wie wegen seiner schöngesichtigen Dirndln und Bräute des „Mahls“ (Hochzeit zu Kana). 3) „Halden" oder „Fernen" nennt man die gemalten Landschaftshintergründe der großen Salzkammergut-Landschaftskrippen. 336

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