Oberösterreichische Heimatblätter mehr vereinzelt geübt, aber bei Veranstaltungen an Dorfabenden und Heimat¬ festen gern vorgeführt. Die weltlichen Erntedankfeste, die sich in Oberösterreich erst seit 1935/36 eingebürgert und seitdem zu immer großartigeren Formen entwickelt haben, wurden auch nach dem Kriege wieder aufgenommen und häufig mit den kirchlichen Feiern verbunden. Regelmäßig wird dabei die in Oberösterreich eben¬ falls junge Erntekrone, oft verziert durch das (aus Stroh geformte) Erntesinnbild des Hahnes, in stattlichem Umzug, geleitet von den Wagen voll schöner Feldfrüchte, von Trachten- und Musikaufzügen, durch die Straßen geführt und dann wie eine Art frommer Weihegabe an den Stufen eines Seitenaltares in der Kirche abgesetzt. Dort bleibt sie (z. B. Mondsee) längere Zeit stehen, wie anderwärts der ganz aus Getreidegarben bestehende Schmuck des Hauptaltares, während die vielen Feld¬ früchte, mit denen man vielerorts die Altäre beim Erntedankfest ziert, an die Armen verteilt werden. Stets sind mit dem Erntefest auch größere landwirtschaft¬ liche Ausstellungen, Märkte und die Aufrichtung von Belustigungsständen ver¬ bunden, sodaß der feierlich schöne Erntedank überall in ein die ganze Bevölkerung erfassendes Freudenfest ausklingt. Die Heimkehr des Weideviehs von den hohen Almen wird auch heute noch in den üblichen Formen gefeiert, doch fehlt neben dem Auswerfen der bekannten (oft vergoldeten) Almgebäcke manchmal noch der sonst übliche Flitter¬ prunk, da die Beschaffung des geeigneten farbigen Papieres und Goldrausches zum „Aufkranzen“ der Tiere zum Ersatz durch Waldkränze und Naturblumen zwingt. Dabei blieb auch die Gepflogenheit erhalten, bei einem Todesfall im Bauernhof die grünen Kränze mit Trauerflor zu versehen und die Gewinde nach der Heimkehr dem verstorbenen Familienmitglied auf das Grab zu legen. Der Brauch des (ver¬ goldeten) „Reifbuschens“ blieb im inneren Salzkammergut erhalten. Gleichzeitig mit dem Almabtrieb findet im Salzkammergut noch immer das beliebte Volksfest des Schützenmahles der Stachelschützengesellschaften statt, die seit dem Aufhören der Tätigkeit der Feuerschützen besonderen Zuzug erhielten. Längst hat sich ihr Gewehr, die Armbrust, zu einem Sportgerät entwickelt, das an Feinheit und Genauigkeit den modernen Scheibenstutzen nicht nachsteht, so daß fast bei jeder Schießübung einige der „Punktschüsse“ oder gar „Nullteiler“, die frühen zu den seltenen Ereignissen im Schützenleben gehörten, erzielt werden. Begreiflich, daß bei solchen Präzisionsgeräten auch der alte Brauch des Aufzeigens der ver¬ schiedenen Treffer durch besondere Handstellungen, Sprünge und Juchzer des Zielers fast aufhörte und nur mehr bei besonders schönen Schüssen oder hohen Schützenfesten „gewaligt“ und gejugizt“ oder mit Böllern geschossen wird. Gleich¬ zeitig mit dem Zusammenschluß der Armbrustschützen des Salzkammergutes zu einem Gauverband (1947) begann auch eine allgemeine Umstellung dieses Schützen¬ wesens, das sich bisher nur als brauchtümliche Einrichtung erhalten hatte, jetzt aber vereinsmäßig nach Erzielung hoher sportlicher Leistung mit modernsten Geräten 242
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