OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter nennt, zu wirken begann und unter dessen Bruder Herzog Albrecht III. offen aus¬ brach. Ein schwerer Krieg muß es gewesen sein, der damals an der Donau tobte. Umfassende diplomatische Vorbereitungen gingen ihm voraus, Eferding wurde nach Belagerung von den Österreichern genommen, die Schaunberg von herzog¬ lichen Truppen vergebens berannt, bis schließlich im Jahre 1381 in einem Waffen¬ stillstand der stolze Wille der Grafen sich beugen mußte 11). Doch ihr Sinn wurde nicht demütiger. Sie blieben die Mächtigen und widmeten sich nun erst recht ihrem Territorium. Eferding wurde dabei immer mehr das Herzstück ihres Wirkens. Was den Waffen versagt geblieben war, sollte durch Friedensarbeit erreicht werden. Wie selbständige Landesherren verliehen Graf Johann (II) und Graf Georg (III) ihrer Stadt Rechte und Marktprivilegien, begnadeten die Handwerke mit Zunftordnungen, bauten eine neue Veste an Stelle des passauischen Hofes. Als prächtiger spätgotischer Hallenbau begann die neue Pfarrkirche zu erstehen. Mit ganz anderen Empfindungen umfassen unsere Sinne nun den Nord- und Ostflügel des Schlosses, die beide noch alte Bauteile enthalten und Zeugenschaft ablegen von dieser Zeit. Mit ernstem Blick schauen wir zurück, um nochmals den Bergfrit im dunklen Waldhang zu suchen, der damals den Bürgern den Wohnsitz ihrer wichtigsten Autorität angezeigt hat. Den entscheidenden Eindruck vermittelt das Schloß heutigen Tages aber mit seinem Südflügel. Er wendet die volle Schauseite dem Stadtplatz zu, ist drei¬ geschossig, zeigt 11 Fensterachsen und ist im Mittelteil belebt durch einen Risalit mit vier einfachen Säulen und einem Dreieckgiebel, in dem das Starhembergische Wappen aufgemalt ist. Dieser Gebäudeteil wurde 1784 erbaut. Er ist kein überschwenglich prächtiges Adelsschloß, wie sie so zahlreich im Barockzeitalter in Städten und Villenvororten der Städte emporgewachsen sind, darf aber auch nicht bloßer Zweckbau einer ländlichen Gutsherrschaft genannt werden. Er besitzt seinen eigenen Charakter und ist aus diesem heraus mit voller Berechtigung als Star¬ hembergisches Schloß zu bezeichnen, obwohl die Bauwurzel weit ins Mittelalter zurückreicht. Mit Graf Wolfgang (II) war das Geschlecht der Schaunberger am 12. Juni 559 ausgestorben. Des Grafen Schwester, Anna, brachte ihrem Gemahl, Erasmus I. von Starhemberg, die an Gebiet und Macht überaus reiche Erbschaft zu. Damit begann für Eferdings Stadtgeschichte eine völlig neue Ara. Die Zeit hatte die rechtlichen und wirtschaftlichen Lebensverhältnisse bereits stark gewandelt. Es gab nur wenig Raum mehr für eigenstolze Selbständigkeit und Selbstherrlichkeit. Der „Staat“ trat in Erscheinung. Das Verwaltungs- und Gerichtsleben erfuhr seine straffe Zentralisierung in der Landeshauptstadt Linz. Überdies zerstörte das neue Herrengeschlecht die Geschlossenheit des Territoriums 1) Die beiden wichtigsten Werke zur Geschichte der Grafen von Schaunberg: J. Stülz, Zur Geschichte der Herren und Grafen von Schaunberg, Sonderdruck aus dem 12. Band der Denk¬ schriften der kais. Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse (Wien 1862); O. H. Stowasser, Zwei Studien zur österreichischen Verfassungsgeschichte. I. Reichsstandschaft und Landeshoheit in Österreich. Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Schaunberg, Zeitschrift der Savigny¬ Stiftung für Rechtsgeschichte Germ.-Abteilung Bd 44 (1924) S. 114—152. 296

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