Oberösterreichische Heimatblätter Vermag Ischl zwar nur mit wenigen Schnitzern, aber manch alter Krippe aufzuwarten, so ist die Lage in Ebensee geradezu umgekehrt. Die Ebenseer schätzen die Zahl der Schnitzer auf achtzig, ich werde nur etwa die Hälfte von ihnen erwähnen. Ob diese Zahlen dem wahren künstlerischen Kräfteverhältnis entsprechen, möchte ich bezweifeln. In Ischl ist die Krippenliebe stiller, die Ebenseer sind wahre Orgiasten und werden von den Hallstättern, die fast ausnahmslos bei ihrer alten Krippenart der Dreiteilung: Herbergsuche - Stall (Palast) - Hirtenfeld geblieben sind, wegen ihrer „Komödi“ verachtet. Auch die Lauffner Kirchenkrippe ist eine ehemalige Ischler Krippe (nur mehr als Krippenberg aufgestellt). Freilich sind auch in Ebensee recht bedeutende Unterschiede, manch einer schnitzt nur für den Hausgebrauch oder für ganz wenige gute Bekannte. Dies mag etwa für den 1895 verstorbenen Matthias Mayr gelten, wohl auch für Wastl Heißl, den Vater des jetzigen Schulerberger Heißl, der in seiner viel zu wenig bekannten Krippe von der Hand des Vaters Pußtaochsen und Hirten, ganze Kavalkaden von Dragonern, Ulanen und Husaren samt ihrem Trompeter und altösterreichischen General mit grünem Federbusch zeigen kann. In dieser Krippe ist auch der in den Dreißiger Jahren verstorbene Martin Reisen pichler mit verschiedenen Arbeiten vertreten. Ebenso der schon vor 1912 ver¬ storbene Sepp Zauner, genannt „Heristler“, dem unter vielem anderen auch die Dreikönigsgruppe der Pfarrkirche zugeschrieben wird. Der 1917 verstorbene Salinenarbeiter Franz Druckendanner (ich ließ mir die Namen wiederholt buchstabieren und manche Alte sprechen noch den nach Süden zurückweichenden südbairischen Dialekt!), genannt Maurerlahn, bevölkert mit seinen Manderln die Hans Schwaiger - Krippe in Rindbach ebenso, wie er auch in der Kalkschneider - Krippe und mancher anderen seine Abgesandten hat. Bei dem eben erwähnten Heißl, der außer der aufgestellten noch andere Krippen besitzt, ist eine 1913 durch unglücklichste Neubemalung so sehr verschandelt, daß sie nie wieder aufgestellt werden konnte; dabei sind sie ausgezeichnet geschnitzt. Ich erwähne diese Vorkommnisse, um die Gefahren des Übereifers warnend auf¬ zuzeigen! Ein schnitzerisch Begabter muß noch lange kein Farbempfinden haben und umgekehrt, das kann man oft genug beim Krippenschauen feststellen. Der Holzknecht Ignaz Feichtinger ist mir meiner Erinnerung nach nur in der Landwies, bei der weitbekannten, in ihrer etwas grellfarbigen Buntheit bäuer lichem Geschmacke entgegenkommenden, stark auf Schaustellung berechneten „Christler-Krippe“ des Herrn Zeppezauer untergekommen. Da er in Ebensee nicht bekannt ist, ist wohl anzunehmen, daß er in Langwies daheim war, das einige sehr schöne Krippen kennt, die den Besuch wohl lohnen. Auch die Arbeiten von Georg Hiter, der noch vor 1880 gestorben sein soll, sind mir nur ausnahms weise begegnet. Dafür erfreute sich der Neudörfler Jörgerl Fellner, ein über aus schnitzfreudiger Pfannhäusler, äußerst großer Beliebtheit, obwohl er nicht immer zu den Besten gehört. Die 25 cm hohen Figuren des Rechenmachers Lahnsteiner, genannt Nieder in Roith, sind in einem gesunden Realismus ge¬ 334
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