OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Burgstaller: Gegenwärtiges Jahresbrauchtum in Oberösterreich 142 Mann, so waren es 1947 (allerdings in Gmunden) beim Schaulaufen vor einem hohen amerikanischen Offizier auch wieder „über hundert“, die sich in ihren althergebrachten symbolischen Figurenkappen zeigten. Hervorzuheben ist, daß der Brauch auch während des Krieges nicht abbrach, obwohl die Beschaffung der zur Beleuchtung der Kappen nötigen Kerzen oft auf fast nicht zu überwindende Schwierigkeiten stieß. Dabei muß bemerkt werden, daß die schönen, strengen, geo¬ metrisch-symbolischen Kappenformen nur von wenigen Passen, wie den Ebenseer „Sunnstoanern“ oder der Gmundner Feuerwehr, gepflegt werden, während die an¬ deren die schon seit Jahrzehnten bezeugte Gepflogenheit beharrlich fortsetzen, mög¬ lichst auffällige und dabei oft auch recht wenig würdige Objekte als Modelle für ihre leuchtende Kopfbedeckung zu wählen. Die häufigen Versuche, die Glöckler auch außerhalb ihres Heimatortes, z. B. 1939 in Berlin oder noch 1946 in Wels oder Salzburg, auftreten zu lassen, wie die oft unglaublichen Wünsche verschiedener Filmregisseure haben dem Brauch vielfach mehr geschadet als genützt. Eine ziel¬ sichere Beratung und Lenkung wird hier für die Zukunft allmählich unerläßlich. Das Abrollen von Feuerrädern in der Dreikönigsnacht hat m. W. 1943 in der Nähe von Altschwendt letztmalig stattgefunden. Der Lichtmeßtag hat seine einschneidende Bedeutung als Termintag, vor allem im Dienstbotenbrauchtum, verloren, seit das freie Kündigungsverhältnis auch auf dem Lande üblich wurde. Er hat sich aber als Bettag für die Verstor¬ benen des Hauses und der Familie erhalten, als der er die Mittwinterzeit ge¬ wissermaßen ebenso mit einem Totenfest abschließt, wie sie mit einem solchen zu Allerseelen beginnt. Doch mußte das Anzünden der farbigen Seelenkerzchen, die beim abendlichen Rosenkranz im Innviertel bis um 1939 abgebrannt wurden, aus Wachsmangel bisher unterbleiben. Die vom Lichtmeßtag an in der Umgebung von Ried noch 1942 umziehenden Sommer- und Winterspieler haben ihre Tätigkeit eingestellt, was während des Krieges nicht auffiel, jetzt aber selbst der Bevölkerung so abgeht, daß man von Eggerding aus in der „Nieder Volkszeitung“ vom 22. 4. 1948 zur Wiederbelebung dieses Brauches aufrief. Die Fülle der Faschingsbälle und Kränzchen ist, wie vor dem Kriege, nicht überschaubar. Uns interessiert an ihnen nur, daß bei ihnen vielfach Masken¬ gestalten erschienen, die sonst nur im Volksbrauch bekannt sind, wie das „Körbl¬ weibl“ in Aspach, das „Grassatmandl“ in Weyer, die Hirsche, Gemsen, Bären und Habergaißen im inneren Salzkammergut u. a. m., die sichtbar machen, daß der frühere Volksfasching jetzt mehr und mehr die öffentlichen Aufzüge meidet und sich in die Tanzsäle zurückzieht, wo er in dem üblichen Karnevalstreiben aufgeht. Wieder sind es die drei großen Brauchtumsräume des Innviertels, Mühl¬ viertels und des Salzkammergutes, die am besten die alten Bräuche erhielten. Im Innviertel verschwinden allerdings die großen, auf zahlreichen Brückenwagen vor¬ geführten Gewerbedarstellungen ungefähr seit 1938 ebenso wie die Vorführungen 235

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