OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Wutzel: Eferding um die Stadt durch viele Teillibelle 12). Aus dem bedeutenden passauischen und schaunbergischen Herrschaftsmittelpunkt wurde die kleine Stadt am Rande der Ereignisse und am Rande der wirtschaftlichen Entwicklung. Eine staatliche Förde¬ rung konnte nicht wirksam werden, da der Besitz-„privat“ war und dem „privaten Besitzer fehlten wieder die Machtmöglichkeiten des Mittelalters. So betrat unter den ersten Starhembergen schon Eferding seinen Weg der Abgeschiedenheit, der ihm heute einen starken Reiz verleiht. Doch wurde es Eigenart der Starhemberge, nicht nur bescheiden im kleinen Kreis zu leben, sondern im öffentlichen Dienst oftmals weit über den Familienrahmen hinauszuwachsen. In dieser wechselseitigen Stellung von örtlicher Landstandschaft und weltweiter Residenzherrlichkeit bewohnten die Herren und späteren Reichsgrafen ihr Schloß zu Eferding. Dieses bewahrt in seiner heutigen Gestalt noch den besonderen geschichtlichen Wesenszug seines Ge¬ schlechts, mag der Bau auch schon sehr verträumt wirken, einem alten Herrn gleich mit sauber gepflegter Kleidung, aber weltabgeschiedenem Blick. Von völlig anderer Seite wurden der Stadtgeschichte nochmals markante Züge aufgeprägt. Der Protestantismus hatte seit Jahrzehnten im Lande ob der Enns seinen Einzug gehalten. Wie die meisten Adeligen traten auch die Starhemberge in seine Reihen ein. Neben dieser religiösen Revolutionierung der Gemüter begann bald eine soziale wirksam zu werden, die kurze Zeit noch die Landesfürsten mit den protestantischen Ständen verband. 1595 brach in vielen obderennsischen Orten ein Bauernaufstand los. Eferding wurde bald ein Mittelpunkt. Geheime Fäden zogen sich zu den Aufständischen am flachen Lande. Drei Bürgernamen blieben als angebliche Rädelsführer in einem umfangreichen Akt schriftlich erhalten: Paul Neumüllner, Stefan Pofferl, Franz Rüth. Ständische Truppen mußten die Stadt im Kampf nehmen und 1597, am 3. November, führte Erasmus (II) von Starhemberg einen Ausgleich mit seinen Untertanen herbei, der sich ein¬ gehend mit Freigeld, Robot, Steuer und sonstigen Diensten beschäftigte 13). Im großen Bauernkrieg von 1626 zählte Eferding vollends zu den bedeutenden Plätzen des Aufstandes und im Seebacher Moos und Emlinger Holz erinnern ernste Mal¬ steine an die schweren Ereignisse dieser Zeit. Vorher schon hatten die adeligen Stände ihr Spiel verloren. Besonders schwer mußte Erasmus an den Folgen der Niederlage leiden. Seiner Güter verlustig erklärt, wieder begnadigt, durch drük¬ kende Schulden aber zum Verkauf der Stadt an seinen Hauptgläubiger Franz Füll von und zu Grünerzhofen gezwungen, stellt er ein typisches Adelsschicksal dieser Zeit dar. Erst 1660 konnten die alten Besitzer ihr verlorenes Gut zurückerwerben, nachdem 1632 Eferding nochmals die harten Lasten eines Bauernaufstandes be¬ drückt haben. Von jetzt ab mehren sich die bekannten Starhembergischen Namen, die als Feldherrn und Diplomaten den Kaisern dienten und in ihre ländliche Stadt den Abglanz ihrer Erfolge mitgebracht haben mögen: Konrad Balthasar, der die 12) Siehe J. Schwerdling, Geschichte des uralten und seit Jahrhunderten um Landesfürst und Vaterland verdienten, theils fürstlich, theils gräflichen Hauses Starhemberg (Linz 1830). 13) O. ö. Landesarchiv, Musealarchiv Eferding-Schaunberg, 6. Schuberband. 297

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