OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Der braune Bär (ursus arctos) hat seinen indogermanischen Namen nur in den romanischen Sprachen bewahrt. Germanen, Slawen, aber ebenso Finnen Esten, Tartaren, Ungarn gebrauchen nur kosende Über- und Ersatznamen, um das Tier ja nicht durch Nennen des eigentlichen Namens zu beschwören. Volksglauben spielte nämlich dieses seit Menschengedenken größte Raubtier der nördlichen Breiten stets eine bedeutende Rolle. Der aufrechte Gang und die Menschenähnlichkeit des Skelettes, die hohe Intelligenz und die Niesenkraft des Tieres führen zur weitverbreiteten Ansicht, daß der Bär ein verwandelter Mensch (Bärenhäuter) mit dämonischen Eigenschaften sei. Der Bär wird so auch zum Vegetations-Dämon und Glückbringer. In dieser Form erscheint er als Maske bei vielen Umzügen, wird in Zwingern von Schlössern gehalten, spielt in der Namengebung des Menschen eine große Rolle, erscheint als Wappentier und gab dem wichtigsten Sternbild des nördlichen Himmels, dem „Großen Bären", seinen Namen. Als Jagdtier war der Bär seit Urzeiten ganz besonders geschätzt und sichtlich von Menschenhand vor tausenden von Jahren in Höhlen sorgsam geschlichtete und geschichtete Bärenschädel geben Zeugnis von der uralten kultischen Rolle des Königs unserer Wälder. Wir werden also kaum fehlgehen, wenn wir auch in den derben Verulkungen des Atterseer Bären-Begräbnisses aus dem Jahre 1778 noch einen Nachhall der uralten Bärenverehrung erblicken. Außerdem gibt dieser zufällig in einem alten Lied erhaltene Beitrag ein sprechendes Beispiel dafür, wie viel Standesbrauchtum in unserem Lande im Laufe der letzten 150 Jahre versunken ist und vergessen wude. Dr. Hans Commenda (Linz) Landla-Gstanzln aus Pucking Es gibt kaum eine Das Landlatanzen liegt dem Traunviertler tief im Blut. bei der nicht eine Unterhaltung auf dem Dorf, besonders keine Bauernhochzeit Mit einer gewissen oder mehrere Kameradschaften (Ruden) den Landla tanzen. Feierlichkeit schreiten die Tanzpaare im Kreise herum; dicht gedrängt stehen die Zuschauer, oft auf Tischen und Stühlen, damit sie ja nichts vom „Tanzg'sang überhören. In diesen Gsetzln und Gstanzln, meist sind es Achtzeiler, manchmal auch Vierzeiler, macht sich der goldene Humor des Bauernvolkes in seiner ganzen Urwüchsigkeit Luft. Da werden Dorfgrößen „angesungen“, Dorfereignisse ge¬ bührend „besungen“, andere Kameradschaften mit spöttischen Gstanzln bedacht, Zeitereignisse, Amter und Erlässe gehörig aufs Korn genommen. Niemals aber nimmt das „Besingen“ bei einer ordentlichen Rud derbe Formen an. Die Gstanzln sind eingestreut in figurenreiche Bewegungen der Paare, um¬ rahmt vom Händeklatschen und Stampfschritt der Burschen. Es folgen nun mehrere Achtzeiler, wie ich sie bei Hochzeiten in Pucking erlauschte. Sie verdienen als Zeitdokumente der Nachkriegszeit festgehalten zu werden: 272

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