OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter Haus zu Haus durch eine ganze Landschaft bei oft eisiger Kälte und allen erdenk¬ lichen Erschwernissen reich belohnt. Dem Traunfluß abwärts folgend, will ich die Schnitzernamen festhalten, die sch bei mehrjährigen Krippenschauen bei etwa 250 Krippen erfuhr. Sicherlich habe ich lange nicht alle kennen gelernt! Mancher mag mir wichtiger erscheinen, als einer, den ich nicht erwähne oder zu erwähnen unterlasse, um nicht durch allzu¬ viele Häufung zu ermüden. Manchen hat der Tod jung in den beiden Kriegen gefällt, während aus der eigentlichen Schnitzergeneration nur mehr wenige Greise als die letzten richtigen „Schnegerer in unsere Tage hereinreichen, denn im Großen gesehen, scheinen sie alle der Altersstufe anzugehören, die schon vor dem ersten Weltkrieg abzusterben begann. Vielleicht ist aber das Bild auch nur scheinbar, weil man die jungen, die als Pfannhäuser oder im Salzberg tätig sind, nicht daheim antrifft, während die Pensionisten nun sich ganz ihrer Krippe hingeben können und endlich die Zeit zum Schnitzen haben, die ihnen das Berufs¬ leben nicht gönnen konnte. Mancher Mann hat auch sein Schnitzmesser mit dem Pinsel vertauscht oder er drechselt Hirschhornknöpfe oder schnitzt nur „röhrende Hirsche“, womit ihm gerade ein besseres Fortkommen gesichert scheint. Von manch einem jungen Schnitzer hört man; hat man sich dann durch Schnee und Frost zu ihm durchgearbeitet, dann erfährt man, daß er schon wieder etwas anderes macht, das mehr Verdienst verspricht. In Hallstatt hat Ignaz Hager in den Jahren 1860—70 geschnitzt, also eben in den Jahren, da der Krippenbrauch in anderen Ländern fast zu ver¬ löschen drohte. Vielleicht kann man ihn mit Figuren des Hallstätter Museums in Verbindung setzen, das meiste an dortigen Krippenfiguren ist aber — wie die schöne Pfandlkrippe —schon viel älter. Sein Bild verblaßt neben dem über¬ ragenden Johann Georg Kieninger, der 1899 siebzigjährig nach einem harten Leben starb. Er war als „Kramerschneider“ bekannt und seine teils religiösen, teils aus dem Alltag genommenen Figuren, die in Privatsammlungen gingen, haben den diesem Volksschlag wie jener Zeit eigentümlichen grimmigen Humor, wie unerbittlich-herben Realismus. Arbeiten von ihm zeigt nicht nur das Hall¬ stätter Museum und die Kößlerkrippe, sondern auch das Wiener Volkskunde¬ museum. Die dortige Krippe mit einem starkgegliederten Krippenberg, mit Stadt¬ platz und reichen figuralen Szenen — darunter auch Pilotenschläger —, mit einer Unzahl von nur 4 bis 5 Zentimeter hohen Figürchen 2) stellt uns die Unabhängig keit von Ebensee voll unter Beweis. In Goisern wurde mir Hintermayr als Schnitzer einiger Mandln in der Krippe Josef Unterbergers genannt. Auch in der Elmerkrippe in Lasern, die noch nach dem vorherigen Besitzer Johann Nef, der 1933 96 jährig starb, genannt wird, finden sich viele Figuren von seiner Hand. Hier treffen wir auch 2) M. Haberlandt, Die Arbeiten des Schweizers Johann Kieninger. Werke der Volkskunst Bd 1, Heft 1 (Wien 1913). 330

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2