OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter an Adalbert Stifter zu erinnern — der Grabstättenbesucher Rosegger ist „entsetzt über solche Unwissenheit“. — „Ein hölzernes Kreuz, wie sie auf Dorfkirchhöfen stehen, ragte über den kahlen Hügel“ — „Ringsum prächtige Denkmäler genug' „Und unseres Stifters Grab? nur ein wilder Strauch steht daneben und blüht in weißen Rosen.“ — „Auf demselben (dem Kreuz) stand, daß Stifter Schulrat gewesen und daß Gott seiner Seele gnädig sein möge. — „Gott wird es, aber die Menschen sind dieser Dichterseele ungnädig (der Gegensatz bis in die Wort¬ bildung erstreckt!) und ungerecht; und jegliche Empfangsbestätigung ihrer herr¬ lichen Werke verweigern sie dem Grabkreuz“ (d. h. Rosegger rügt das Fehlen de Bezeichnung Stifters als Dichter). Steine als passendes Grabmal für zu Ver gessende — „Gräber, auf welchen stetig gepflegte, lebendige Rosen blühen, schließen die Unvergeßlichen, Unsterblichen ein.“ Heckenast ist begreiflicherweise über den neugewonnenen Mitstreiter in seinem eigenen rastlosen Kampf um eine angemessene Würdigung von Stifters Werk hoch erfreut, dankt ihm für den „warmen Stifteraufsatz“ und für seine Bemühungen „den herrlichen Werken des edlen Dichters Geltung zu verschaffen“. Schon wenige Monate nach Veröffentlichung des zweiteiligen Aufsatzes „Zwei Besuche bei Adalbert Stifter“ erscheint — im Zusammenhang mit der Bildung eines Komitees in Linz zur Errichtung einer würdigen Grabstätte für Stifter— ein Aufruf Roseggers für den gleichen Zweck (Grazer Tagespost, 29. April 1870). Dieser eindringliche Appell um Spenden bedient sich — wie nur selbstver¬ ständlich — einleitend, oft wort- und satzgetreu, des ja erst vor einigen Monaten veröffentlichten zweiten Teiles des obigen Aufsatzes in Kurzfassung, fügt aber ein paar für den guten Zweck als günstig erachtete Zusätze hinzu. In der „Dioskuren“ Fassung des zweiteiligen Berichtes, kommt Rosegger, vier Jahre später, im neu hinzugefügten Schlußabsatz auf diesen seinen (vorgeblich nach der Rückkehr von der Grabstätte in die Heimat verfaßten) Aufruf sowie auf den im Hinblick auf die Planung des Linzer Grabdenkmals abschließend darin geäußerten Optimismus zu sprechen, der leider ungerechtfertigt gewesen sei. „Ich versprach mir guten Erfolg, denn Stifters Lob klingt aus aller Mund. Aber der Mund ist nicht der Beutel. Ein einziger Gulden eines armen Mannes sei als Spende eingegangen. „Dennoch ziert heute eine zwar einfache, doch geschmackvolle Steinsäule des Dichters Grab. Seine Dichtungen aber wehen hin durch die wildbewegten Zeiten, wie ein verein einsamter weißer Schmetterling in der Dämmerung des Sturmes.“ Bekenntnisse zu Stifter im Briefwechsel mit Heckenast (1870/71) Doch wieder zurück zum Jahr 1870! Immer mehr lebt sich Rosegger in die Welt Stifters ein und Heckenast bestätigt dies hocherfreut u. a. mit den Zeilen (5. Mai 1870): „Ihre Begeisterung für Stifter geht mir zu Herzen. Was Sie heute für diesen Dichter empfinden, hat auch mein Gemüt, seit ich das Labsal seiner Schriften kenne, erfüllt und gehoben. 316

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