OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Das Bild muß vom Standpunkt der hohen Kunst aus als wertlos bezeichnet werden, ist aber volkskundlich von Bedeutung. Es verzichtet nämlich ganz im Sinne der Volkskunst auf jede naturalistische Wiedergabe. Der Gebirgszug im Hintergrund, der Baum im Vordergrund, vor allem aber Bär und Kuh selber sind so wenig naturgetreu wiedergegeben, daß man den Eindruck hat, der Maler hat weder ein Hochgebirge, noch eine Wettertanne, noch einen Bären, ja nicht einmal eine Kuh recht vor Augen gehabt, als er ans Werk ging. Nun waren damals Bären in der Gegend zwar selten, aber noch keineswegs ausgestorben. Der Schriftsteller J. A. Schultes schreibt in seinem die Jahre 1794 - 1808 be¬ handelnden Buche „Reisen durch Oberösterreich“ (Tübingen 1809), Seite 108, bei der Besteigung des Dachsteines: „Bären gibt es alle 3-4 Jahre hier. Sie kommen aus der Gosau herüber und finden hier ein Ideal einer Bärenwelt.Und ebenso kommen zuweilen aus den Wäldern der Grünau Bären herein. Der letzte Bär im Dachsteingebiet wurde tatsächlich auch erst 1833, der letzte Bär im Mühlviertel 1837, der letzte Bär in der benachbarten Steiermark erst 1843 erlegt. Da Berge, Bäume und Rinder dem unbekannten Maler sicherlich wohl bekannt waren, so ist die gesamte, rein typisierte Darstellung des Bildes wohl nur aus dem Geiste der Volkskunst heraus zu erklären. In den Sammlungen des Museums in Hallstatt befindet sich nun ein hand¬ geschriebenes Liederbuch, das ein gewisser Buchberger zu Moosberg im Jahre 1855 — wie er selbst angibt — in den Wintermonaten auf Grund von Auf¬ zeichnungen seines Großvaters und eigenen Aufzeichnungen niedergeschrieben hat Darin findet sich auch „Ein sehr altes Lied von einer Bärenjagd“, das der Gro߬ vater Buchbergers überlieferte. Es bezieht sich gleich wie das vorher geschilderte Bild auf das Erlegen des Steinbacher Bären. Ein sehr altes Lied von einer Bärenjagd 1. Juchheisse, Viktoria, guete Zeitung *) kommt an, Trompeten und Pauken, die höret man schon. Was Neues is gscheha, i ließ ma's gar net sagn, I muaß gen gschwind renna, das Ding muaß i dafragn. Willkommen, lieber Hansl, wo geht denn her die Noas, Wie gehn denn die Handl, verzähl ma den Gspoas. Was sagn denn die Jager und Bauern von dem Bärn, Solln s' net bald in's Jagen gehn, was tuat ma denn hörn? 3. O mein Bua, das Bärenjagn is alles schon vorbei, Die Steinbacher Jager hamt'n gschossen eahna drei. Sie hamt'n ums Lebn bracht, das will i da wohl sagn, Jetzt führn s'n ahi af Kammer, dort tan s’ihn halt begrabn. *) Nachricht. 268

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