Burgstaller: Gegenwärtiges Jahresdrauchtum in Oberösterreich War es 1946/47 noch der Holzmangel, so war es 1948 das andauernde Schlechtwetter, die eine reichere Entfaltung des Sonnwendbrauchtums seit Kriegsende verhinderten, wodurch auch sonst mancher Brauchtumszug ausfiel. Wohl schlugen die Innviertler Zechen auch jetzt neben ihren Brandplätzen die Tanz¬ böden auf, aber die alten Spiele am Feuer, die noch 1935 im Innviertel das „Schimmelhäuten“ oder „Goaßverkaufen“ zeigten, sind verschwunden. Daß der Brauch, ähnlich dem Maibaumstehlen, auch manchen Ulk in sich schließt, bezeugt das vorzeitige Abbrennen der gesammelten, aber unbewachten Reisighaufen durch gegnerische Burschengruppen (wie dies u. a. heuer im Mühlviertel geschah). Besen¬ schwingen und Feuerräderablassen haben sich seit etwa 1944 nicht mehr nachweisen lassen. Das Abbrennen der Puppen „Hansl und Gretl“ blieb Brauch, doch wurde in der Regel auf die sonst üblichen Lärmumzüge mit diesen Figuren verzichtet Vielfach ist der ganze Feuerbrauch zu einer Veranstaltung der Kinder geworden, die dabei allerdings oft recht altertümliche Überlieferungen bewahren, wie die Maskenumzüge der das Sonnwendholz einsammelnden „Eijaja" in Neumarkt am Hausruck oder die allerdings seit einigen Jahren nicht mehr zu beobachtenden Laubmasken des Holz und Lebensmittel fordernden „Waldmanns“ oder „Wald¬ philis" um Wolfsegg und Gallspach. Wichtig ist, daß für das Abbrennen der Feuer öfters Plätze ausgewählt werden, die durch ihre Lage und Namen eine besondere Beachtung durch den Volksglauben anzeigen, wie das Plateau am „Opfertisch“ des Ameisberges bei Kopfing oder die Plattform des „Teufelfelsens“ bei Niederkappel. In die Zeit um die Sonnenwende fällt auch der Schulschluß, für den sich, besonders bei den Maturafeiern der Mittelschulen, ein festes Brauchtum her¬ auszubilden beginnt. Fast überall findet sich die Gepflogenheit, eine weiße Fahne am Schulgebäude zu hissen, wenn kein Kandidat durchgefallen ist, ferner eine Maturazeitung herzustellen und schließlich entweder einen Maskenzug durch Schule oder Schulort zu veranstalten oder sich von der alten Erziehungsstätte durch eine Reihe von Schabernackstreichen zu verabschieden, die sich von den Ulken der bäuer¬ lichen Burschenschaften in den Unruhnächten kaum unterscheiden. Vereinzelt finden sich auch Feiern vor dem Schulgebäude, bei denen die Schüler unter Hupen, Trom¬ petenklang und „Gaudeamus“ ihre Schulhefte und -bücher verbrennen und damit der alten Anstalt ein dauerndes Lebewohl sagen. Die Sonnwendzeit führt uns aber auch zum Erntebrauchtum des Landes, das sich in jüngster Zeit fast überall mit dem unmittelbar anschließenden Druschfest ver¬ bindet, so daß Maschin- und Schnittertanz meist zusammenfallen. Das untere und mittlere Innviertel bevorzugt dabei neben den üblichen Mählern noch immer das Auftreten von Masken, wie sie die einst mit den alten Drescherbräuchen gleichzeitig auftretenden Rauhnachtler noch heute kennen. Im oberen Innviertel treten meist nur kleinere Gruppen auf, die sich um eine Habergaiß scharen. Das einst berühmte „Absagen“, Pinkerl-, Gumpsen- und Stadelhenne-Werfen wird nur 241
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