OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Knaipp: Die bäuerlichen Hinterglasbilder von Sandl, Buchers und Umgebung unter Umständen auch der umgekehrte Vorgang: das mit schwarzer Farbe — Ausritzen der Zeichnung aus dem Farbanstrich und Unterlegen mit Blattmetall — ist eine aus dem Goldschmiede- und Kunsthandwerk der Städte erst spät aufs Land gedrungene, unbäuerliche Technik, die in dem besprochenen Gebiet kaum geübt wurde.) Das Farbbild Neben diesen rein hüttengewerblichen Techniken des Spiegelschliff- und des Goldschliffbildes entstand — besonders von den der Schlifftechnik unkundigen an gelernten einheimischen Arbeitskräften geübt — das einfache Farbbild, dessen Kontur nach Rißvorlagen durchgezeichnet und dann mit Wasser- und Olfarben nach eigener Eingebung bunt ausgemalt wurde, während ein einfacher Anstrich mit weißer, milchblauer, tiefblauer oder ockergelber Ölfarbe an die Stelle des Spiegelbelages oder Lampenrußanstriches trat. Das Ausfüllen der leeren Flächen mit Blumenzierat geschah in derselben köstlichen Phantasie, die auch die gleich¬ zeitige Möbel- und Keramikmalerei auszeichnet. Diese drei Typen: Das Spiegelschliffbild, das Goldschliffbild und das ein¬ stellen die erste Ent¬ fache Farbbild — mit oder ohne Blumenzierat — wicklungsstufe in unserer Gegend dar. Ihre Beispiele stammen größten¬ teils aus der Zeit zwischen 1770 und 1800 und aus dem Raume nördlich der böhmischen Grenze. Spiegelbild und Rußbild Als die Generation der Zuwanderer ausstarb, die nachbarlichen Hütten teils eingingen, teils die Glasveredlung durch Schliff und Vergoldung nicht mehr ausübten, ahmten die Nachfahren und ihre Helfer, Kleinbauernsöhne und Familienangehörige, die Schliffornamentik an den Spiegelbildern in weißer Farbe, an den Goldschliffbildern durch Blattgoldbelag oder Goldbronzebemalung der ungeschliffenen Tafel nach und verfuhren im übrigen wie ihre Vorfahren. Damit entstand zwischen 1800 und 1830 beiderseits des Grenzwaldes die zweite Entwicklungsstufe mit ihren wesentlichen Vertretern: dem Spiegel¬ bild (ohne Schliff!), dem (wegen seines „Hintergrundes") sogenannten „Ru߬ bild" und dem Kartuschbild Die Gewohnheit, jene aus der Glasschlifftradition entlehnten Ornamente mit dem Pinsel nachzumalen, kam auch dem Farbbild zugute: War es doch eine aus der Renaissancezeit übernommene Mode gewesen, Glastafeln mit einer „Kar¬ tusche“ in bunter Malerei mit Blattgoldverwendung zu verzieren und unter die ausgesparte runde, ovale oder barock geschweifte Mitte, das „Medaillon", ein Öl¬, Tempera- oder Aquarellbildchen oder dergleichen zu legen. Nun malte man eine solche Kartusche in Abwandlung der Schliffornamentik und füllte auch die Bild¬ mitte in farbiger Hinterglasmalerei mit den gewohnten Bildmotiven nach ver¬ kleinerten Rißvorlagen aus. Das Kartuschbild war entstanden. 219

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