OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter und deren Mitglieder sich außerdem mit ihrem deutschen Namen „Köl“ schrieben. Da Brassicanus, wie Zippel berichtet 15), um 1630 „Ratisponae consenuit“, dürfte sein Geburtsjahr um 1570 anzusetzen sein. Die ersten Jahrzehnte seines Lebens liegen noch völlig im Dunkel. Vermutlich besuchte er die in seinem Geburtsort bestehende evangelische Schule 16), möglicherweise hat er bis zu ihrer Auflösung dort auch als Lehrer gewirkt. Die Bekanntschaft mit dem zu Ranten geborenen Martin Zeiller dürfte ebenfalls bis in seine Jugend zurückzuführen sein. Vom Jahre 1603 an ist dagegen sein Wirken als Kantor und Kollaborator am „Gymnasium poeticum“ zu Regensburg verbürgt. Am 4. Mai 1604 unter¬ zeichnete er die Konkordienformel und rückte im Jahre 1606 zum Präzeptor vor 1609 war die evangelische Landschaftsschule zu Linz auf Grund der von König Matthias erlassenen „Capitulations - Resolution“ vom 19. März wieder eröffnet worden. Am 2. Juli beauftragten die Stände ihren Prediger Clemens Anomaeus schriftlich, wegen eines geeigneten Schuloberhauptes und eines Kantors Umschau zu halten. Bezüglich des letzteren wurde besonders gefordert, daß er „ein guetter Componist“ sein müsse18). Schon am 10. Juli antwortete Anomaeus aus Regensburg 19) „... Was den locum Cantoris betrifft, finden sich Alhie zween bey der Schuel, deren sich ein ieglicher wolte gebrauchen lassen, vnndt beede guette Componisten vnnd einer so wol alß der annder uxorirt, der aine ist Paulus Hombergerus 20) Cantor alhie, eines zimblichen Alters, vnnd sonnsten auch eruditus gnueg, neben dem Cantorat auch Conrectoris officium zuuertretten, sein Stimme sollgleich woll nit gar starckh sein. Der annder ist Johannes Brassicanus, sonnst Khraut genannt, mediocriter doctus, wierdt mir von vunndterschiedtlichen Per¬ sohnen, baides seiner Khunst in der Music, vnnd seine stimme, das sie starkh genug sey, hochgerüembet. Die Stände waren offenbar mit dieser Auskunft sehr zufrieden; am 28. August wandten sie sich an „Camerer und Rath der Statt Regenspurgmit der Bitte, „Wie wol wir ihnen Brassicanus als Kantor für ihre Schule zu überweisen. 15) „De ortu et progressu rei schol. Ratisp.“, 1743, mitgeteilt bei Ch. H. Kleinstäuber, Ausführliche Geschichte der Studienanstalten in Regensburg, Verhandlungen des historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Bd 36 (1882), S. 55. 16) „Es hat zu Murau vor der Religionsänderung, eine gute Schul gehabt, deren Rector M. Wolffgangus Pensoldus, ein Meißner, gewesen, so gelehrte Leut gezogen, und scharff disciplin gehalten; welche aber Anno 1600 auß Ertzhertzoglichem Befelch, abgestellt worden ist (Merian, a. a. O. S. 45). 17) Kleinstäuber, a. a. O., S. 54. 18) Stiftsbibliothek St. Florian, cod. XI/593, fol. 20’. 10) „M. Clementis Schreiben von Regenspurg auß An die Herrn Verordneten darin er Inen ein Rectorem vnnd Cantorem fuerschlegt“ (St. Florian, cod. XI/593, fol. 20’ ff). 20) Geboren 1560, wirkte seit Ende des 16. Jahrhunderts als Kantor in Regensburg, wo er am 11. Juni 1601 die Konkordienformel unterzeichnete und am 19. November 1634 verstarb Er war vermutlich ein Schüler Giovanni Gabrielis und hinterließ zahlreiche geistliche und weltliche Vokalwerke (Vgl. Eitner, a. a. O., Bd 5, S. 197). 260

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2