OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter schung der um 1900 üblichen kirchlichen Kunst eine etwas süßliche Art der Bemalung, sodaß sein Talent für repräsentative Kirchenkrippen sehr geeignet ist. Sie machen uns klar, daß Richtigkeit der Abbildung nicht wirkliche Kunstnähe bedeuten muß. Nicht selten gelingt es Putz, im Gesamtbild der aus Teilen zu¬ sammengesetzten Krippe einen Stimmungswert zu erzielen, als werde ein Bild ins Plastische übersetzt. Neben dem Schüler der Hallstätter Schnitzschule wirkt der unermüdlich alles, was ihm unterkommt, nachschnitzende Franz Schien¬ dorfer, genannt Feichtner in Perneck, sehr humorvoll und volkstümlich. Er hat über das stattliche Volk seiner fast ein Zimmer, wohl zwanzig Meter, aus füllenden Krippe hinaus noch viele Manderln an andere Krippler abgegeben. Es ist schade, daß in seiner Nähe keine Barockkrippe zu sehen ist, die er sich zum Vorbild nehmen könnte. Auch bei ihm spuken — wohl durch die Krippenfreund zeitung bekanntgeworden — Bachlechner-Gestalten. Sie werden von unseren zum Drastischen neigenden Schnitzern nur zu leicht ins Groteske abgebogen, weil diese die einfältige Gläubigkeit des Tirolers nicht wiederzugeben vermögen. Schien dorfers Nachbar war Stephan Gratzer, der seit 1895, sobald er aus dem Ischler Sudhaus den weiten Weg heimgekommen war, seinen Feierabend ohne Unterbrechung in jahrelanger Arbeit verwendet hat, um eine große Krippe mit vielen Wechselgruppen — auch den anbetenden Königen — zu schnitzen. Da er ein gelernter Bäcker war, fehlt natürlich eine Bäckerei mit Weißgebäck im Laden nicht. Er starb 1938, bis zum letzten Tag an einem Lämmchen schnitzend. In Steinfeld schnitzte sein Bruder Lukas Gratzer, der 1895 starb und sich gut dem Stil der 1850 in Ebensee, das Stück um einen Gulden, erworbenen Figuren anschloß. Auch ein Schwammkripperl von seiner Hand, das sogar nach Jugoslawien im Kriege mitging und von der ganzen Kompanie geliebt wurde, befindet sich noch im Besitze der Familie. Seine Begabung hat sich auf seinen Enkel Stöffl Gratzer vererbt, der nicht nur für die schöne Familienkrippe Figuren — wie einen Gang Marias übers Gebirge —, sondern auch Arbeiten nach Attnang, Grieskirchen und in den Pfarrhof St. Pankraz geliefert hat und 1938 eine gut komponierte, orientalische Kleinkästchen (Kapsel-)krippe anfertigte. Als weitere Ischler Schnitzer werden noch Paul „Glotzer“, der Schnitzschüler Theodor Rothauer und der 1920 verstorbene Josef Gschwandtner ge nannt. Auf Krippenschachteln bei Kienesberger ist Paul Jaritsch und Franz Kurzbichl, 1841, zu lesen. Auch die Leistung eines vulgo „Stempaschuster" der auch einige Kreuzwegfiguren in Ischl geschnitzt haben soll und als Krippen¬ schnitzer unter andern in den Figuren der Dr. Lipp-Krippe sein Können gezeigt hat, wäre näherer Untersuchung wert. Im stillen Graben der Jaintzen schnitzt der 73 jährige Berner, „Schneider Poldl“, der selbst drei Krippen besitzt und 1912/13 schon drei andere Krippen geschnitzt hat. Auch sein Großvater schnitzte schon. Von ihm haben sich sieben gute Pferde in der Dreikönigsgruppe erhalten. Davon heißt heute noch eines „Rustan", weil er damals eine Geschichte las, wo ein Nustan vorkam. Mathias 332

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