Oberösterreichische Heimatblätter und dessen Umgebung anzuführen haben. Oder es melden sich Stifterkenner, wie der später weithin bekannt gewordene Kulturhistoriker und steirische Volkskundler Dr. Anton Schlossar und Professor Hermann Siegl zu Wort. Auch werden ganze Erzählungen Stifters abgedruckt, wie „Bergkristall dem Namen „Die verirrten Kinder"), „Bergmilch“ (unter der Überschrift „Der Weißmantel“), die Skizze „Weihnachten“. Oder es werden die „Heimgarten“ Leser mit gut ausgewählten Teilen der Studien „Das Heidedorf“, „Aus der Mappe meines Urgroßvaters“, „Feldblumen“ bekannt gemacht, meist mit dem ausdrücklichen Hinweis auf die Absicht, derart Stifter neue Leser und Freunde (unter zu gewinnen. Und wenigstens durch einige besonders kennzeichnende Proben trachtet Rosegger ferner die Leser auf den in den Briefen Stifters so recht zu Tage tretenden Geistesadel ihres Verfassers hinzuweisen. Alles in allem genommen, darf so der „Heimgarten“ wohl mit Recht als eine Fundgrube des lebenslangen Bekenntnisses Roseggers zu Stifter bezeichnet werden, das wenige Monate vor dem Tode des steirischen Dichters „volltönend ausklingen“ sollte („Heimgarten“, Jahrgang 42, 1918). Den äußeren Anlaß zu diesem großartigen Ausklang bot die Fünfzigjahrfeier von Stifters Todestag. Am Ende des eigenen, so reichen Schriftstellerlebens formte sich Roseggers alte Liebe und Verehrung in unvergänglich schöne Worte: „Die ihn (Stifter) einmal in sich bekommen haben, denen ist er fast ein Heiligtum. Die Schriften Stifters sind ein Kleinod, wie es in der ganzen literarischen Welt kaum noch zu finden ist.“ Die Erklärung hiefür liege nicht in den Stoffen der Erzählungen Stifters, nicht im Packenden seiner Probleme: „Der Frieden ist es, der heilige Frieden der durch seine Schriften geht und sowohl die Tragik als auch die Idylle weiht. So ruhig und gelassen, wie das Schicksal selbst, vollzieht sich bei ihm das Leben der Menschen, der Leser glaubt, ein freundliches Idyll gelesen zu haben, und tiefer geschaut, ist es oft die schwerste Tragik." Nach einem Rückblick auf seinen Besuch bei Stifter erwähnt Rosegger, wie dieser sein treuester Lebenskamerad geworden, den er nicht mehr habe missen können. Immer habe er ein Buch von Stifter bei sich gehabt. „Andere Dichter liest man, weil man sie noch nicht kennt, diesen, den Adalbert Stifter, weil man ihn schon kennt. — Viele Jahre nach seinem Tode bin ich in den Böhmerwald gereist, nach dem Flecken Oberplan, wo er wandelte und wo viele seiner Er¬ zählungen spielen. Nur in Weimar war ich so andächtig gewesen als dort." Nach einem Hinweis auf die einst seinem eigenen Schaffen durch den „Stifterstil“ drohende, aber bald erkannte und daher bald überwundene Gefahr folgt abschließend Roseggers wohl letzter in der Herzenssache Stifter geschriebene Satz. Wenn auch in einschränkendem Zusammenhang mit seinem eigenen Schaffen gebraucht, kann der erste Teil dieses Satzes als Roseggers Nachlaßbotschaft zu Stifters Werk an die Nachwelt gelten, als seine glückliche Schlußformel für die so oft verfochtene Einmaligkeit von Stifters Gesamtwerk: „Etwas, das einzig ist ... 326
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