OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Burgstaller: Gegenwärtiges Jahresbrauchtum in Oberösterreich Wagen fahrend vorgestellt wird. Und 3., indem man erklärt, das Goldene Rössel ist das Christkind. Geblieben sind auch die verschiedenen Speisevorschriften und die Herstellung der kultischen Früchtebrote, des Kletzenbrotes und der Störi, mit denen noch jetzt häufig auch ein eigenes Viehstöri und im Steyrtal auch die Gebäcke zur „Fütterung“ von Feuer, Wasser, Hagel und Wind mitgebacken werden. Die Pflege der Hirtenlieder und Weihnachtsspiele nimmt offensichtlich wieder bedeutend zu. Vor allem sind es das Salzkammergut, in dem sie eifrig gepflegt werden, und das Mühlviertel, wo aus St. Gotthard und Herzogsdorf schon 1946 von entsprechenden Aufführungen berichtet wird, und vereinzelt auch das mittlere Innviertel. Doch stehen derartigen Aufführungen auch Spiele wie „Die Christ¬ nacht im Zwergenwald“ oder „Kaspar entzaubert den Weihnachtsbaum" gegen¬ über. In einem Fall umrahmte ein Kirchenchor zarte Hirtenlieder mit kräftigen Männerchören und ließ sich als Kulissen zu dieser Vorführung noch „farbenbunte Bühnenbilder“ durch einen heimischen Maler herstellen. Einen besonderen Raum innerhalb der verschiedenen Weihnachtsfeiern der letzten Zeit nehmen die Heimkehrerbegrüßungsabende ein, wie denn überhaupt gerade die Heimkehrerbetreuung innerhalb der letzten zwei Jahre ein regelrechtes Brauchtum anzusetzen begann. So veranstaltete das Rote Kreuz in Zell an der Pram und Riedau derartige Weihnachtsabende, bei denen u. a., offenbar zur besonderen Einstimmung der Heimkehrer, der Einakter „Die verrückte Braut aufgeführt wurde. Viel besser trafen dies die Mühlviertler (z. B. Putzleinsdorf), die ihre Söhne durch die Gestalten der „Mühlviertlerin“, des „Hirtabuam" und des „Christengels“ begrüßen ließen und sich damit einigermaßen an die über¬ lieferten Weihnachtsspiele anschlossen. Wie vor 1939 der Christbaum auf den Friedhöfen brannte, setzt dies auch jetzt wieder ein, so daß manches Grab am Weihnachtsabend von einem milden Licht überstrahlt ist. Besonders eindrucksvoll gestaltet sich dieser nächtliche Lichter¬ brauch seit 1946 in Mörschwang, wo statt des sonst wieder aufgekommenen Turm¬ blasens die Musikanten neben dem beleuchteten Kreuz am Kriegerdenkmal auf¬ spielen, während auf den Gräbern die Lichter der Christbäumchen aufflammen und dadurch gewissermaßen die trostlose Finsternis unserer Zeit in eine friedliche, lichte Mettennacht wandeln. Die Bräuche zwischen Weihnachten und Dreikönig sind etwas zusammen¬ geschmolzen. Die Begehung des „Wind- und Wassertages“ wie des „Geräte¬ betens“ in der Eferdinger Gegend haben nahezu aufgehört, desgleichen der Inn¬ viertler Johanniritt und das Johanniswein - Trinken. Erhalten blieben die Stefanibräuche, soweit sie sich um das Anschneiden des Kletzen- und Störi¬ brotes drehen, wie die zechenweisen Besuche der Burschen bei den Mädchen im mittleren, das lärmvolle nächtliche „Hillingfahren“ im oberen Innviertel und das vereinzelte Steffel- und Kletzenbrotreiten im Braunauer Bezirk. 233

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