Wutzel: Eferding Bamberg, Freising und Seckau, worin es hieß, daß der Bischof von Passau seine Städte (oppida) St. Pölten und Eferding befestigen dürfe und der Herzog bei An¬ drohung des Bannspruches sich hüten möge, diesen Festungen (munitiones) irgend¬ welche Lasten aufzuerlegen. Auch für Übertretungen seiner Parteigänger müsse er einstehen. Ein gleiches Privileg König Nudolfs führte wenige Jahre später (13. Dezember 1276) eine gewandelte, festere Sprache. Die Zeit der Parteiungen und Wirrungen war überwunden. Ein kräftiger Fürst stand nun im Lande, gewillt Ordnung zu schaffen und zu halten. Er gab wohl Privilegien, hielt ihren Text aber in stolzer Wortfassung. Wieder wurde dem Bischof Peter bestätigt, daß er seine villae(!) St. Pölten, Eferding, Mautern und Amstetten mit Mauern, Gräben, Türmen und weiteren Befestigungswerken versehen, aber sonstwo in seinem geistlichen Territorium keine Wehranlagen errichten dürfe. Verlauf und Bauart dieses ersten Stadtwalles lassen sich heute nicht mehr feststellen. Sicherlich ist er in Ausdehnung und Verteidigungswert vom Primitiven zur wertvollen Fortifikation des Spätmittelalters emporgestiegen. Seine Probe hatte er in den Schaunberger Fehden und den Bauernkriegen zu bestehen. Nur spärliche Gesteins¬ reste haben sich erhalten, so vor allem das kleine, in unregelmäßige Hausteine ein¬ gefaßte Burgtor. Oberösterreichs Städte lassen überhaupt den romantischen Schmuck von Mauern in starkem Ausmaße vermissen. Allein Freistadt macht darin eine Ausnahme. Dafür zeigt Eferding mit geringfügigen Verbauungen noch heute den Zug seines ehemaligen Stadtgrabens. Oftmals blieb in deutschen Städten der Altstadtkern erhalten, die Altstadtumrahmung aber wurde durch an¬ gegliederte neue Stadtteile bis zur Unkenntlichkeit verwischt. Eferding ist dagegen nur wenig über seine alten Grenzen hinausgewachsen. Vom oberen und unteren Graben aus bietet sich eine Fülle malerischer Szenerien. Der Siedlungshistoriker findet eine leichte Aufgabe: Römerlager, altpassauischer Siedlungskern, Grün¬ dungsmarktplatz des 13. Jahrhunderts, Schifersches Spitalviertel, Vorstadt lassen sich einwandfrei erkennen und beschreiben (siehe Stadtplan). Was die Zeit ver¬ nichtet hat, blieb wenigstens, soweit es die Tore betrifft, in drei Bildern des Stadtarchivs erhalten. Sie zeigen das Schaunbergertor als wuchtigen, quadrati¬ schen Bau mit abweisender Außenfront und gotischer Spitzbogeneinfahrt, ein eigen¬ artiges Parallelstück zum ernsten Grau der Veste am Berg. Das Peuerbachertor zeigt noch stärkeren Festungscharakter, ist eigentlich mehr einem Wehrgang ver¬ gleichbar. Spielerisch umgebaut war bereits das Linzertor. Schmerzlich erleben wir an den Bildern den schweren städtebaulichen Verlust, der durch die Abtragung dieser Bauwerke entstanden ist. Das Schaunbergertor erhob sich einst westlich der heutigen Knabenvolksschule am Kirchenplatz (abgerissen 1830), das Peuerbachertor stand bis 1827 am Westende der Schmiedgasse, das Linzertor überbrückte beim Haus Schiferplatz Nr. 11 die Straße (abgerissen 1828). Das moderne Gemüt mag die Vorstellung eines Mauerzuges wie eine Be¬ engung, als Beschränkung der persönlichen Freiheit empfinden. Der mittelalterliche Mensch war aber nicht so sehr Individuum als Glied einer Gemeinschaft. Seine 299
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