OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Ausgestaltung des Linzer „Berggehens“ (Margareten) — von 8 Uhr abends bis 4 Uhr morgens hinzieht. Waren es 1944 nur noch 4 Personen, die bis zum Morgen aushielten, so zogen 1948 zu Beginn über 100 und zur letzten Station noch an die 40 mit, um in der großartigen nächtlichen Bergwallfahrt zum Kalvarienberg hin¬ anzusteigen. Der Fürsorge für die Ölberg-Gruppen, denen man jetzt allmählich wieder mehr Beachtung zuwendet, schließt sich am Karfreitag die Aufstellung des Heiligen Grabes an. Leider werden dabei manchmal die alten, auf Bretter ge¬ malten barocken oder klassizistischen Wächterfiguren abgebrochen und durch voll¬ plastische Gipsfiguren ersetzt oder die bunten Öllichter gegen elektrische Glühbirnen ausgewechselt. Eine Zerstörung derartiger altüberlieferter Werke ist selbst dann schmerzlich, wenn sie, wie in Nied i. J. (während des Krieges), zu Gunsten einer Schöpfung J. Furthners erfolgte. Die Scheiterweihe am Karsamstag blieb allenthalben erhalten, doch bringen die Weihprügel, Spreißel u. dgl. jetzt nahezu ausnahmslos nur mehr die Kinder herbei. Kinder sind es auch, die an Stelle der Erwachsenen vereinzelt auch jetzt noch das am Österfeuer entfachte neue Licht in Laternen zum häuslichen Herd heimtragen. Von den Osterbräuchen erwähnen wir insbesondere die heute wieder stark auflebenden morgendlichen Umritte im unteren Innviertel, die allerdings nur mehr in der Gegend um Andorf die einst noch um 1913 auch für andere Orte be¬ zeugte Reichhaltigkeit an Brauchtumselementen aufweisen. Überall führen sie an die Drei-Gemeinden- oder Pfarrengrenze und zu Äckern, in deren taunassen Saaten die Pferde grasen dürfen. Um 5 Uhr, also vor Sonnenaufgang, müssen die Tiere wieder im Stall sein. Mit dem „Österoarroadln“ des Salzkammergutes, bei dem die Burschen die Mädchen um Eiergeschenke aufsuchen, verbindet sich in manchen Gegenden heute noch der Brauch, freistehende Wagen und Räder auf Bäume und Hausdächer zu setzen, von wo sie die Besitzer am nächsten Morgen selbst herabholen müssen. Im oberen Innviertel ist das Eiersammeln vereinzelt noch mit dem lärmenden Hilling¬ umzug verbunden, bei dem geschwärzte Zechbuben mit einem mit Steinen gefüllten Jauchefaß polternd von Hof zu Hof ziehen. Die Speisenweihe blieb allgemein erhalten, doch verzichtet man auf die einst übliche sorgfältige Schmückung der hiezu benützten Körbe. Die Gründe für diese Unterlassung sollen darin liegen, daß man 1. nicht mehr wünscht, daß jedermann sieht, welche Speisen man zur Weihe bringt, und 2., daß der Priester die Weihung nicht mehr am Kommuniongitter vornimmt, sondern nur, die Weihe nach beiden Bankreihen spendend, den Mittelgang der Kirche durchschreitet. Für den Ostermontag finden sich im mittleren Innviertel die „Roasn' und das „Emausgehen“ zu den Verwandten. Für das große Familientreffen der bäuerlichen Sippen wählt man gerne den „Weißen Sonntag“ nach Östern. 238

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