OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter burg und somit den Nachfolger und Vorgänger der Ausbeuter Mondsees er¬ blicken wollte, sondern viel lieber den asketischen, die Welt fliehenden Eremiten 22) Die historisch nicht zu begründende Verlegung der Wirksamkeit Wolfgangs an den gleichnamigen See wurde bedingt durch die Sorge Mondsees um die dort gelegenen gefährdeten Forste. Denn obwohl diese bereits seit 829 dem Kloster gehörten, konnte es erst im 12. Jahrhundert von Regensburg den Nutz genuß von diesem Besitz erlangen. Die ehrwürdige Gestalt Bischof Wolfgangs sollte nun Schutz gewähren vor weiterem Zugriff des Hochstiftes, wie später der Erzobtei Salzburg. Dem gleichen Zwecke dienten schließlich die Fälschung, bzw Verfälschung des Diploms Ludwigs (829), sowie der Bulle Innozenz II. (1142); in beiden Urkunden erscheint der Heilige, seine Kapelle, oder die nach ihm benannte Ortschaft als Mittelpunkt des gefährdeten Forstgebietes. Anfänglich war der im späteren Mittelalter weltberühmte Wallfahrtsort jedenfalls Sitz der Forstver¬ waltung dieses Gebietes, bald allerdings und schon aus Vorsicht gegenüber dem Ausdehnungsstreben Salzburgs, das am gegenüberliegendem Seeufer eine Wirt schaftszelle errichtete, mag Mondsee dort eine Kapelle erbaut haben. Bereits 1183 erscheint dieses Kirchlein als Filiale der Pfarre Mondsee. Die erst viel später, zu Ende des 13., Anfang des 14. Jahrhunderts einsetzende Verehrung des heiligen Wolfgang rankte sich dann um dieses alte, ursprünglich dem hl. Johannes, dem Täufer, geweihte Kirchlein 23), der auch zur Zeit der Hochblüte der Wolfgangs¬ verehrung von den Wallfahrern verehrt wurde. Im Kloster Mondsee blieb das Andenken und die Verehrung Wolfgangs stets lebendig und fand sinnvollsten Ausdruck durch dessen Aufnahme in die Profeßformel, wo er neben St. Michael und Petrus als Patron erscheint. Der von Wolfgang angebahnte Neuaufbau Mondsees ermöglichte die Wieder¬ aufnahme der alten Kulturarbeit, der Pflege von Kunst und Wissenschaft, wie diese in den Klöstern als den Bildungsstätten der Nation damals geleistet wurde. In den Klosterschulen wurde nach dem römischen Lehrsystem der sieben freien Künste das antike Bildungsgut weiter überliefert und dort fand auch in der klösterlichen Annalistik das erwachende historische Interesse seine erste Ausdrucks¬ form. Die in ihren Anfängen ins 9. Jahrhundert reichenden „Mondseer Annalen gehörten somit zu den ältesten, nachweisbaren Quellen bayrisch-österreichischer Geschichte; ihr Verlust ist daher für die Forschung umso schmerzlicher. Nach dem Tode Bischof Wolfgangs bekam Mondsee neuerdings die harte Faust Regensburgs zu fühlen und Bischof Gebhard begann alsbald wieder den größten Teil des Klostergutes und der Einkünfte an sich zu ziehen. Schon schien der Verfall des Reformwerkes unvermeidlich, als Kaiser Heinrich II., der einstige Zögling Bischof Wolfgangs dem Kloster zum Helfer wurde 24). Selbst bestrebt, in den königlichen Abteien das aszetische Leben neu zu beleben, begünstigte 22) J. Zibermayr, St. Wolfganglegende, S. 11, 31. 23) J. Zibermayr, Noricum, S. 345. 22) Chron. Lunael. S. 108. 198

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