OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter in Österreich aufliegende Komposition von Brassicanus, führt folgenden weit¬ schweifigen Titel: „Zwo Christliche Leichpredigten über den tödtlichen Abgang des Wolgebornen Herrn / Herrn Hans Christoffen / Herrn von Gera / auff Arnfelss / Eschelberg Waxenberg vnnd Mühldorff/ Pfandherrn der Herrschafften Freystatt / Fürstlicher Durchl.: Ertzherzogn Ferdinandi zu Oesterr.: ob der Ens / Herrnstands Verord¬ neten etc. Die Erste Bey Hebung vnnd Wegführung der Leich zu Lintz den 20. Octobris 1609. Die Ander Bey dem Begräbnuss / in der Schlosscapell zu Eschelberg/ den 21. Octobris / in Versammlung der Vnterthanen Gehalten Durch M. Clementem Anomaeum, E. E. Landschafft ob der Ens bestellter Prediger. Gedruckt zu Nürnberg / durch Abraham Wagenmann M. D. C. X.“ Wenige Tage nach dem Begräbnis aber, am 25. Oktober, bestimmte das Verordnetenkollegium, daß dem Kantor, offenbar als Entschädigung für seine Bemühungen, „Siben vnnd Zweinzig Gulden Sex vnnd Zweinzig Kreuzer. aus dem Ambt bezalt werden“ sollten 24). Kurze Zeit darauf bewilligte man ihm abermals, vielleicht als Entschädigung für seine Reiseunkosten, die Auszahlung einer Summe Geldes25). Seinem Amtsvorgänger, dem Kantor Petrus Der¬ vantius jedoch übertrugen die Verordneten auf sein Ansuchen hin mit Beschluß vom 27. Oktober 1609 „die Schuelfunction zu Ottenshaim" 26). Im Jahre 1610 richtete Brassicanus, wie alle seine Amtsvorgänger und Kollegen27), unter Berufung auf sein Alter ein Gesuch um Gehaltserhöhung an die vorgesetzten Behörden 28). Mit Beschluß vom 11. August wurde jedoch sein Ansinnen abgelehnt, „weillen mit dem Supplicanten auf sein Besoldung, ordent¬ lich, füer alles vnnd Alles, auf ain hundert vnnd funfzig gulden geschlossen, auch heruor keinem Cantori Mehrers geraicht worden" sei29). Neben seinem Dienst als Kantor und als Lehrer an der Landschaftsschule er wird in den Bescheidbüchern ausdrücklich auch als „Schuel Collega“ be¬ zeichnet — betätigte sich Brassicanus, wie man es von ihm erwartet hatte, auch weiterhin eifrig als Komponist. Am 27. Jänner 1613 beschlossen die Verordneten, ihm für „dedicirte Gesänger .... zweinzig ganze Taller zuuerehren"30). Mit Bescheid vom 8. April 1614 erhielt er weitere hundert Gulden „wegen dedicirter 2*) Bescheidbuch 3, fol. 200“. 25) „Bschayd Johann Brassicanus p. auszug auf 36 f 5 k. Diser Auszug solle aus dem Einnemer ampt bezalt werden“ (Bescheidbuch 3, fol. 208’). 26) Bescheidbuch 3, fol. 200“. 27) St. Florian Cod. XI/594 passim. 28) „In gleichem auch Cantor ein verbeßerung seiner besoldung begert, weilen er sich mit seinem diß Jahr gehabten Ainhundert vnnd funffzig gulden, nit vndterhalten müge, haben solches supplicando an die Herrn gelanngen zu lassen, von vnnß gewisen“ („Der Herrn Inspectorum Andertes Memorial etlicher Puncten halber die Landtschafft Schuel betreffend", St. Florian, cod. XI/593, fol. 116’). 29) Bescheidbuch 3, fol. 331. 30) St. Florian, cod. XI/594, fol. 235; Bescheidbuch 4, fol. 13' verzeichnet diese Zuwendung unter dem 16. Jänner. 262

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