Knaipp: Die bäuerlichen Hinterglasbilder von Sandl, Buchers und Umgebung bildes, sondern zählten auch einen weit über die Länder der alten Monarchie aus¬ gespannten Bevölkerungskreis zu ihren ständigen Abnehmern. Die Sandler Hinterglasmalerei hatte nicht mehr Teil an jenem weltumspan¬ nenden Export deutscher Volkskunsterzeugnisse des 18. Jahrhunderts, der durch Vermittlung augsburgischer und anderer reichsstädtischer Großhandelshäuser über Genua, Amsterdam und Cadiz sich bis Ost- und Westindien, Südamerika und über die ganze Levante erstreckt hatte, ehe er ein Opfer der Kontinentalsperre zur Zeit der napoleonischen Kriege wurde. War doch erst um 1800 die erste Gruppe von Bucherser Hinterglasmalern über die böhmische Grenze ins Mühlviertel her¬ eingezogen. So konnte sich jene großzügige Organisation der Erzeugung und des Absatzes, wie sie von den nordböhmischen und oberbayrischen „Verlegern“ schon um die Mitte des 18. Jahrhunderts gepflegt wurde, gar nicht erst entwickeln. Es fehlten in Österreich auch Handelsstädte mit überseeischen Beziehungen oder Gro߬ handelshäuser mit internationalen Verbindungen, die sich hier der Volkskunst¬ erzeugnisse als willkommener und wohlfeiler Ausfuhrwaren hätten bedienen können. So blieb den Hinterglasmalern bei uns nur der Vertrieb durch Hausierer und Kraxenmänner sowie auf Märkten und an Wallfahrtsorten. Wenn trotzdem schon in den ersten Jahren seit dem Aufkommen dieser Haus¬ kunst zahlreiche Hausierer und Wanderhändler aus Tirol, Kärnten, Krain und der Gottschee den weiten Weg nach Sandl oder Buchers nicht scheuten, um sich hier die Kraxe mit Bildern vollzuladen und dann in die Länder der Donaumonarchie hin¬ auszuwandern, so spricht dieser Umstand für die schnell wachsende Beliebtheit der Ware und den verbreiteten Ruf der Erzeuger. Zwar drangen einzelne Wanderhändler schon früh in die Balkan- und Ost¬ länder vor, obwohl sie die meisten Wege größtenteils zu Fuß nur die Donau bot einen billigen Binnenwasserweg — zurücklegen mußten. Bald jedoch zeigte es sich, daß es für Erzeuger und Hausierer zweckmäßiger war, die Bilder durch Fuhr¬ leute oder auf dem Donauwege kistenweise sortiert an die Ausgangspunkte der Wanderungen voraus oder nach zu schicken. Nach Errichtung des Eisenbahnnetzes vollzog sich der Übergang zum Bahntransport wie von selbst. Somit standen die heimischen Hinterglasmaler — trotz der ungünstigeren Ausgangsbedingungen — ihren nordböhmischen und oberbayrischen Kollegen durchaus nicht an Unterneh¬ mungsgeist nach, sondern erfaßten aus ihrer ländlichen Abgeschiedenheit in den Waldgebieten doch rasch die sich ihnen bietenden Möglichkeiten. Als Beispiel möge eine Aufzählung der Frachtziele (außerhalb des heutigen Österreich!) dienen, an die eine einzige Hinterglasmalerwerkstatt — die des Vinzenz Köck in Sandl — um 1850 bis 1860 ihre Ware versandte. (Ich verdanke die Unterlage einem von Dr. G. Brachmann, Perg, freundlicherweise überlassenen Auszug aus den Geschäftsbüchern Köcks.) Brunneck Baja BöszörmenyCilli Belovar Wöltschberg Beregszasz Deutschbrod Bozen 221
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