OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Die Technik der Hinterglasmalerei in der Dreiländerecke Schon früh war die Kleinbauernbevölkerung in den kargen und armen Wald¬ landschaften zur Verbesserung ihrer Lebenshaltung durch alle Arten von Haus¬ gewerbe gezwungen. Die Errichtung von Glashütten in den holzreichen Gebieten warf willkommenen Verdienst ab. Und hier, als Glashüttenarbeiter, lernten die Wäldler mit dem Rohstoff Glas umgehen. Im Rahmen der Hohlglasveredlung erlernten sie den Glasschliff, die Glasvergoldung und die Hohlglasbe¬ malung in gebrannten oder auch kalten Farben. Zwischen den Hütten der böhmischen Randgebiete herrschte seit langer Zeit ein Austausch von Arbeitskräften, teils von den Hüttenmeistern zur gegenseitigen technischen Befruchtung, teils von Notzeiten in örtlichen Gebieten veranlaßt. Einem solchen Umstand war die Zuwanderung nordböhmischer Glasmaler in das Gebiet von Buchers und Sandl im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts zu danken. Sie brachten neben dem technischen Können auch einen altüberlieferten Ornament¬ schatz mit, der sich bei der alsbald zur Verbesserung ihrer Einnahmen begonnenen Tafelglasmalerei — besonders anfänglich — stark ausgewirkt hat. Das Spiegelschliffbild Ihnen, als den erfahrenen Erzeugern der beliebten „böhmischen Spiegel (auch oft „venezianisch“ genannt!), war die Verzierung des Tafelglases durch Kugel- und Mattschliff (vor dem Anbringen des Spiegelbelags) eine vertraute Kunst. Es bedurfte nur der Verbindung mit der Kenntnis der Hohlglasbemalung in kalten Farben und schon war die Voraussetzung zur Herstellung des Spiegel¬ bildes mit geschliffenem Ornament, des sogenannten „Spiegelschliffbildes geben. Nach dem Einschleifen des Ornaments wurde die Bildmitte mit Wasser¬ und Ölfarben bemalt und die ganze Fläche nach dem Trocknen abschließend mit dem Spiegelbelag versehen, der, die Lasurfarben durchleuchtend, jene zauberhaften Wirkungen hervorbrachte, die diesen Bildtyp auszeichnen. (Das Auskratzen der Umrisse eines geplanten Bildes aus fertig vom Glaser gekauften Spiegeln und Untermalen der so gewonnenen Bildfläche mit Farben ist eine Nachahmungs¬ technik der glashüttenfremden Maler-Handwerker in den Städten!) Das Goldschliffbild Die Kenntnis der Glasvergoldung ließ alsbald eine Abwandlung zu: War die mit Ornamentschliff versehene Glastafel an den Schliffstellen mit Blattgold unterlegt, dann die Bildmitte farbig ausgemalt und das Ganze abschließend mit einem Anstrich von Lampenschwarz (oder Kienruß) anstatt des Spiegelbelags überzogen, so war eine andere, jedoch ebenso bestechende Wrikung entstanden: die vergoldeten Schliffornamente hoben sich leuchtend von dem tiefschwarzen Grund und erhoben so die farbige Darstellung zu dem Funkeln von Edelsteinschmuck in Goldfassung. (Die Hinterglasradierung, d. h. das Ausritzen der Zeichnung aus dem Blattgold- oder Silberbelag einer Glastafel und darauffolgende Untermalen 218

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