OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter schnitzfreudigen Völkchen aus dem Salzkammergut auftauchenden Schnitzernamen ist nur gering. Daß bisher noch keine Überschau über die Schnitzer unseres Trauntales ver¬ sucht wurde, sagt uns wohl, daß diese künstlerische Kraft als etwas Selbstver¬ ständliches und als nichts Besonderes, eben zu dem Bild eines richtigen Alplers gehörig, betrachtet wurde. Freilich ist die Tatsache nicht zu leugnen, daß die Hoch-Zeit der richtigen „Kripplmanderschnegerer“ hinter uns liegt. Die sich von Jahr zu Jahr vergrößerden Krippen mit ihrer Unzahl von Figuren, die (wie eine in Ischl) bis gegen tausend zählen mögen, die Gebrechlichkeit — ich darf an das Wortspiel „Krüppel-Kripperlspiel“ erinnern —, die Krippenleidenschaft, es doch Krippler, die den Erwerb einer 6. Krippe erwägen (Ort) —, endlich die sich verstärkende Nachfrage aus dem eigenem Lande, ja aus anderen Ländern, denen die Arbeiten der Salzkammergütler mehr entsprechen, als die der Grödner¬ taler, bringt es mit sich, daß es als besondere Gunst erscheinen muß, wenn eine Bestellung angenommen wird (1947). Auch ist mit ganz wenigen Ausnahmen das Schnitzen nicht ihr Beruf, ja manche sind fast böse, werden sie unter den Schnitzerr gibt genannt, weil sie einmal in einer Zeit der Arbeitslosigkeit zu diesem Verdienst gegriffen haben und, nun bekannt geworden, nicht mehr „schnegern“ können, wie sie es freut. Denn Schnitzen ist die Freude ihrer Freizeit, und selbst Berufs¬ schnitzer trennen sich oft nur ungern von ihren lieben Figuren. Viele Krippler sind trotz jahrelanger Bekanntschaft mit ihrem Krippenschnitzer alljährlich zur Weih¬ nachtszeit nur mit einem, oder gnadenweise mit zwei Figürchen beliefert worden. Neben diesem großen Kreis von Männern, die in Linde, seltener in Zirbe, auch in Fichte und bei ganz kleinen Figürchen in Pfaffenkapperlholz aus Drang und Leidenschaft schnitzen, gab es und gibt es noch da und dort im weiteren Naum der grünen „Viechtau“ Familien oder Einzelne, die in Serienherstellung, unbe¬ einflußt von den hohen Vorbildern J. G. Schwanthalers in ihrer Pfarrkirche in Altmünster, volkstümlich bemalte Massenware aus Weichholz — um 1910 im Jahre dreihundert Dutzend! — zum Weiterverkauf in Nah und Fern an ihre Ver¬ leger geliefert haben. Interessanter Weise blieb die Schnitzschule in Neukirchen in der Viechtau — also im Zentrum der damaligen Drechsler und Löffelschnitzer oder sonst von der häuslichen Holzindustrie Lebenden — ohne den erwarteten Einfluß auf die Schnitzer. Sie waren nach anfänglicher Anteilnahme in kürzester Zeit wieder allesamt zu der altbewährten, auf die einfachsten Griffe vereinfachte Volks¬ kunst zurückgekehrt, die ihnen durchaus genügte, ihr Ziel zu erreichen. Allen unseren Liebhabern des Schnitzmessers in der Freizeit oder im Beruf ist eine warme, volkstumsnahe, unakademische Note eigen, die begreiflicher Weise dort verliert, wo die Figuren den seltenen orientalischen Krippen zugehören, während sie zu den blutarmen nazarenischen oder dem süßlichen Cäzilianismus verschriebenen Auffassungen überhaupt keinen rechten Weg fanden. Manch eine Krippe ist schon sechs- oder siebenmal vom Besitzer nachgeschnitzt worden und ins Ausland gegangen. Im letzten Jahrzehnt sind aus Ebensee und 328

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