OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter Zahl waren. Schwanenstadt und Grieskirchen sind daneben Beispiele neuzeitlicher „Erhebungen“. Die Innviertler Städte Braunau, Schärding und Ried bilden ein selbständiges Problem und müssen im Rahmen der bairischen Geschichte verstanden werden. Eine kleine Sondergruppe neben diesen größeren Namen stellen Grein, Steyregg und Eferding dar, die grundherrschaftlich waren, demnach die Eigenart einer mittelalterlichen Stadt besonders deutlich entwickeln konnten. Eine davon greift dieser Aufsatz heraus — Eferding, das einen Gang durch seine Gassen, über den Hauptplatz, in das Schloß und die beiden Kirchen verdient, weil es „echt" ge¬ blieben ist. Sein Aufriß mag sich dem wechselnden Kunstgeschmack und den ge¬ änderten Bedürfnissen entsprechend gewandelt haben, der Grundriß blieb mittel¬ alterlich, das Verweilen in der gotischen Kirchenhalle kommt einer geschichtskund¬ lichen Weihestunde gleich. Außerhalb des alten Mauerzuges stören nur wenige Neubauten den historischen Eindruck. Die ursprüngliche Bauform läßt sich gemüt¬ voll umwandern und leicht erkennen, die Häuser erzählen mit ihren Außenfronten und auch in ihren dunklen Gängen und hohen, oft noch gewölbten Räumen die Ge¬ schichte einer alten Stadt. Geographisch gehört Eferding dem Becken an, das in der Landes¬ kunde nach ihm seinen Namen trägt und in älteren Zeiten, die noch bildlicher dachten, Aschachwinkel genannt wurde. Diese Landschaft besitzt einen stillen, be¬ scheidenen Reiz. Die Donauschlucht von Passau stromabwärts weitet sich bei Schloß Neuhaus und bei Aschach wird es plötzlich nach langer Waldesdunkelheit sonnenhell. Die Hänge treten völlig vom Strom zurück, biegen nach Nord und Süd aus, schließen sich aber nach ungefähr 14 Kilometer wieder und umgrenzen in einer für das künstlerisch empfindsame Auge angenehmen Rundung ebenes, fruchtbares Bauernland, wie die Ränder einer Bauernschüssel. Die Höhenwälder steigen nur bis zum Fuß der Abhänge herab. Zwei Oberflächenformen, zwei Landschaftstypen bilden in diesem Zusammenhang eine Einheit: Urgestein und Ackerboden. Die dritte Landschaftskomponente ist der Strom. Er ladet weit nach Süden aus. Geologen behaupten, daß diese Rechtskrümmung ein Naturgesetz des Flußlaufes sei. Uns interessieren mehr die Folgen der diagonalen Durch¬ schneidung des Eferdinger Beckens durch die Donau. Von Strombettverlagerungen blieben tote Arme und geheimnisvolle Auen zurück, die geschichtliche Entwicklung der Siedlungen wurde wesentlich vom Wasser beeinflußt, das Bild der Ebene ist durch die Auregion mitten in ihr aus der Alltäglichkeit gehoben. Die einzige breitere Öffnung aus diesem Becken ist das Aschachtal, das nach Westen weist. Überall sonst führen die Straßen über Höhen hinweg. In vergangenen Zeiten ohne Auto und Bahn mag die Abgeschlossenheit der Landschaft dadurch noch stärker und wirksamer gewesen sein, aber auch in unseren Tagen übt sie einen wesentlichen Einfluß auf Wirtschaft und Verkehr aus. Für den Wanderer ergibt sich die seltene Möglichkeit, die künstlerische Gesamtwirkung eines Landschafts¬ raumes zu erleben. End- und Scheitelpunkte dieser Naturhalle sind Aschach im Westen, Stift Wilhering im Osten, Ruine Oberwallsee im Norden und Maria 290

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