OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Knaipp: Die bäuerlichen Hinterglasbilder von Sandl, Buchers und Umgebung geführten Sandlbilder angeregte, bodenständige Erzeugung, die sich bis zur Jahr¬ hundertwende erhielt. Für die obenerwähnte Abhängigkeit der örtlichen Erzeugung in den Ost¬ gebieten der Monarchie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von den westkirchlichen Vorbildern aus Sandl, Buchers usw., dienen zahlreiche Stücke im Museum für Volkskunde in Wien zum Beweis. Aus der Geschäftskorrespondenz des Vinzenz Köck ist auch zu ersehen, wie sehr sich die Sandler Maler den Wünschen ihrer Abnehmer gegenüber aufge¬ schlossen zeigten: An Josef Pottar in Virje schreibt Köck am 5. August 1864: „Ich habe Ihnen auch einige serbische Heilige beigelegt. Sollten Sie davon ein anderesmal mehr brauchen, so bitte mir dies an zu zeigen .... Obwohl unzählige Verordnungen und Erlässe der Behörden in Alt-Öster¬ reich, in Bayern und zuletzt sogar ein Ministerialerlaß von 1891 in Numänien den Hausierhandel mit „Glasbildern“ bekämpft haben, hat doch die Beliebtheit dieser Ware und die Zähigkeit der Erzeuger und Verteiler für ihre Verbreitung über den ganzen Südosten Europas gesorgt. (Es bestand nahezu eine unge¬ schriebene Marktteilung, da die nordböhmischen und oberbayrischen Bilder fast ausschließlich nach Westen ausgeführt wurden!). Und wohin sie aus Ursachen poli¬ tischer oder wirtschaftlicher Natur nicht mehr kamen, dort setzte häufig ihre Nach¬ ahmung an Ort und Stelle ein, sodaß zu der schöpferischen Leistung dieses kargen Winkels an der Dreiländerecke Böhmen, Ober- und Niederösterreich noch die Lei¬ stung einer Befruchtung der Volkskunst unserer Nachbarvölker hinzugerechnet werden muß. Der volkstümliche Wortschatz der Sandlbildermaler Bei den Hinterglasmalern von Sandl und Umgebung hat sich im Laufe der Zeit — auch im Umgang mit ihren Verteilern und Abnehmern eine Art Be¬ Bildmotive er¬ rufssprache herausgebildet. Malgeräte, Arbeitsvorgänge und hielten eigene Bezeichnungen, deren ich eine Anzahl ausgeforscht habe, die noch keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Geräte und Zubehör „Malertafferl' nach den üblichen Maßen der betreffenden Glashütte zugeschnittenes Tafelglas, meist schlieriges, sogenanntes „Bundglas“. vom Rahmenmacher oder Dorftischler mittels „Nippleisten" Profilhobels roh geschnittene Weichholzleiste zur Rahmenerzeugung. „Kuschwati" angeblich zuerst in Kuschwarda, später bei Pierbach erzeugte, etwa 0,5 mm starke Spanbrettchen zum Schutze der Bildrück¬ seite, anfangs mit Holzkeilen, später mit Drahtstiften am Rahmen befestigt. „Riß" mit Tusche oder Bleistift nach dem Vorbild gezeichnete, vereinfachte Vorlage. 223

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