OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Krippenschnitzer aus dem Salzkammergut Von Otfried Kastner (Gmunden) Neben den Krippenfiguren aus Wachs, Ton oder Papier kommt den in Holz geschnitzten bei weitem die größte Bedeutung zu. Dies gilt für unsere Tage gleicherweise für die Haus-, wie für die Kirchenkrippen. Die Entwicklung der ehemaligen kleinen Eckkrippen zu den gewaltigen, vielfigurigen Landschaftskrippen vor allem um Ebensee, die durchaus noch nicht abgeschlossen ist, wird weiterhin noch Schnitzer gesucht sein lassen. Der genius loci, der Krippenaltar Thomas Schwanthalers in Gmunden, der aus dem Zürnkreis in Grünau, endlich das zur Weihnachtszeit aufgestellte Lienhard Astl-Relief am Hochaltar in Altmünster mit ihren großen Vorbildern hochwertiger Kunst, aber auch die Schnitzfreudigkeit und das Talent der Gebirgler sind wohl bis in unsere Tage herauf der Grund für ein überragend gutes, künstlerisches Niveau unserer Salzkammergutschnitzer. Vom Religiösen her gibt ein letzter, inniger, noch der Gotik verschriebener Zug, vom Blut her eine nicht zu verkennende Barocktradition durch alle Strömungen hindurch eine einheitliche Grundlinie. Zu ihr kommen als jeweilige Begleitstimme die zeitgebundene barocke, rokokozeitliche, klassizistische, biedermeierliche, endlich naturalistische und spät nazarenisch-cäzilianistische Note hinzu. Der Ischler Raum scheint ursprünglich seine Krippenkunstanregung vornehm lich von Salzburg her empfangen zu haben. Ebensee ist in besonderer Weise dem alten Kunstmittelpunkt Gmunden-Altmünster verpflichtet, während anderseits die landschaftsbetonte Ebenseer Krippenart heute auch in der Aufstellung der Kirchen¬ krippen deutlich spürbar ist *). Die Zahl der neben dem krippen-, kunst- und *) Siehe O. Kastner, Die Kirchenkrippe von Altmünster, Ein Beitrag zur Schwanthaler¬ forschung, Oberösterreichische Heimatblätter Ig 1 (1947) S. 315 f. 327

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