Bausteine zur Heimatkunde In der Zeitschrift „Kunst und Kunsthandwerk“, Jahrgang 10 (Wien 1907) Seite 436/437, findet sich ein Aufsatz „Die Gmundner Fayencen“ von Alfred Walcher von Molthein, dem Altmeister der Keramikforschung. Unter einer Ab¬ bildung (siehe Abb. 1) befindet sich der Bildtert: „Gmundner Salzträger, modelliert von Anton Gerhart behufs Ausführung in Steingut in der Werk¬ stätte Schleif Dem Text entnehmen wir folgende Stelle: „Unterstützt wird sie (die Schleiß-Werkstätte, Anm. d. Verf.) durch Herrn Gerhart, der bereits zahlreiche recht gute Plastiken geliefert hat und auch von der Königin von Hannover behufs Modellierung ihrer Büste herangezogen wurde. Sein letztes Werk ist das Modell eines Kufenträgers, der typischen Figur der alten Salzstadt, die merkwürdigerweise noch keinen sichtbaren Hinweis auf ihre einst so bedeutende gewerbliche Tätigkeit besitzt. Der Künstler denkt sich daher seine Schöpfung als Brunnenfigur auf dem Platze vor dem Nathaus, also an jenem Orte, wo die Zillen aus Ebensee landeten und die Träger das Salz aus dem ganzen Salzkammergut ent¬ gegennahmen. Erfreulich ist es zu hören, daß der Bürgermeister der Stadt dieser Idee sympathisch gegenübersteht und so Gmunden endlich ein Wahrzeichen erhält, das den zahlreichen Fremden die historische Bedeutung der Salzstadt in zutreffender Weise offenbart.“ Bildhauer Anton Gerhart stammte aus einer ortsansässigen Familie, er wurde in Gmunden am 1. 11. 1879 geboren und ist dort am 22. 2. 1944 gestorben. Einer der letzten überlebenden einstigen Salzträger hatte ihm in der alten Original¬ Arbeitstracht Modell gestanden und sich dabei der echten Geräte bedient. Die charakteristische Haltung des Tragens und Schreitens sowie die äußere Erscheinung des Salzträgers ist somit in dieser Plastik gétreulich überliefert. Wie den Zeit¬ genossen noch erinnerlich ist, fand einige Jahre später ein Wettbewerb in Gmunden statt, der zur Feststellung des besten Entwurfes für den Brunnen dienen sollte. Die Modelle wurden im Rathaus ausgestellt und die Bürgerschaft zollte durch Abgabe von Stimmzetteln in einer Urne dem Modell des Bildhauers Anton Gerhart den ersten Preis. Der alsbald ausbrechende erste Weltkrieg und die späteren Verhältnisse standen anscheinend der Ausführung des einst von Bürger¬ schaft und Fachpresse so freudig begrüßten Entwurfes im Wege. Der Künstler bemühte sich Jahr um Jahr, nahezu bis zu seinem Lebensende vergeblich, seine Idee und sein Werk zur Zierde seiner Vaterstadt verwirklicht zu sehen. Da nun nach seinem Tode das Werk nach seiner Idee an anderem Standorte verwirklicht wurde, sei dem Toten durch das Festhalten der Entstehungsgeschichte des Gmundner Salzträgerbrunnens in diesen Blättern die Ehre erwiesen. Friedrich Knaipp (Gmunden) 257
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