OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Wutzel: Eferding geben. Der Passauer Dombaumeister Jörg Windisch entwarf das Langhaus. Die eigentlichen Bauherren waren aber die Handwerker-Bürger, die ihre Gelder zum Werk stifteten und in diesem Gotteshaus ihre tiefinnigen Feste abhielten. Wir ver¬ stehen jetzt, warum die Kunstgeschichte bei den Kirchenbauten um 1500 von bürger licher Hallengotik spricht. Mit Ehrfurcht müssen wir uns vor einem Geschlecht neigen, das in einer kleinen Stadt unserer Heimat ein solches Werk zu errichten imstande war. Neben Handwerkern und einigen kleinen Edelleuten wohnten noch Acker¬ bürger in der Stadt. Auch die übrigen Bürger betrieben meist eine bescheidene Landwirtschaft. Die mittelalterliche ökonomische Wirtschaftsform ist schwieriger rekonstruierbar. Es muß wieder von den Zuständen um 1830, die vor der indu¬ striellen Entwicklung lagen, zurückgeschlossen werden. Diese berichten von einem Viehstand von 97 Pferden, 6 Ochsen, 171 Kühen, 46 Stück Jungvieh, 4 Ziegen, 28 Schafen und 235 Schweinen. Der Stadtgrund vor den Mauern verteilte sich auf 317 Joch Äcker, 65 Joch Wiesen, 18 Joch kleine Gärten und 11 Joch Hut¬ weiden. Obstgärten erstreckten sich auf 15 Joch, weitere 15 Joch lagen ungenützt Allgemein wurde die Qualität des Bodens mittelmäßig beschrieben. Zum Anbau kamen hauptsächlich Winterweizen, Winterkorn, Hafer, Erdäpfel, Klee, seltener Sommergetreide. Auffallend sind bereits der Gemüsebau und die Obstkultur. Die stärksten Eindrücke strömen von dem Schloß, der Stadtpfarrkirche und der Spitalskirche mit ihrem frühbarocken Altar von Garsten und ihrer freskenge schmückten Magdalenenkapelle aus. Daneben besteht als gleichberechtigter Wer das Naumkunstwerk des Stadtplatzes. Er trägt alle Anzeichen einer mittelalter lichen Gründung an sich. Als die Altstadt zu eng wurde, als sie den Zustrom der Marktbesucher nicht mehr fassen konnte, mußten sich die Stadtherren zu einem Ausbau entschließen. Zu bewundern ist die Großzügigkeit der Planung. Als läng liches Viereck breitet sich der Platz vor unserem Auge. Die West- und Ostflanke sind die bürgerlichen Bezirke mit zwei- und dreigeschossigen Häusern, teils giebelig, teils mit Blendfassaden versehen. Die gleiche Beschreibung gilt für die Südseite vor der in schmaler Ortsdurchfahrt die Reichsstraße verläuft. Die Nordseite ist der herrschaftliche Bereich. Von Baumreihen gelenkt gleitet der Blick zur ruhigen formvollen Schloßfassade hin. Hierher müssen wir uns die Markttage denken, wenn das Hütl ausgesteckt war und bei den Standeln gehandelt wurde, hierher gehören die Vorstellungen über die Gerichtsszenen in der Schranne und hier vollzog sich der Gang der Stadträte in das Rathaus zur Bürgerversammlung. Das wirtschaftliche Dasein der Stadt hing von drei Faktoren ab: Donauhandel, Straßenmaut und Markt. Für den modernen Be¬ trachter am auffallendsten ist vielleicht die Tatsache des Vorhandenseins eines Hafens, einer Landungsstätte nahe der Mauern. Heute ein Landstädtchen, war Eferding einstmals in den Donauhandel einbezogen. Die Vermutungen deuten auf einen schiffbaren Arm hin, der die Warenzillen heranführte. Eine frühe karto¬ graphische Aufnahme des Burgfriedens Goldwörth, Herrschaft Ebelsberg, ge¬ 305

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