Oberösterreichische Heimatblätter ein Gnadengeschenk von zehn Gulden, „des versehens, das er fürohin, zu allerlay fürfallenden occasionen desto fleißiger sich erzaigen werde" 36). In den letzten Novembertagen des Jahres 1619 war der ständische Historicus Hieronymus Megiserius im Kuglerischen Hause zu Linz (heute Klammstraße 3Waltherstraße 1) verstorben. Im Zuge der Verlassenschaftsabhandlung beauftragte die Regierung am 4. September 1620 Johannes Kepler und den Kantor und „Collegen“ Tobias Zorer37), „ein ordentlich Inventarium“ des Nachlasses an¬ zulegen, „vnd die Sachen schäzen“ zu lassen 38). Mit der Taxierung seiner wert¬ vollen, neunhundertvierundfünfzig Nummern umfassenden Bibliothek hatte man den Rechtsanwalt Dr. Abraham Diemer und Johannes Brassicanus betraut 39, Letzterer übernahm auch gemäß ständischer Anordnung vom 20. November 162040) zusammen mit Zorer die Verwaltung der kümmerlichen Verlassenschaft sowie die Vormundschaft über die Halbwaisen des Verstorbenen. Die diesbezüglichen Berichte an das Verordnetenkollegium*1) enthüllen ein trauriges Bild. Der Nachlaß des Verstorbenen bestand außer seiner Bibliothel fast ausschließlich aus Schuldscheinen und unbezahlten Rechnungen. Die wenigen wertvollen Gegenstände, wie „zwen alte silberne Löffel, Item ein silbern in vnd auswendig vergultes Khändele, sampt einem Becher vnd windmühl“ waren von der Witwe versetzt worden und konnten von den „Gerhaben“ nur unter schwierigen Umständen wieder ausgelöst werden. Gleichzeitig wurde von einem Pfandleiher eine silberne „khetten“ gekündigt — er hatte Brassicanus 1621 „expresse zu ver¬ nemen geben, deß vnd die weil es bey disem khriegswesen gefährlich seye, vnd niemand wissen khönne,wie es etwan gehn möchte, sonderlich weil man sich ... einer gemeinen Plünderung besorgte, vnd er. .. in mittels vmb die ketten komen solte, Er einige Rechenschaft drumb zu geben nicht schuldig sein wolte“ kam ein Notverkauf zustande, dessen Durchführung die Obrigkeit noch vier Jahre später bemängelte. Den nach Deckung des Darlehens verbleibenden Rest von fünfundsechzig Gulden hatte sich Brassicanus „in Thaler, so damaln vnder der gmäin schon zimblich zu steigen angefangen, vnd in Prandenburgischen Vier vnd zwänzig Kreutzern“ auszahlen lassen. Als nun „lautmährig“ wurde, der Taler würde „abschlagen“, wechselte er den ganzen Betrag in Brandenburgische Pfennige 36) St. Florian, cod. XI/594, fol. 342. 37) Zorer war der Sohn des Fürstlich Pfalz-Neuburgischen Rates Dr. Tobias Zorer und der Anna Maria. Am 27. Jänner 1617 hatte er die Schwiegermutter des Hieronymus Megiser, Euphrosyne Trädl, verwitwete Memhard geheiratet. Seine Anwesenheit in Linz ist bis 1625 nachweisbar. Vgl. auch G. Salomon, Magister Johannes Memhard, Heimatgaue Ig 15 (1934), S. 177. 38) Bescheidprotokolle 5, fol. 101’. 39) Bescheidprotokolle 5, fol. 132’. Vgl. auch das von Brassicanus am 6. April 1622 ein¬ gereichte „Verzaichnus der fürnemsten Manuscriptorum in der Megiserischen Bibliothec ligend' (Landschaftsakten E XII/7, 10). 20) Landschaftsakten E XII/7, 10. 4) „Der Megiserischen Gerhaben Raittung, ausgestellte Mengl, vndt darüber gethane Ver¬ antworttung. de ao. 620 et 625.“ (Landschaftsakten E XII/7, 10). 264
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