Kastner: Krippenschnitzer aus dem Salzkammergut Seitner erweitert seine sehr schöne, alte Kranawittler-Krippe mit klassizistischem und biedermeierlichem Bestand durch drastisch-humorvolle Gruppen, Wilderer und Bauernszenen. Endlich sind noch Ferdinand, der schon im ersten Weltkrieg fiel, und Franz Huber vom Wiesenbühel, ein Pfannhauser, der 1937 starb, als Schnitzer zu nennen. Leider konnte ich mir ein Bild seiner Art nur hauptsächlich aus den Beständen in der Neureiter Krippe, nicht aus seiner eigenen machen, die seine Witfrau seit Jahren verwahrt hält. Diese Krippe ist figurenreich und mit vielen Wechselgruppen ausgestattet. Es wäre durchaus möglich, daß in den vielen Ischler Krippen mit barockzeit¬ lichen Figuren etwa Arbeiten des Salzburger Künstlers Franz Hitzl (1738 bis 1819) zu finden wären. Die Zuweisung ist aber, weil sein Stil zwischen Rokoko und Klassizismus schwankt, sehr schwer. So greift er um die Jahrhundertwende, mangels großer Aufträge mit Vorliebe Weihnachtskrippen schnitzend, wieder ganz auf das Rokoko zurück. Jedenfalls sind die drei herrlichen, altgefaßten Gloria¬ engel und auch ein köstliches, barockes Krippel bei Dusch im Hinblick auf ihre überdurchschnittliche Qualität nur mit namhaften Meistern zu verbinden, die wohl älter als Hitzl sind, stilistisch aber den Schwanthalern nicht zugewiesen werden können. Auch eine Reihe Kapselkrippen dieser Zeit und Qualitätsstufe sind wohl von Salzburg her beeinflußt. Erst mit dem Bau der Eisenbahn scheint dann Ebensee an Bedeutung gewonnen zu haben. Jedenfalls hat sich nicht nur Gratzer, sondern auch Neureiter vielfach mit Ebenseer Figuren ausgestattet. In einer Rechnung aus dem Jahre 1887/88 bestätigt Johann Danner den Erhalt von zehn Gulden. Sie mag als Beleg für die Preislagen hier aufscheinen: 1 fl 20 kr Herbergsuche 3 Stück 1 fl 60 kr (also ohne Halterbuben!) Hirtenschlaf 4 Stück 2 fl 50 kr opfernde Hirten 6 Stück Wegmandl 6 Stück (ohne Gaben) 1 fl 80 kr 70 kr Ackermann samt Gespann. Eseltreiber samt Esel 70 kr 1 fl 20 kr Ziegen 6 Stück 30 kr Hendln 6 Stück 10 fl — Wir dürfen bei diesen Preisen nicht vergessen, daß die Figuren in der Regel in zwar von den Holzmaßen vier verschiedenen Größen angefertigt wurden, und (etwa 11 cm), „großzeilig abhängig: „halbzeilig" (etwa 6 cm), „dreiviertlzeilig (über 15 cm) und solche „in Mannshöh“, worunter Schuhhöhe mit etwa 25 em gemeint ist. Nicht ganz fünfzig Jahre später war für ein halbzeiliges Manderl ein Schilling zu erlegen. In Ebensee war es unter den Salinenarbeitern Brauch, daß der Schnitzer durch Überstunden des Bestellers für die Bestellung freigehalten wurde, also Arbeit gegen Arbeit geleistet wurde. Aber auch Holz oder ein Kalb wurden im Tauschwege gegeben. 333
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