Oberösterreichische Heimatblätter Schnitzer, noch nicht zur Gänze aufgeholt sein dürfte. Verhältnismäßig gut steht es um die Kirchenkrippen, die jetzt wieder allenthalben sorgfältig aufgestellt werden, wie nicht nur die heurige Durchsicht der Linzer Kirchenkrippen gezeigt hat. Auch auf dem Lande setzt die Wertschätzung der alten Krippen, wie etwa der von O. Kastner beschriebenen Neukirchener (a. d. Enknach), Altmünsterer und Gmundener u. a. wieder ein. Ja man bemüht sich auch um Neuanschaffungen, wie die Beispiele zu Gurten und Pischelsdorf zeigen. Hervorzuheben ist, daß das entzückende Krippentheater in Steyr seine Spieltätigkeit auch während des Krieges nicht unterbrochen hat und auch jetzt noch in der Zeit von Weihnachten bis Licht¬ messen alljährlich fortsetzt. Der Christbaum ist seit dem ersten Weltkrieg Allgemeingut der oberöster reichischen Bevölkerung geworden, doch verdienen zwei Aussprüche, die nach 1945 in A. im mittleren Innviertel aufgezeichnet werden konnten, Beachtung. So sagte die Hoanabäuerin dieses Ortes wörtlich: „So lang i Bäurin bin, kimmt koa Christbaum eina. Dös war der Brau nia!“ Und die Häuslerin Zilli Zaglauer erklärte: „Dös brauchts nöt, dös Gfrast da, bringt eh grad an Dreck eina!“. Die Nachfrage nach Christbäumen übertraf in der Stadt noch im vergangenen Jahr bei weitem das Angebot, daher begannen die Christbaumwerber auf eigene Faust in den Wald zu ziehen und nach Bäumchen zu suchen. Dies macht den Artikel „Holzknechte des Weihnachtsmannes“ verständlich, mit dem am 13. 12. 47 der „Mühlviertler Bote“ gegen diese Art von Waldfrevel zu Feld zog. Seine Ausführungen stimmen nahezu wörtlich mit den Verfügungen der auch in Ober¬ österreich geltenden Waldordnungen des 16.—18. Jahrhunderts überein und machen uns dadurch den damaligen Kampf der Forstverwaltungen gegen das massenhafte Abhauen der „Bachelboschen“ als den Vorläufern unseres heutigen Christbaumes besonders verständlich. Seit 1945 lebt auch der schon früher bekannte „Christbaum für alle“ wieder auf. Er erstrahlt aber nicht nur an den Hauptplätzen der einzelnen Orte, sondern auch, besonders unter dem Einfluß der amerikanischen Besatzung, in fast allen Bahnhöfen. Die elektrische Beleuchtung der Bäume bildet ein Gegenstück zu den ebenfalls mit elektrischen Glühbirnen erhellten Maibäumen, wie sie sich in jüngster Zeit zeigen. Als Gabenbringer galt bis 1930 noch häufig das „Goldene Rössel“. Heute ist an seine Stelle fast überall das Christkind getreten, doch wollte man auf die alte liebgewordene Gestalt nicht ohne weiteres verzichten und hat sich daher im Inn- und Mühlviertel folgende drei Kompromißlösungen zurechtgelegt: 1. Man richtet zwei verschiedene Bescherungen ein, eine am Vormittag durch das Goldene Rössel, dessen stürmische Ankunft durch das Schwenken von Plachen und gleich¬ zeitige Ausstreuen von Dörrobst aus den hochgelegenen Stadellucken angedeutet wird, und eine am Abend, bei der das Christkind „einlegt“ und den Weihnachts¬ baum bringt. 2. Dadurch, daß man die beiden Gestalten vereinigt, indem das Christkind auf dem Goldenen Rössel reitend oder in einem von ihm gezogenen 232
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