OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Bausteine zur Heimatkunde Topograph Martin Zeiller?) (1589 — 1661) und der Astronom Johannes Kepler1o) (1570— 1630) genannt — befinden sich auch einige vom musikgeschichtlichen Standpunkt interessierende Persönlichkeiten: Johannes Linckh, von 1594 bis 1602 Kantor und Schulmann an der evangelischen Landschaftsschule zu Linz, der lang¬ jährige ständische Prediger und Musiktheoretiker Daniel Hizler und nicht zuletzt der Komponist Johannes Brassicanus. Über das Leben und Wirken des letztgenannten —sein Name scheint auch in den Lesarten Brassianus, Braszikan oder in der deutschen Form als Johann Krautt auf — ist den Musikhistorikern bisher nur Weniges und Unverbürgtes bekannt geworden. Zum ersten Mal scheint sein Name in Ernst Ludwig Gerbers „Neuem historisch-biographischen Lexikon der Tonkünstler“ (Leipzig 1812, Bd 1, Sp. 499) auf. Der Verfasser weiß jedoch nur zu berichten, daß Brassicanus „Kantor zu Linz ums J. 1630“ war und verweist auf eine von Daniel Hizler herausgegebene Sammlung evangelischer Kirchenlieder, in der „von seiner Kom¬ position . .. verschiedene Proben“ zu finden seien. Etwas genauer bestimmte der französische Musikforscher François Fétis 11 seine Lebenszeit, wenn er ihn als „musicien allemand du dix-septième siècle“ bezeichnet; doch hält auch er an der irrigen Meinung Gerbers fest, Brassicanus hätte „à Linz vers 1630“ gewirkt. Desgleichen stammt die Angabe, daß „Daniel Hintzler [sic!] a inséré quelques pièces de sa composition dans le recueil intitulè: Musikalisch-figurirte Melodien der Kirchen-gesaenge . ..“ aus obiger Quelle. Erst Robert Eitner12) konnte auf Grund eines Drucktitels die Zeit seines Wirkens in der oberösterreichischen Landeshauptstadt mit dem Jahre 1615 richtiger bestimmen. Weiteres ist jedoch auch ihm nicht bekannt geworden. Nicht zuletzt trug hiezu der Umstand bei, daß sich Brassicanus stets auch der deutschen Form seines Namens bediente und Eitner demzufolge auf zwei verschiedene Per¬ sönlichkeiten schloß. „Muraco-Stirensis“ nennt Johannes Brassicanus stammt aus Murau 13) - einem steirischen Orte an der Mündung des Rantenbaches in er sich 160414) - die Mur. Die von Doblinger vermutete Verwandtschaft mit der gleichnamigen Wiener Humanistenfamilie dürfte kaum zutreffen, da diese aus Konstanz stammte *) Vgl. E Straßmayr, Die Beziehungen des Topographen Martin Zeiller zu den ober¬ österreichischen Ständen, Heimatgaue Ig 2 (1921), S. 15 f. 10) Vgl. H. Kreczi, Johannes Kepler in Linz, Bilder aus vergangenen Tagen (Linz 1947), S. 39 ff *) Biographie universelle des musiciens (Paris 1867), Bd 2, S. 58. 12) N. Eitner, Biographisch-bibliographisches Quellenlexikon (Leipzig 1898 ff.), Bd 2, S. 175 und Bd 5 S. 432. 13) „Es seynd neben andern, von hier bürtig gewesen Johannes Brassicanus, ein feiner Poet, und Musicus“ (M. Merian, Topographia provinciarum Austriacarum, Frankfurt/Main 1677, S. 45). 12) D. Mettenleitner, Musikgeschichte der Stadt Regensburg (Regensburg 1867), S. 230. 259

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