Oberösterreichische Heimatblätter war 21). Diese statistischen Zahlen können durch weitere Quellen stark vertiest werden. Ich habe in langer Arbeit über den Zeitraum vom 12. —16. Jahrhundert für die Stadtgeschichte aus verstreuten Urkunden und Akten 548 Bewohnernamen gesammelt. Als lebendiger Ertrag dieser Sammlung ist folgendes Bild entstanden. Die großen Reichsstädte waren im ausgehenden Mittelalter erfüllt von den leidenschaftlichen Parteikämpfen der Patriziergeschlechter mit den zu politischen Instrumenten gewordenen Zünften der Handwerke 22). Auch in den landesfürst¬ lichen Städten des Landes Österreich ob der Enns flackerten diese Auseinander¬ setzungen in etwas gemilderter Form, zwangen die Landesfürsten zu oftmaligen Schlichtungsschritten bei „Stoß und Irrung“ und zu neuen Bürgerordnungen, die Verfassungs- und Berufsrechte zu regeln versuchten. Die Kernfrage war dabei die, daß das Bürgerrecht nur den behausten Bewohnern zustand, also den alt eingeses¬ senen Familien, während die neu wachsenden Handwerkskreise in soziale Minder¬ stellung gedrückt wurden. Die grundherrschaftliche Stadt Eferding kannte dieses Problem nicht. In ihr waren die Handwerker nicht nur die Hauptträger des Wirtschaftslebens, sondern das tragende Element der Bewohnerschaft überhaupt. Sie waren die Bürger, versahen ihre Aufgaben im Stadtrat und stiegen sogar zur Stadtrichterwürde empor wie 1594 der Weißgärber Abraham Sterer. Daß es minder berechtete Personen daneben gab, ist selbstverständlich, den Kreis des Ge¬ sindes. Da und dort wird in den Urkunden ein lediger Knecht, ein Geselle, ein In¬ wohner genannt. Das Bild ist damit aber noch nicht abgeschlossen. Wie in den großen Städten die Ministerialen und später die Ritter, also der Kleinadel, oft und zahlreich ihren Wohnsitz als Wächter und Beamte der Stadtherren hatten, wie in unserer Heimat in Steyr diese Kreise sogar eine große Rolle im inneren Leben der Stadt spielten, sich von der Gemeinschaft nicht ausschlossen, sondern sich mit ihr verbanden, so machten auch die Schaunberger Grafen, vorher die Passauer Bischöfe, Teile ihres Dienstadels in der Stadt Eferding seßhaft. Allerdings darf man dazu nicht die passauischen yconomi und castaldi und die gräflichen Pfleger zählen, die in der Burg hausten und nur ihrem Herrn verpflichtet waren. Trotz dieser Einschränkung ergeben sich aus den Urkunden mehrere Hinweise: 1190 ein vir illustris Rechwin, 1222 ein Ditricus de Puhel, wenige Jahre später ein Calhohus de Eferding, auch Turmhüter zu Katzberg, im 14. Jahrhundert die Prüschenk und Liechtenwinkler, im 15. Jahrhundert die Kirchberger und schließlich die Stadtrichter bis um 1550, die meist aus dem Dienstadel kamen. Daneben können einige Bürgernamen mit etwas blutvolleren Zügen gezeichnet werden. 1232 — 1250 muß ein Rudegerus Everdingarius äußerst reich und mächtig ge¬ wesen sein. Die Bischöfe würdigten ihn mehrmals der Zeugenfähigkeit bei Rechts¬ 21) Vgl. dazu G. v. Schmoller, a. a. O., S. 62. 22) Beste Literatur für die oberösterreichischen Verhältnisse: F. Kurz; Österreichs Handel in älteren Zeiten (Linz 1822); A. Hoffmann, Verfassung, Verwaltung und Wirtschaft im mittel¬ alterlichen Linz, Heimatgaue Ig 16 (1935) S. 97—136; Die Bevölkerungsliste bei Otto Wutzel, a. a. O., S. 139 ff. 302
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