OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Haslinger: Ein Herold Adalbert Stifters von Roseggers Lebenswunsch der Reihe nach die näheren und ferneren Stifter¬ Stätten, das Geburtshaus mit dem als förmliches Stiftermuseum eingerichteten Zimmer, die Pfarrkirche, die Gutwasserkapelle mit dem Ausblick auf „einen großen Theil des Schauplatzes Stifterscher Erzählungen“ besucht. Freudig stellt Rosegger fest, daß Oberplan das Andenken seines unsterblichen Sohnes „mit rührender Pietät“ ehrt, erwähnt den „Stifterpark“ bei der Kapelle und wirbt in alter Weise um eine geneigte Leserwelt: „Wenn man auf einer Bank dieses Naturparkes sitzt und hinausträumt in die stille, weite, sonnige Gegend, da kommt sachte der ganze Hauch Stifterscher Schönheit ins Herz gezogen, man träumt das „Heide¬ dorf' und den „Hochwald', den „Witiko', den „beschriebenen Tännling', den „Nach¬ sommer' und die „Mappe des Urgroßvaters', die alle mit dieser Landschaft und mit diesen Menschen verwoben sind.“ Rosegger glaubt, wie schon früher auf Grund der Schilderungen des Böhmerwalddichters Johann Peter, so nun nach eigenem Erleben, „eine ganz besondere Ähnlichkeit des Volkslebens des Böhmer waldes mit dem der nordöstlichen Steiermark“ feststellen zu können. In dem kleinen Beitrag „Das Adalbert Stifter-Denkmal (Jahrgang 26, 1902) betont Rosegger, im Falle Stifter entspringe das Denkmal (in Linz) wirklicher Dankbarkeit und Verehrung für einen großen Mann. Im Hinblick auf den oft so lärmenden modernen Literaturbetrieb stellt er fest: „Ohne Trommel und Trompeten haben sie (Stifters Schriften) fortgewirkt, still und schlicht.“ Das Erzbild in Linz erinnere das moderne Geschlecht und die Ge schlechter der Zukunft, über alle Literaturlaunen hinaus auch wieder einmal den „Hochwald“ zu lesen oder eine andere der wunderbar goldigen Dichtungen von Adalbert Stifter. Unter den Kundgebungen, die den zur feierlichen Denkmalenthüllung in An¬ wesenheit des Unterrichtsministers versammelten Festgästen aus ganz Österreich in großer Zahl zugehen, befindet sich auch ein Gruß des am Erscheinen verhinderten Heimgärtners: „Aus steirischem Walde grüße ich alle, die sich hochgemut ver¬ sammelt haben, um unseren unvergeßlichen Stifter zu ehren. Ich gedenke dankbar derer, die sein Denkmal errichtet haben, und lese zur Feier des Tages sein „Heidedorf'. So bin ich bei Euch und bei ihm. Mit keinem Wort ist die Rede davon, daß er ja schließlich seit mehr als einem Menschenalter unermüdlich an der Errichtung eines Stifterdenkmals in den Herzen der vielen Leser seiner warmfühlenden Werbeaufsätze für Person und Werk dieses großen Österreichers gearbeitet hat. Als sich dann anläßlich der Jahrhundertfeier des Geburtstages Stifters im Jahre 1905 endlich die Erkenntnis von der Einmaligkeit seines Werkes in immer weiteren Kreisen des ganzen deutschen Sprachgebietes durchzusetzen beginnt, als nun in größerer Anzahl Ausgaben seiner jetzt frei gewordenen Werke erscheinen und allmählich das Wesen von „Klassikerausgaben“ annehmen, da setzen auch, zuerst noch vereinzelt, dann rasch zunehmend, literarische Arbeiten über den 323

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