OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Wutzel: Eferding geschäften, für Bürgerliche in dieser frühen Zeit eine Auszeichnung. Der Stadt¬ richter Otto Franc um 1250 focht einen langwierigen erfolgreichen Kampf mit den Stadtherren aus, die sich zu einem Vergleich herablassen mußten. Männliche Stärke und angenehme Wirkung atmet die Gestalt des Ulrich Münichmayr aus, eine Persönlichkeit, die um 1450 im Stadtleben segensreich wirkte, auch Land¬ richter im Donautal war. Vormund der Tochter wurde sogar Graf Siegmund von Schaunberg. Ciriac Schreckinger ließ sich in seiner Fehde gegen die Gräfin Anna nicht beirren. Seine Klage kam bis in die kaiserliche Kanzlei in Wien. Verheiratet war er mit der Tochter des Verwesers des Werkhauses in Schwaz (Tirol), ein Be¬ weis für die weitreichenden Familienverbindungen der damaligen Zeit. Wolf See¬ berger war Gläubiger des Starhembergers Erasmus, dessen politische Not bereits geschildert wurde. Dem Bürger schuldete der Grundherr 2000 fl. Ein streithafter Charakter muß Sigmund Gämbl gewesen sein, der als strenger Katholik verbissen gegen die neuen Religionsansichten und deren Vertreter in der Stadt ankämpfte. Das 15. und 16. Jahrhundert darf das Blütezeitalter der Stadt genannt werden. Besonders in diesem Zeitraum besaßen die Meister der ehrsamen Handwerke die unbedingte Führung im Stadtleben und in den Stadtgeschäften. Durch den Hand¬ werkscharakter trug die Bevölkerung alle Zeichen einer vorteilhaften Geschlossenheit an sich und wir können uns für Eferding das reiche Gemüt des deutschen Zunft¬ lebens im Spätmittelalter in lebhaften und freundlichen Farben denken. Den Ein¬ gang in diese Welt verschaffen besonders die Handwerksordnungen, eine Quellenart, die die dichterische Tiefe von Gustav Freytags bürgerlichen Kapiteln in seinen „Bildern aus der deutschen Vergangenheit“ und der Novelle E. T. A. Hoffmanns „Meister Martin der Küfer und seine Gesellen“ glücklich nacherleben lassen. Solche Ordnungen sind für Schuster, Zimmerleute, Leinenweber, Fleisch¬ hauer, Schneider und Kürschner, Bäcker, Hafner, Müller, Lederer, Tischler, Schlosser und Büchsenmacher zu finden. Das vornehmste und reichste Gewerbe war das der Leinenweber, in dem 1580—1590 17 Meister arbeiteten und schon 1240 ein Ver treter feststellbar ist. Daneben waren noch ansässig Fischer, Schwertfeger, Messer¬ schmiede, Faßzieher, ein Brauer, Sattler, Maurer, Binder, Glaser, Weißgärber Schwarzfärber, Drechsler, Handschuhmacher, Hufschmiede, Tuchscherer und Hut¬ macher, eine ansehnliche Zahl für die kleine Stadt, die ihre Nahrung redlich verdiente und in fester Regelung die gewonnenen Produkte absetzte. Die Stadtherren gaben diesen Gewerben in kluger Lenkung umfangreiche Privilegien, die Rechtsleben, Arbeitsablauf und Brauchtum eingehend bestimmten. Das Besondere für Eferding ist dabei der Umstand, daß in der Stadt noch die Laden für die Geizünfte des um¬ liegenden flachen Landes standen. Das Herrschaftsgebiet funktionierte dadurch auch als Wirtschaftseinheit und es ist deutlich der Zug der Schaunbergischen Politik, ein einheitliches Territorium zu schaffen, verspürbar. Aus der Fülle der Szenerien läßt sich nur schwierig ein allgemeines Bild formen. Einen breiten Raum im handwerklichen-bürgerlichen Leben nahm die reli¬ giöse Gemeinschaftsbildung ein. Die Zechen und Bruderschaften 303

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